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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Behandlungserfolg neurochirurgischer und endovaskulärer Therapie intrakranieller Aneurysmata von Patienten einer Klinik für Neurochirurgie

Meeting Abstract

  • Felix Kramer - Vivantes Klinikum im Friedirchshain, Klinik für Neurochirurgie, Zentrum für Schädelbasis- und Wirbelsäulenchirurgie, Berlin, Deutschland
  • M. Schomacher - Vivantes Klinikum im Friedirchshain, Klinik für Neurochirurgie, Zentrum für Schädelbasis- und Wirbelsäulenchirurgie, Berlin, Deutschland
  • H. Hosch - Vivantes Klinikum im Friedirchshain, Klinik für Neurochirurgie, Zentrum für Schädelbasis- und Wirbelsäulenchirurgie, Berlin, Deutschland
  • D. Moskopp - Vivantes Klinikum im Friedirchshain, Klinik für Neurochirurgie, Zentrum für Schädelbasis- und Wirbelsäulenchirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch286

doi: 10.3205/16dgch286, urn:nbn:de:0183-16dgch2861

Published: April 21, 2016

© 2016 Kramer et al.
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Text

Einleitung: Operativ-neurochirurgisches Clipping & interventionell-endovaskuläres Coiling sind die wichtigsten Methoden, hirnarterielle Aneurysmata zu behandeln. Die endovaskuläre Versorgung hat insbesondere quantitativ sowie qualitativ an Bedeutung gewonnen, ist als alleinige Behandlung aber nicht uneingeschränkt gegenüber einer individualisierten, gegebenenfalls die Verfahren kombinierenden Behandlung zu favorisieren; es gibt Kontroversen über die bestmögliche Therapiestrategie. Ziel dieser Arbeit ist die retrospektive Untersuchung, ob in der klinischen Patientenversorgung Vorteile für eines der Verfahren bezüglich des Outcomes bestehen.

Material und Methoden: Retrospektiv ausgewertet wurden 150 Fälle der Klinik für Neurochirurgie zwischen Januar 2008 und Juni 2011 (=42 Monate). Einschlusskriterium der Analyse war die Behandlung eines angiografisch nachgewiesenen Aneurysmas, rupturiert oder unrupturiert. Ausgeschlossen wurden nicht-behandelte Patienten (6 Pat.), sowie jene mit angionegativer SAB (8 Pat.). 136 Patienten wurden insgesamt behandelt und davon 108 nach 6 bzw. 12 Monaten nachuntersucht. Die verbleibenden 28 Patienten wurden aufgrund fehlender Nachuntersuchung in einer Missinganalyse betrachtet. Untersucht wurde initial, im Verlauf sowie abschließend, klinisch und apparativ (CT, MRT, konventionelle Angiografie), bewertet mittels Standardscores (Glasgow Coma Scale, modifizierte Glasgow Outcome Scale, Fisher-Klassifikation, Klassifikation nach Hunt & Hess). Die Daten wurden statistisch ausgewertet (SPSS, χ2-, t-Test, Mann-Whitney-, Kruskal-Wallis-Test).

Ergebnisse: 25 Patienten hatten ein unrupturiertes Aneurysma, 83 Patienten hatten eine aneurysmatische SAB (Hunt & Hess Grad I=8, Grad II=33, Grad III=21, Grad IV=6, Grad V=15). 27 Patienten wurden geclippt und 81 gecoilt (Unterschied für H&H in den Therapiegruppen bei p=0,6 nicht signifikant); 9 der 108 Patienten erhielten eine mehrzeitige kombinierte Therapie. Es gab in beiden Subgruppen (rupturiertes, unrupturiertes Aneurysma) keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich Coiling versus Clipping im kurzfristigen Outcome (p=0,08 mit SAB, p=0,17 ohne SAB) und im Outcome nach 12 Monaten (p=0,32 mit SAB, p=0,84 ohne SAB). Ein tendenzieller Vorteil für das Coiling im Kurzeit-Follow-Up bestand im Langzeit-Follow-Up nicht mehr. Eine Korrelation der initialen Schwere der Symptomatik mit ungünstigem Outcome nach 12 Monaten (p=0,02) und einem hohen Grad in der Fisher-Klassifikation (p=0,04) wurde gesehen.

Schlussfolgerung: Das hirnarterielle Aneurysma ist unverändert eine lebensbedrohliche Erkrankung. Von einem individualisierten, interdisziplinär-therapeutischen Vorgehen profitieren Patienten. Die vorliegende, unizentrische Versorgungsstudie bildet dies ab und hält einem Vergleich mit internationalen Studien stand. Es konnte mit den verwendeten Testverfahren kein Vorteil für eine der beiden Therapievarianten als singuläres Behandlungsverfahren gefunden werden. Da die meisten Aneurysmata operativ versorgt werden können – mit vergleichbarem Outcome – ist die operative Therapie eine gute Möglichkeit, falls eine endovaskuläre Aneurysmaversorgung nicht erfolgsversprechend oder verfügbar ist. Die beiden Therapieformen sollten ergänzend statt konkurrierend verwendet werden.