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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Große hepatozelluläre Karzinome: Plädoyer für ein primär chirurgisches Vorgehen

Meeting Abstract

  • Robert M. Eisele - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Deutschland
  • Roland Seidel - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Deutschland
  • Maximilian von Heesen - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Deutschland
  • Christina Junkes - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Deutschland
  • Jochen Schuld - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Deutschland
  • Matthias Glanemann - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Homburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch198

doi: 10.3205/16dgch198, urn:nbn:de:0183-16dgch1980

Published: April 21, 2016

© 2016 Eisele et al.
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Text

Einleitung: Große Hepatozelluläre Karzinome (gHCC) über 3 cm werden in das Barcelona Clinic Liver Cancer (BCLC) Stadium B eingestuft und haben eine schlechte Prognose. Die empfohlene Standardtherapie ist die transarterielle Chemoembolisation (TACE). gHCC in Zirrhose sind nicht selten grenzwertig resektabel oder irresektabel, lokalablative Verfahren bei Tumorgrößen oberhalb von 3 cm nur mit überlappenden Ablationsarealen, offen-chirurgischer Ablation oder in Kombination mit TACE effektiv. Dennoch ist die chirurgische Therapie stets ein unabhängiger Faktor, der die Prognose verbessert. Ziel unserer Untersuchung war es, an konsekutiven Patienten mit gHCC den Wert eines chirurgischen Therapiekonzeptes unter Einschluss von Resektion und Ablation unter Beweis zu stellen.

Material und Methoden: Alle Patienten mit gHCC von 4 bis 10 cm maximaler Tumorgröße, gut erhaltener Leberfunktion im CHILD-Stadium A und einem Performance-Status von 0 oder 1 nach ECOG, die chirurgisch zugewiesen oder im interdisziplinären Tumorboard besprochen wurden, wurden laparotomiert oder laparoskopiert, sofern keine Kontraindikationen dagegen vorlagen, auch bei portalem Hypertonus. Intraoperativ erfolgte die Entscheidung zur Resektion (Gruppe 1, n= 51) oder Thermoablation (Gruppe 2, n= 13). Alle abladierten Patienten wurden zwischen 4 und 6 Wochen postoperativ zur programmierten TACE einbestellt. Schnittbildgebende Kontrolluntersuchungen erfolgten im Abstand von drei Monaten. Die Ergebnisse wurden mit einem historischen Kontrollkollektiv von mit TACE behandelten gHCC-Patienten verglichen (Gruppe 3, n= 19).

Ergebnisse: 62 Patienten unterzogen sich einer Laparotomie, 2 wurden laparoskopisch thermoabladiert. Das mediane Überleben der Gruppen 1 und 2 lag mit 33 Monaten deutlich über dem der Gruppe 3 (23 Monate); dieser Unterschied erreichte aber keine statistische Signifikanz. Die Mortalität in den Gruppen 1 und 2 lag bei 6 % (n= 4), die Morbidität bei 31 %. Die Gruppen 1 und 2 unterschieden sich hinsichtlich Morbidität, Mortalität und Überleben nicht voneinander.

Schlussfolgerung: Ein primär chirurgischer Ansatz ist in selektionierten gHCC-Patienten mit gut erhaltener Leberfunktion machbar und erfolgversprechend. Diese Patienten profitieren unabhängig vom BCLC-Stadium von einer chirurgischen Therapie, die sowohl aus Resektion als auch Ablation bestehen kann. Die TACE ist zur Verbesserung der Ablationsergebnisse auch postoperativ zweckdienlich und führt tendenziell zu einer Verlängerung des Überlebens. Das rechtfertigt die höhere Morbidität der Operation. Der primär chirurgische Ansatz konkurriert mit der initialen TACE, die in Abhängigkeit vom Ansprechen auf die Therapie weitere Interventionen triggert. Prospektiv-randomisierte Studien sind zur Klärung der Frage wünschenswert.