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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Messung der Leberfunktion nach großen abdominalchirurgischen Operationen mittels Maximal Liver Function Capacity Test (LiMAx Test). Korrelation mit der farbkodierten Dopplersonographie der Lebergefäße und dem Indocyaningrün Test und dem Interleukin-6

Meeting Abstract

  • Magnus Kaffarnik - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Gabriel Stöger - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Julia Liebich - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Johann Pratschke - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Martin Stockmann - Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch048

doi: 10.3205/16dgch048, urn:nbn:de:0183-16dgch0484

Published: April 21, 2016

© 2016 Kaffarnik et al.
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Text

Einleitung: Patienten nach großen abdominalchirurgischen Operationen entwickeln regelmäßig eine systemische inflammatorische Antwort (SIRS) im Rahmen einer postoperativen Stressreaktion, die zu einer Organdysfunktion führen kann. Die Bestimmung der Leberfunktion ist durch statische Leberfunktionstests (Bilirubin, ASAT, ALAT, gGT, Quick, Laktat) nur ungenau möglich. Der Indocyaningrün-Test (ICG), als klassischer dynamischer Leberfunktionstest, ist von verschiedenen Faktoren, insbesondere der Leberdurchblutung, abhängig. Deshalb ist er nur bedingt geeignet eine Leberdysfunktion zu erkennen. Der neu entwickelte Maximal Liver Function Capacity Test (LiMAx-Test) spiegelt die Stoffwechselleistung der Leber wider, indem er die Funktion des Cytochrom P 450 1A2 bestimmt. Dadurch ist er in bestimmten klinischen Situationen sensitiver als der ICG-Test. Mit dem LiMAx-Test ist es außerdem erstmals möglich die Leberfunktion zu quantifizieren.

Material und Methoden: In eine prospektive klinische Studie wurden 25 Patienten eingeschlossen, die sich einer Ösophagusresektion oder transhiatal erweiterte Gastrektomie unterziehen mussten. Die Messungen und Blutabnahmen wurden präoperativ und an den Tagen 1, 3, 5-7 und 9-11 postoperativ durchgeführt. An diesen Tagen erfolgt die Quantifizierung der Leberfunktion mittels LiMAx-Tests, die Bestimmung der Indocyaningrün-Plasmadilutionsrate (ICG-PDR) und die farbkodierte Dopplersonographie (FKDS A. hep.: RI und Vmax; Pfortader: RI und Vmax). Ferner wurden Serumroben zur Bestimmung der Routinelabor- und leberspezifischen Parameter abgenommen. Die statistische Auswertung erfolgte bei Normalverteilung mit dem t-Test für paarige Stichproben und bei nicht normalverteilten Parametern mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test für paarige Stichproben. Die Werte der Diagramme werden als Median mit dem Interquartilbereich gezeigt.

Ergebnisse: Am POD 1 nach der Operation ist der LiMAx-Wert signifikant erniedrigt und liegt unterhalb des Normbereiches. Anschließend steigt der Median bis Tag 3 in den Normbereich, um an den späteren Messzeitpunkten oberhalb des präoperativen Wertes zu liegen (Diagramm: Abbildung 1 [Abb. 1]). Der ICG-Test ist zu keiner Zeit erniedrigt und liegt an POD 3 und 5-6 oberhalb des Referenzbereiches. IL-6 ist am 1. POD signifikant erhöht, fällt bis zum POD 3 signifikant ab und bleibt bis zum Ende des Messzeitraums knapp oberhalb des Normalbereiches. Die FKDS der Leber ist zu jedem Messzeitpunkt für jeden Messparameter im Normbereich, zeigt aber postoperativ einen verstärkten Fluss im Leberhilus an.

Schlussfolgerung: Nach großen abdominalchirurgischen Operationen ist die Leberfunktion beeinträchtigt. Mangels geeigneter Tests konnte dies bisher nicht nachgewiesen werden. Mit dem LiMAx Test konnten wir erstmalig den Einfluss eines Operationstraumas auf die Leber zeigen. Erhöhte ICG-Werte des ICG und eine beschleunigte Leberdurchblutung in der FKDS weisen auf eine hyperdynamische Kreislaufregulation im Rahmen des potoperativen SIRS hin. Hohe IL-6 Werte unterstützen diese Hypothese. Der LiMAx-Test, der die enzymatische Leberleistung (Cytochrom P4501A2) beschreibt, scheint eine Leberdysfunktion besser zu beschreiben, als der durchblutungsabhängige ICG-Test.