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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Effizienz und Sicherheit der Pfortaderembolisation bei onkologischen Patienten vor ausgedehnten Leberresektionen

Meeting Abstract

  • Alexander Bernsmeier - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Leonie Aschauer - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Felix Braun - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Thomas Becker - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland
  • Jost Phillip Schäfer - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, Kiel, Deutschland
  • Sebastian Hinz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Thorax-, Transplantations- und Kinderchirurgie, Kiel, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch201

doi: 10.3205/16dgch201, urn:nbn:de:0183-16dgch2016

Published: April 21, 2016

© 2016 Bernsmeier et al.
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Text

Einleitung: Zur kurativen Behandlung von Lebermetastasen sowie primären Lebertumoren sind oft ausgedehnte Leberteilresektionen notwendig. Um die Entscheidung über eine Operabilität des Patienten zu objektivieren wird auf dem Boden einer Lebervolumetrie das Verhältnis von Restlebergewicht zu Körpergewicht, das sogenannte "liver weight to body weight ratio“ (LWTBWR) bestimmt. Bei LWTBWR Werten unter 0,5% besteht das hochgradige Risiko einer postoperativen Leberinsuffizienz, sodass in der Regel von einer Resektion Abstand genommen werden muss.

Die selektive Pfortaderembolisation (PVE) ist eine häufig angewandte Methode zur Steigerung der portalen Blutflusses im Bereich der zu erwartenden Restleber und führt konsekutiv zu einer Hypetrophie des Lebergewebes.

In dieser Studie soll die Effizienz der Pfortaderembolisation sowie das postoperative Auftreten einer Leberinsuffizienz und das Langezeitüberleben nach ausgedehnten Leberresektionen in Abhängigkeit einer durchgeführten PVE untersucht werden.

Material und Methoden: In den Jahren 2008 bis 2013 wurden an unserem Zentrum bei 72 Patienten eine Hemihepatektomie oder erweiterte Hemihepatektomie durchgeführt. Etwa ein Drittel der Patienten hatte Metastasen eines kolorektalen Karzinoms, ein Drittel einen primären Lebertumor und ein Drittel Metastasen anderer Entitäten. Für 67 Patienten lagen CT Bilder vor, auf dessen Grundlage Volumetrie-Daten gewonnen werden konnten. Das zukünftige Restlebervolumen - "future liver remnant" (FLR) - sowie das LWTBWR wurden mit der Software OSIRIX® berechnet. Patienten mit normaler Leberfunktion, bei denen ein LWTBWR <0,5 % bestand wurden für eine präoperative selektive PVE geplant. Überlebensdaten wurden mittels Kaplan-Meier Analysen und Log-rank Test untersucht, die Risikofaktoranalyse bezüglich einer postoperativen Leberinsuffizienz erfolgte mittels einfacher und multipler binärlogistischer Regression.

Ergebnisse: Bei 39 Patienten konnte die Operation primär durchgeführt werden, 34 Patienten mussten sich bei einem LWTBWR von <0,5 % zunächst einer PVE unterziehen. Hierbei bestand ein signifikant geringeres FLR sowie LWTBWR in der Gruppe der PVE Patienten (p<0,01). 24 dieser Patienten konnten anschließend einer Operation zugeführt werden, die restlichen 10 Patienten konnten bei bildmorphologischem Tumorprogress nicht mehr kurativ behandelt werden. Nach durchgeführter PVE zeigten alle Patienten ein LWTBWR von >0,5 % und es bestand kein maßgeblicher Unterschied des FLR zwischen den zwei Gruppen. Periinterventionelle Komplikationen wurden nicht beobachtet.

Das mediane Überleben der Patienten lag bei 28 Monaten. Hierbei ergab sich kein signifikanter Unterschied in Abhängigkeit einer durchgeführten PVE. Bei 20% der Patienten kam es postoperativ zu einer passageren Leberinsuffizienz. Es zeigte sich kein erhöhtes Risiko in der Gruppe der Patienten mit Pfortaderembolisation im Vergleich zu der Gruppe der primär operierten Patienten.

Schlussfolgerung: Die Pfortaderembolisation ist eine sichere und effektive Methode zur Erhöhung des postoperativen Restlebervolumens und Erreichen eines resektablen Status und führt in unserem Kollektiv nicht zu einem vermehrten Auftreten von postoperativen Leberinsuffizienzen sowie zu einem verschlechterten Überleben der Patienten. Die PVE ist ein wichtiges Instrument zum Erreichen höherer Resektionsraten in Patienten mit ausgedehntem Tumorbefall der Leber und kann somit mehr Patienten einer potentiell kurativen chirurgischen Therapie zuführen.