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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Perigraftreaktion von unbeschichteten und antibakteriell beschichteten Silberazetat- und Rifampicin-Dacron-Gefäßprothesen – Eine quantitative Analyse am tierexperimentellen Rückenhautkammermodell der Maus

Meeting Abstract

  • Mohammed R. Moussavian - Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • Matthias W. Laschke - Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • Georg Schlachtenberger - Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • Maximilian von Heesen - Klinik für Allgemeine Chirurgie, Viszeral-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland
  • Michael D. Menger - Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie, Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch470

doi: 10.3205/15dgch470, urn:nbn:de:0183-15dgch4700

Published: April 24, 2015

© 2015 Moussavian et al.
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Text

Einleitung: Rifampicin und Silber werden als antibakterielle Substanzen zur Oberflächenbehandlung von Dacronprothesen eingesetzt. Der antimikrobielle Wirkmechanismus ist grundsätzlich verschieden. Die Inzidenz der Gefäßprotheseninfekte hängt dabei nicht nur von der Oberflächenbeschichtung ab, sondern auch von der adäquaten Integration der Implantate im Gewebe des Empfängers. Die Inkorporationsfähigkeit beider Beschichtungen war Gegenstand dieser experimentellen Studie.

Material und Methoden: Als tierexperimentelles Modell wurde die Rückenhautkammer der Maus verwendet. Unbeschichtete Dacronprothesen (Dacron) und Dacronprothesen mit Rifampicin (Dacron-Rifamp)- oder Silberazetatbeschichtung (Dacron-Ag) wurden in die Rückenhautkammer einer C57BL/6-Maus implantiert. Anschließend wurden Angiogenese und Entzündungsreaktion in der direkten Umgebung des Implantates über einen Beobachtungszeitraum von 14 Tagen mittels repetitiver intravitaler Fluoreszenzmikroskopie untersucht. Nach Beendigung der in-vivo-Experimente wurden Zellproliferation und Apoptose histologisch sowie immunhistochemisch analysiert.

Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigten eine signifikant erhöhte Kapillardichte am Implantationsrand der Dacron-Ag verglichen mit Dacronprothesen und Dacron-Rifamp. Eine verminderte leukozytäre Entzündungsreaktion im Empfängergewebe konnte unter Einfluss von Rifampicin nachgewiesen werden. Die funktionelle Kapillardichte als Parameter für Angiogenese war an den Tagen 10 und 14 unter Einwirkung von Rifampicin im Vergleich zur Dacronkontrolle und Dacron-Ag signifikant reduziert. Die immunhistochemische Auszählung von CD31 positiven Zellen bestätigte am Tag 14 das Ergebnis der Intravitalmikroskopie. Die Auswertung der PCNA positiver Zellen ergab eine höhere Perigraftproliferation unter Silbereinfluss.

Schlussfolgerung: Wie die Ergebnisse der Experimente zeigen, verbessert die oberflächliche Silberazetatbeschichtung von Dacronprothesen die Vaskularisierung der Implantate ohne dabei eine nennenswerte Entzündungsreaktion im Gewebe des Empfängers hervorzurufen. Demzufolge kann eine modifizierte Prothesenbeschichtung mit Silberazetat eine verbesserte Inkorporation der Implantate im Gewebe bewirken. Die Vorbehandlung von Dacronprothesen mit Rifampicin beeinträchtigt innerhalb der ersten 14 Tage nach Einlage in die Rückenhautkammer die Perigraft-Angiogenese bei gleichzeitig verringerter Entzündungsreaktion. Beim Einsatz von Rifampicin zur Prophylaxe einer Gefäßprotheseninfektion sollten neben den antimikrobiellen Eigenschaften auch die Hemmung der Angiogenese im Beobachtungszeitraum von 2 Wochen berücksichtigt werden. Der Einsatz von silberazetatbechichteter Prothesen zeigte hingegen sogar eine erhöhte Angiogenese, die nicht auf eine gesteigerte Imflammation zurückzuführen ist.