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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Der Chirurg im Spagat – Lehre im klinischen Alltag

Meeting Abstract

  • Jasmina Sterz - Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Vanessa Britz - Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Thomas Kollewe - Goethe Universität Frankfurt, Frankfurter Arbeitsstelle für Medizindidaktik, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Sebastian Höfer - Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Teresa Schreckenbach - Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Maria-Christina Stefanescu - Universitätsklinikum Frankfurt, Zentrum Chirurgie, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Bernd Bender - Goethe Universität Frankfurt, Frankfurter Arbeitsstelle für Medizindidaktik, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Miriam Rüsseler - Goethe Universität Frankfurt, Frankfurter Arbeitsstelle für Medizindidaktik, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch473

doi: 10.3205/16dgch473, urn:nbn:de:0183-16dgch4738

Published: April 21, 2016

© 2016 Sterz et al.
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Text

Einleitung: Obwohl häufig die Bedürfnisse der Studierenden in der Lehrforschung betrachtet werden, gibt es nur wenige Studien, die auf die Sicht der Lehrenden abzielen. Noch geringere Aufmerksamkeit wurde bisher den Lehrenden an den peripheren Lehrkrankenhäusern zuteil, obwohl diese den Großteil der Studierenden in Famulaturen, Blockpraktika und im PJ unterrichten. Ziel der vorliegenden Arbeit ist daher, die Lehre an den Lehrkrankenhäusern und den Universitätskliniken im Stationsalltag aus Sicht der Lehrenden genauer zu beleuchten und Ursachen möglicher Probleme und Hemmnisse aufzuzeigen.

Material und Methoden: Zunächst wurden die Lehrenden mittels eines papierbasierten Fragebogens zur Lehre im Stationsalltag befragt. Dieser Fragebogen umfasst insgesamt 27 Items, die teilweise als Mehrfachauswahl, teilweise als Freitext gestaltet waren. Verteilt wurde dieser Bogen sowohl in den Universitätskliniken als auch an den Lehrkrankenhäusern und durfte von allen in der Chirurgie tätigen Ärzten unabhängig vom Weiterbildungsstand bearbeitet werden.

Basierend auf den Ergebnissen des Fragebogens wurde ein Leitfanden für strukturierte Interviews entworfen. Die Anzahl der geführten Interviews ergab sich aus dem Prinzip der inhaltlichen Sättigung.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 73 Fragebögen beantwortet und 21 Interviews geführt.

Die meisten Lehrenden gaben an, sehr gerne bis gerne mit Studierenden zusammenzuarbeiten, wobei nur knapp 60% ihre Lehre als gut bewerten, unabhängig vom eigenen Stand der Weiterbildung.

Befragt zu den größten Erschwernissen in der Lehre im klinischen Alltag benennen 85% der Lehrenden den Personalmangel in den Kliniken als ausschlaggebend, wohingegen eine mangelnde didaktische Qualifikation der Lehrenden nur von etwa einem Viertel als schwerwiegend betrachtet wird. Auch die steigenden Anforderungen an die Patientensicherheit (37%) und die gestiegenen Ansprüche der Studierenden (16%) werden nur von der Minderheit der Lehrenden als ursächlich gesehen.

In den Interviews zeigte sich, dass sich die wahrgenommenen Probleme mit zunehmenden Stand der eigenen Weiterbildung verändern: Während besonders junge Assistenzärzte die größten Probleme in der fehlenden Zeit und der eigenen Überforderung sehen, scheint mit zunehmendem Weiterbildungsstand die als mangelhaft empfundene Leistungsbereitschaft und Vorbereitung der Studierenden in den Fokus zu rücken. Unabhängig vom Weiterbildungsstand wird aber einheitlich bemängelt, dass die Lehre besonders in den peripheren Häusern, aber auch in den Universitätskliniken immer noch zu wenig Anerkennung durch Vorgesetzte und die übergeordnete Klinikleitung erfährt, obwohl sie von vielen Lehrenden als elementar wichtig betrachtet wird.

Schlussfolgerung: Neben der häufig geforderten didaktischen Weiterbildung der Lehrenden erscheint besonders in den peripheren Häusern, aber auch in den Universitätskliniken der Personalmangel und der daraus resultierende Mangel an Zeit das wichtigste Hemmnis für eine effektive Lehre. Somit erscheint es wichtig, neben einer nachhaltigen Verbesserung der personellen Rahmenbedingungen, die Wertigkeit der Lehre durch die Belohnung guter Lehrleistungen und Schaffung einer dahingehenden Transparenz zu erhöhen.