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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Lebertransplantation mit Spendern ≥ 80 Jahre – Grenze der Organakzeptanz oder zukünftige Routine?

Meeting Abstract

  • Sebastian Pratschke - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Florian Bösch - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Joachim Andrassy - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Xavier Rogiers - Universitair Ziekenhuis Gent, Transplantatiecentrum, Gent, Belgien
  • Bruno Meiser - Klinikum der Universität München, Transplantationszentrum, München, Deutschland
  • Andreas Bender - Ludwig Maximilians-Universität, Institut für Statistik, München, Deutschland
  • Helmut Küchenhoff - Ludwig Maximilians-Universität, Institut für Statistik, München, Deutschland
  • Jens Werner - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Markus Guba - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland
  • Martin Angele - Klinikum der Universität München, Klinik für Allgemeine, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Thoraxchirurgie, München, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch332

doi: 10.3205/15dgch332, urn:nbn:de:0183-15dgch3327

Published: April 24, 2015

© 2015 Pratschke et al.
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Text

Einleitung: Der demographische Wandel und der herrschende Organmangel führen zu einem zunehmenden Angebot hochbetagter Spender über 80 Jahre zur Lebertransplantation. Jedoch fehlen Daten zu Grenzen der Organakzeptanz sowie Leitlinien zu Selektionskriterien und zusätzlichen spender- und empfängerseitigen Risikofaktoren bei Transplantation von Lebern hochbetagter Spender. Die vorliegende Untersuchung soll untersuchen, ob der Anteil dieser Gruppe in den vergangenen Jahren zugenommen hat und ob diese Organe ein mit jüngeren Organen vergleichbares Überleben aufweisen.

Material und Methoden: In einem Kooperationsprojekt mit Eurotransplant und dem Institut für Statistik der LMU wurden alle Lebertransplantationen zwischen dem Jahr 2000 und 2014 erfasst (n=20639). Ausschlusskriterium für die Analyse waren die Transplantation von Organen aus non-heart-beating Spendern sowie ein Alter <16 Jahre beim Spender und Empfänger. Untersucht wurden der Anteil der über 80-jährigen Spender pro Jahr sowie das Organüberleben mittels Kaplan-Meier Analyse stratifiziert nach den Alterskategorien 16-60 Jahre, 60-80 sowie ≥80 Jahre.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden 18075 Lebertransplantationen durchgeführt, die die Einschlusskriterien erfüllten. Es wurden 334 Lebern aus über 80-jährigen Spendern transplantiert. Dabei stieg der Anteil von hochbetagten Organspendern von 0,1 % (n=1) im Jahr 2000 auf 3,4 % (n=45) im Jahr 2013. Das Spenderalter hatte keinen Einfluss auf das Organüberleben innerhalb der ersten 90 Tage nach Transplantation. Im Langzeitverlauf zeigte sich jedoch eine signifikante Reduktion des Überlebens alter (60-80 Jahre) und hochbetagter (≥80 Jahre) Spenderorgane (Median in Tagen: 2811 (16-60 Jahre); 1989 (60-80 Jahre); 1179 (≥80 Jahre); p<0,05).

Schlussfolgerung: Angesichts der Organknappheit kann auf über 80-jährige Spender bei Lebertransplantation nicht verzichtet werden. Dabei hat sich der Anteil dieser Organe in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht. Dennoch muss bei der Organallokation ein signifikant schlechteres Überleben von Organen alter und hochbetagter Spender berücksichtigt werden. Durch die Analyse spender- und empfängerseitiger Risikofaktoren könnten Organe hochbetagter Spender potentiell effizienter transplantiert und auf diese Weise das Überleben dieser Organe verbessert werden. Eine Analyse dieser Risikofaktoren wird an oben genanntem Kollektiv derzeit durchgeführt.