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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Ältere Patienten mit synchron hepatisch metastasiertem kolorektalem Karzinom – Behandeln wir sie ausreichend?

Meeting Abstract

  • Markus Albertsmeier - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Andrea Suhs - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Tobias Schiergens - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Gabriele Schubert-Fritschle - Klinikum der Universität München, Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland
  • Renate Eckel - Klinikum der Universität München, Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland
  • Markus Otto Guba - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Jens Werner - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, München, Deutschland
  • Jutta Engel - Klinikum der Universität München, Institut für Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, München, Deutschland
  • Martin Kurt Angele - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch206

doi: 10.3205/16dgch206, urn:nbn:de:0183-16dgch2065

Published: April 21, 2016

© 2016 Albertsmeier et al.
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Text

Einleitung: Tumorregisterdaten zeigen eine Abhängigkeit des Überlebens beim kolorektalen Karzinom vom Patientenalter. Ziel dieser Arbeit war die Klärung der Frage, ob das Alter einen unabhängigen Risikofaktor darstellt oder ob eine unterschiedliche Behandlung älterer Patienten deren Prognose bestimmt.

Material und Methoden: Von allen Patienten, die an unserer Klinik während des Zeitraumes 2002-2012 aufgrund von synchronen Lebermetastasen eines kolorektalen Karzinoms behandelt wurden, erfassten wir neben dem Patientenalter Daten zum Primärtumor, zum Ausmaß der Metastasierung, zur applizierten Erstlinienchemotherapie sowie zum Ergebnis einer Resektion der Lebermetastasen zum Patientenüberleben. Risikofaktoren des Patientenüberlebens wurden in einem Cox Proportional Hazard Modell identifiziert.

Ergebnisse: In dem Zeitraum 2002 bis 2012 wurden an unserer Klinik 476 Patienten mit synchron metastasierten Lebermetastasen eines kolorektalen Karzinoms behandelt, davon waren 121 Patienten (25,4%) ≥ 70 Jahre. Ältere Patienten zeigten ein kürzeres medianes Überleben (23,2 vs. 29,5 Monate, p = 0,013). Sie erhielten nahezu doppelt so häufig keine (24,8% vs. 13.5%) oder lediglich eine 5-FU-basierte Chemotherapie (33,9% vs. 15,5%) aber deutlich seltener eine Platin-basierte oder Irinotecan-Therapie (41,3% vs. 71,0%, p < 0,001). Eine vollständige chirurgische Tumorentfernung wurde seltener versucht und auch seltener erreicht (28,1% vs. 39,4%, p = 0,049). In der multivariaten Analyse (n = 347) waren ein nodal positiver Primarius (vs. N0; Hazard Ratio (HR) 1,550, p = 0.015), Grading G3/G4 (vs. G1/G2; HR 1,484, p = 0,004), das Vorhandensein von >5 Leberläsionen (vs. 1-5 Herde; HR 1,983 p < 0,001) sowie eine synchrone extrahepatische Metastasierung (HR 1,389, p = 0,039) unabhängige Risikofaktoren, während eine Tumorlokalisation im Rektum (vs. restliches Kolon; HR 0,728, p = 0,027) zu einem besseren Überleben führte. Eine vollständige chirurgische Tumorentfernung brachte den größten Überlebensvorteil (HR 0,318, p < 0,001), gefolgt von einer Platin-basierten oder Irinotecan-Therapie (HR 0,508, p = 0,001), während das Patientenalter nach Berücksichtigung dieser Faktoren keinen entscheidenden Einfluss mehr zu haben schien.

Abbildung 1 [Abb. 1]

Schlussfolgerung: Ältere Patienten mit metastasiertem kolorektalem Karzinom zeigen ein schlechteres Überleben weil sie seltener einer aggressiven Tumortherapie zugeführt werden, nicht aber aufgrund ihres Alters per se. Älteren Patienten sollten, wenn Komorbiditäten es erlauben, alle therapeutischen Optionen angeboten werden.