gms | German Medical Science

133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Sternumosteomyelitis – Pflicht zur Interdisziplinarität ? Ergebnisse einer retrospektiven monozentrischen Studie

Meeting Abstract

  • Benedikt Ribitsch - Klinikum Köln-Merheim - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie,, Köln, Deutschland
  • Rolf Lefering - Klinikum Köln-Merheim - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie,, Köln, Deutschland
  • Walter Perbix - Klinikum Köln-Merheim - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie,, Köln, Deutschland
  • Paul Christian Fuchs - Klinikum Köln-Merheim - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie,, Köln, Deutschland
  • Christian Weinand - Dietrich Bonhoeffer Klinikum, Department für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, Neubrandenburg, Deutschland
  • Harun Seyhan - Klinikum Köln-Merheim - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie,, Köln, Deutschland
  • Erhan Demir - Klinikum Köln-Merheim - Kliniken der Stadt Köln gGmbH, Klinik für Plastische Chirurgie, Handchirurgie,, Köln, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch362

doi: 10.3205/16dgch362, urn:nbn:de:0183-16dgch3627

Published: April 21, 2016

© 2016 Ribitsch et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Einleitung: Die Entwicklung einer Sternumosteomyelitis nach medianer Sternotomie steigert Morbidität und Mortalität.

Ziel der Studie war es, nach Sensibilisierung der Thematik, mögliche Einflüsse auf die hohe Komplikationsrate näher zu betrachten. Daraus sollten Ansätze zur Therapieoptimierung entwickelt und ein Appell an die frühzeitige Interdisziplinarität hervorgehen.

Material und Methoden: 192 Patienten (124 männlich; 68±9,5 Jahre) wurden in einer retrospektiven Datenanalyse hinsichtlich Grunderkrankung mit konsekutiver kardiochirurgischer Indexintervention, präoperative Risikofaktoren, plastisch-chirurgischer Sekundärtherapie und Komplikation erfasst. Eingeschlossen wurden Patienten mit einer thorakalen Wundheilungsstörung nach Sternotomie in einem Zeitraum zwischen 2004 bis 2013.

Ergebnisse: Mit einer mittleren Zeitdauer von 77 Tagen erfolgt eine Überweisung von n=192 Patienten (Aufnahmealter von 68±9,5 Jahre) und mittlerer Wundgröße von 105±149 cm². Wundheilungsstörung nach Indexoperation (n=137 ACVB; n=20 AKE/MKE; n=26 ACVB+MKE/AKE; n=9 sonstige) im Median nach 15,7±10,4 Tagen.

Eine Anzahl von n=97 Patienten wurden auf der Intensivstation behandelt. N=31 Patienten verstarben während des Aufenthaltes (n=26 bei Aufnahme intubiert).

Häufigster Keimnachweis: Staphylococcus epidermidis (n=62). Insgesamt positiver Nachweis für multiresistente Keime (MRK) in n=67 Fällen, davon n=19 bereits bei Aufnahme intensivtherapiepflichtig. Gesamtliegedauer bei mit MRK+ Fällen 51,74±38,15 Tage und bei MRK- Fällen nur 39,26±20,82 Tage (p<0,05).

Hierbei wurde eine VAC-Therapie in einer Periode über 16,6±9,2 Tage bei n=181 Patienten mit 2,3±1,3 fachem-Wechsel durchgeführt. Im Mittel waren 2,9±1,2 Wunddebridements bei n=181 Patienten notwendig.

Die Defektdeckung erfolgte in n=178 Fällen mittels Pectoralis-Lappenplastiken (n=129: bilateral: 103; unilateral: 26); Rectus-Lappenplastiken (n=19), Latissimus-Lappenplastiken (n=15) sowie sonstige (n=15). Hierbei wurden n=73 Revisionsoperationen nach im Mittel 16,4±10,7 Tagen bei einer Wundgröße von 165,1cm²±149,5cm² notwendig. Im Rahmen dieser Revision wurden n=51 Pectoralis-Lappen, n=7 Latissimus-Lappen und n= 6 VRAMs, (sonstige n=9) durchgeführt. Zweite Revisionsoperation bei n=15 Patienten.

Eine signifikant längere Verweildauer bei Patienten mit MRK (p=0,004) gegenüber Patienten ohne MRK. Erhöhtes Risiko einer Wundheilungsstörung bei Patienten mit MRK (44,8%) gegenüber Patienten ohne MRK (33,6%)bei p=0,093.

Schlussfolgerung: Durch ein radikales Debridement ist eine erfolgreiche Therapie, bei dennoch hoher Mortalität, möglich. Ein besseres Outcome kann durch eine zeitnahe Überweisung in ein geeignetes rekonstruktives Umfeld erzielt werden. Damit wird die Notwendigkeit aufwendiger Lappenplastiken mit verlängerter Verweildauer verhindert. Erwartungsgemäß führt eine Belastung mit Problemkeimen zu einem schlechteren Outcome im Sinne vermehrter Wundheilungsstörung und Revisionen verbunden mit einer längeren Liegedauer. Durch eine stärke verzahnte Zusammenarbeit zwischen der Primärbehandlung und den Plastischen Chirurgen kann diese nicht selten Komplikation mit guten Ergebnisse in einem Therapieerfolg münden.