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133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

26.04. - 29.04.2016, Berlin

Dynamische Mundwinkelanhebung durch komplette Transposition des M. temporalis

Meeting Abstract

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  • Lei Li - Klinikum Oldenburg, MKG-Chirurgie, Oldenburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 133. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 26.-29.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16dgch035

doi: 10.3205/16dgch035, urn:nbn:de:0183-16dgch0359

Published: April 21, 2016

© 2016 Li.
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Einleitung: Ein hängender Mundwinkel gehört zu einer der schlimmsten Gesichtsdeformitäten, die sowohl zur Funktionsstörung als auch zur ästhetischen Entstellung führen. Wenn die primär direkte oder indirekte Nervrekonstruktion nicht durchführbar ist, kommen die klassischen Methoden mit einem Temporalismuskeltransfer nach Lexer sowie das modifizierte Verfahren durch Temporalismuskel plus Faszia lata nach McLaughlin in Frage. Nachteile dieser Methoden sind der Heberdefekt bzw. die Wulstbildung im Wangenbereich (Lexer) oder indirekt periorale Zügelung (McLaughlin). Durch eine Mobilisierung und Transposition des gesamten M. temporalis können sowohl die temporale Wulstbildung als auch der Gewebedefekt am Planum temporale vermieden werden. Bei dieser modifizierten Temporalisplastik kann durch willkürliche Muskelkontraktion eine gewisse mimische Aktivität erlernt werden.

Material und Methoden: Von Mai 2006 bis Oktober 2015 sind in einer Klinik insgesamt 11 Patienten (12 Gesichtsseiten) mit totaler oder partieller Gesichtslähmung nach der neuen Methode operiert worden. Die Diagnosen sind: Tumoren (6), Schussverletzung (1), Gesichtsnervverletzung (1), angeborene Facialisparese (1), Bell´s Parese (1). Eine weitere Patientin hat oculopharyngeale Muskeldystrophie. Bei dieser Patientin sind beidseitige Operationen durchgeführt worden. Durch großzügigen Bügelschnitt und temporäre Jochbogenosteotomie wurde der M. temporalis komplett von seinem Ansatz abgelöst. Er blieb in der Tiefe nur an seinem Nerv- und Gefäßbündel gestielt. Anschl. wurde dieser Muskel gedehnt und refixiert: cranial an dem anterioren 2/3 der Fossa temporalis und caudal am Mundwinkel. Alle Patienten sind durch Fotos und Videos dokumentiert. Die Follow-up-Zeit beträgt 20 bis 113 Monate.

Ergebnisse: Bis auf 2 Patienten mit kleiner Wunddehiszenz gab es keine Komplikationen. 2 Patienten (3 Seiten) können den Mundwinkel willkürlich über 1,5 cm nach cranial und lateral anheben. Bei 7 weiteren Fällen liegt der Bewegungsbereich zwischen 1 bis 1,5 cm. Alle Patienten sind mit dem Operationsergebnis zufrieden und hätten die Operation nochmals gewählt.

Schlussfolgerung: Dynamische Mundwinkelanhebung durch komplette Transposition des M. temporalis ist eine Modifizierung bzw. Verfeinerung der klassischen Vorgehensweise der Gesichtszügelungsplastik mit der gleichen Muskulatur. Dabei wurde der M. temporalis in allen seinen Ansatzpunkten abpräpariert und an dem in der Tiefe liegenden Nervgefäßbündel gestielt belassen. Danach wurde die Muskulatur in die Länge gezogen und refixiert, cranial an der Fossa temporalis anterior und caudal an dem noch verbliebenen M. orbicularis oris im gelähmten Mundwinkelbereich. Dieser Punkt war ursprünglich am Processus muscularis mandibulär ansitzend. Dieses Verfahren ist indiziert für alle Patienten mit hängendem Mundwinkel durch permanente Facialisparese, bei denen eine direkte oder indirekte Nervrekonstruktion nicht mehr sinnvoll erscheint. Die klinischen Ergebnisse sind erfolgversprechend und motivierend. Die dynamisch ziehende Kraft des M. temporalis wird direkt auf den Mundwinkel ausgeübt. Die Innervation des M. temporalis erfolgt nicht durch den N. facialis, deswegen kann man auch keine mimische Bewegung durch Emotionen erwarten. Durch willkürliche Muskelkontraktion ist nach physiotherapeutischer Ableitung ein „temporal smile“ erlernbar.