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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Chirurgische Versorgung von kriegsverletzen afghanischen Kindern in Deutschland – eine kulturelle, humane und medizinische Herausforderung

Meeting Abstract

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  • Maximilian von Pichler - Asklepios Klinik Burglengenfeld, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Metabolische Chirurgie und Rekonstruktive Mikrochirurgie, Burglengenfeld, Deutschland
  • Thorsten Cedl - Asklepios Klinik Burglengenfeld, Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Metabolische Chirurgie und Rekonstruktive Mikrochirurgie, Burglengenfeld, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch344

doi: 10.3205/15dgch344, urn:nbn:de:0183-15dgch3441

Published: April 24, 2015

© 2015 von Pichler et al.
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Einleitung: Medizinische Versorgung von Kindern aus 3. Welt Ländern stellt eine außergewöhnliche soziale und medizinische Herausforderung dar.

Die Möglichkeiten der heimatnahen optimalen Versorgung bei komplexen therapeutischen Verfahren ist oft bei fehlender ärztlicher Expertise und Krankenhauseinrichtungen beschränkt.

Das Asklepios Krankenhaus Burglengenfeld versorgt verstärkt in Zusammenarbeit mit dem Friedensdorf International seit 2011 Kinder aus Krisengebieten Afghanistans.

Neben anspruchsvoller Medizin und komplexen chirurgischen Eingriffen ist hohes Einfühlungsvermögen und soziales Verständnis für Kinder aus einfachsten Verhältnissen und diametralen unterschiedlichen kulturellen Hintergründen erforderlich.

Material und Methoden: Seit 2011 behandelten wir im KH Burglengenfeld 6 afghanische Kinder aus unterschiedlichen Regionen des Landes. Neben der sprachlichen Barriere treffen die Kinder auf Verhältnisse der ersten Welt, die für sie vollkommen unbekannt sind. Essen im Überfluß, körperliche Hygiene und saubere Kleidung sind wohl die ersten ergreifenden Erfahrungen der kleinen Patienten. Ein erhebliches Problem ist die fast immer bestehende obligate MRSA Besiedelung chronischer Wunden sowie Nase und Leiste und die konsekutive Isolierung, die bei Kindern, welche oft mit ausgesprochenen Bewegungsdrang auf der Strasse leben auf großes Unverständnis stößt.

Das Verletzungsmuster betrifft hauptsächlich schwere Verbrennungen, Knochenbrüche mit fistelnden Osteomyelitiden und den Zustand nach Explosionstraumata. Alle Kinder wurden durch langwierige mehrfache operative Eingriffe unter Langzeitantibiose saniert und anschließend rekonstruktiv chirurgisch mit meist freien Composite Lappen wiederhergestellt. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrug zwischen 6 Wochen und 6 Monaten.

Durch intensive soziale und medizinische Versorgung konnten alle Kinter in sanierter Situation nach Afghanistan zurückkehren.

Ergebnisse: Alle 6 Kinder aus Afghanistan wurden interdisziplinär erfolgreich behandelt. Es bestanden keine knöchernen Infektionsherde mehr und die teilweise komplexen mikrochirurgischen Composite Lappentransfer heilten problemlos aus.

Die soziale und kulturelle Integration gelang bei allen Kindern in intensiver Zusammenarbeit und entsprechendem Engagement aller Krankenhausangestellten.

Schlussfolgerung: Die Versorgung von Kindern aus afghanischen Kriegs- und Krisengebieten ist eine soziale und medizinische Herausforderung, die an die normalen Belastungsgrenzen der Chirurgischen Station stoßen kann.

Viel Einfühlsvermögen und Einsatz ist erforderlich, um den Krankenhausaufenthalt und den Krankheitsverlauf positiv zu gestalten.

Bei realistischem Umgang mit der Situation ist die Hilfe die man den Kindern schenkt ausgesprochen erfüllend und ruft dem gesamten Team die ureigenste medizinische und ärztliche Verantwortung ohne wirtschaftlichen Druck und Erfolg in Erinnerung.