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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Funktionelle Langzeitergebnisse nach Anlage eines perinealen Kolostomas mit Imitation eines Neosphinkters durch seromuskuläre Manschette nach abdominoperinealer Rektumexstirpation

Meeting Abstract

  • Stephan Gretschel - Ruppiner Kliniken, Klinik Neuruppin, Hochschulklinikum der MHB, Allgemein- und Visceralchirurgie, Neuruppin, Deutschland
  • Thomas Moesta - KRH, Klinikum Siloah, Kinik für Allgemein- ,Visceral- und Minimalinvasive Chirurgiechirurgie, Hannover, Deutschland
  • Hendrik Albrecht - Ruppiner Kliniken, Klinik Neuruppin, Hochschulklinikum der MHB, Allgemein- und Visceralchirurgie, Neuruppin, Deutschland
  • Wasili Slisow - Ruppiner Kliniken, Klinik Neuruppin, Hochschulklinikum der MHB, Allgemein- und Visceralchirurgie, Neuruppin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch401

doi: 10.3205/16dgch401, urn:nbn:de:0183-16dgch4015

Published: April 21, 2016

© 2016 Gretschel et al.
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Einleitung: Eine onkologisch gerechte chirurgische Therapie des Rektumkarzinoms bedarf in 15 - 20% aller Fälle einer abdominoperinealen Rektumexstirpation mit Anlage eines permanenten Bauchwandkolostomas. Eine alternative chirurgische Rekonstruktion stellt die Anlage eines perinealen Kolostomas mit Imitation des Neosphinkters durch seromuskuläre Manschette dar.

Material und Methoden: In einem Zeitraum von 1993 bis 2015 wurden nach vorausgegangener Auswahl 51 Patienten aufgrund eines tiefsitzenden Rektumkarzinoms abdominoperineal exstirpiert und der Anlage eines perinealen Kolostomas mit Imitation eines Neosphinkters durch seromuskuläre Manschette zugeführt. Hierzu wurde die seromuskuläre Schicht des Dickdarms präpariert und spiralförmig zu einem Neosphinkter geformt und an der Levatorengruppe fixiert. Postoperativ erfolgte eine intensive physiotheapeutische (biofeedback) und psychologische Betreuung zur Gewöhnung und Aufbau eines pseudokontinenten Sphinktertonus. In den letzten 4 Jahren erfolgte zusätzlich die Operation laparoskopisch mit peranaler Bergung des Präparates und peranaler Fertigung des Neosphinkters. Auf Grund Histologischer Auswertung von Exstirpationspräparaten konnte gezeigt werden, dass oftmals nur die kranialen Anteile des Sphinkters, wenn überhaupt und niemals die kaudalen Anteile betroffen waren. So erfolgte in den letzten 4 Jahren, wenn onkologisch vertretbar, zusätzlich ein Teilerhalt der distalen Sphinkteranteile.

Ergebnisse: Nach Durchschnittlich 10 Jahren Nachbeobachtungszeit waren 11 Patienten verstorben, bei 3 lag ein lost of follow up vor und 4 Patienten erhielten ein permanentes Stoma bei Ischämie oder späterer Insuffizienz des Neospinkters. Bei 33 Patienten konnten funktionelle Langzeitergebnisse des Neospinkters erhoben werden. Dies erfolgte durch Bestimmung des Kontinenzscores nach Herold, Messungen des Sphinkterdruckes und Verwendung standardisierter Lebensqualitätsbögen. In der Langzeitbeobachtung hatten 24 Patienten eine Pseudokontinenz, 9 Patienten eine Teilpseudokontinenz nach Herold mit Ruhedrücken/Kneifdrücken im Mittel von 35/108 cmH2O und einem durchschnittlichen Kontinenzscore von 10. Die Entleerung erfolgte bei 7 Patienten mit Hilfe von Irrigation. Der Kontinenzscore, Ruhe- und Kneifdrücke sowie Lebensqualitätsbögen dokumentieren den langwierigen, jedoch erfolgversprechenden multifaktoriellen Prozess der Erlangung einer Pseudokontinenz des Neosphinkters. Es konnte gezeigt werden, dass nach Anwendung der Methode in der Mehrzahl der Fälle eine gute Lebensqualität in der Langzeitbeobachtung besteht, die durch laparoskopisches Vorgehen ohne Bauchschnitt und Sphinkterteilerhalt weiter verbessert werden kann, ohne die onkologische Radikalität zu vernachlässigen.

Schlussfolgerung: Die Anlage einer spiralförmigen, seromuskulären Manschette zur Imitation eines Neosphinkters nach Rektumamputation kann nach intensivem Training bei einem Großteil einer sorgfältig ausgewählten Patientengruppe zu einer Pseudokontinenz mit guten funktionellen Langzeitergebnissen mit einer zufriedenstellenden Lebensqualität führen. Durch zusätzliche Modifikation der operativen Methode lassen sich weitere Verbesserungen für den Patienten erzielen.