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Das Schicksal abgelehnter Spenderlebern – Sind wir zu kritisch?
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Published: | April 24, 2015 |
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Einleitung: Vor dem Hintergrund des Mangels an Organspendern muss die Ablehnung von Spenderorganen kritisch analysiert werden. Ziel der vorliegenden Studie war die Evaluation des Entscheidungsprozesses während der Organakzeptanz in Hinblick auf eine mögliche Ablehnung potentiell transplantabler Spenderlebern.
Material und Methoden: Alle in unserem Zentrum abgelehnten Leberangebote aus den Jahren 2012-2013 (MELD-basierte Allokation und Rescue-Allokation) wurden bzgl. der dokumentierten Ablehnungsgründe analysiert und mit den akzeptierten Spenderlebern verglichen. Mithilfe des EUROTRANSPLANT-Registers konnte der weitere Verlauf der abgelehnten Lebern verfolgt und im Falle einer späteren Transplantation frühe outcome-Daten erhoben werden. Der kombinierte Endpunkt „erfolgreiche Transplantation“ wurde definiert als Patientenüberleben ohne Re-Transplantation oder Re-Listung innerhalb von 90 Tagen nach Transplantation.
Ergebnisse: Zwischen 1/2012 und 12/2013 erfolgten n=325 Leberangebote an unser Transplantationsteam. Die Ablehnungsquote (AQ) zeigte eine nur geringe inter-individuelle Varianz für einzelne Chirurgen (57%-68%). Es zeigte sich jedoch ein Trend zu höherer AQ in den frühen Morgenstunden (0-8am: 74%). Ablehnungsgründe waren Organgröße (22%), erhöhte Leberenzyme (14%), Organqualität (in Relation zur Kondition des Empfängers) (13%), Empfänger-Bereitschaft (8%), BMI (6%) und Alter (5%). Abgelehnte und akzeptierte Organangebote unterschieden sich nicht bezüglich Spenderalter (56,2 vs. 53,3 Jahre), Geschlecht (m: 56% vs. 56%), BMI (27 vs. 26), Todesursache, BAR-Score (12,8 vs. 9,9) und Donor Risk Index (1,8 vs. 1,6). 125 von 201 abgelehnten Spenderlebern wurden im weiteren Verlauf transplantiert (62,2%), wobei die Erfolgsrate bei 86,4% lag und jedes Organe im Mittel 13,2 mal angeboten werden musste. Primäre Non-Funktion (3,2%), Re-Listung (8,4%) und Mortalität (7,6%) innerhalb von 90 Tagen post-Tx waren vergleichsweise gering. Im gleichen Zeitraum verstarben acht Patienten auf unserer Warteliste nach durchschnittlich 1,8 Organangeboten pro Patient.
Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse legen nahe, dass ein Großteil abgelehnter Spenderlebern später erfolgreich transplantiert werden kann. Ein klinisches Spender-Empfänger Mismatch scheint häufigster Ablehnungsgrund zu sein. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass ein unbekannter Prozentsatz der Wartelistenmortalität nicht nur durch mangelndes Angebot sondern auch durch mangelnde Organakzeptanz verursacht wird. Vor diesem Hintergrund sollte jede Ablehnung eines Spenderorgans kritisch analysiert und diskutiert werden. Ein 4-Augen-Prinzip im Falle der Ablehnung einer Spenderleber ist zu empfehlen.