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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Innovation versus Limitation? Selektives enzymatisches Debridement tiefdermaler Verbrennungswunden mittels Bromelain – erste Erfahrungen

Meeting Abstract

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  • Tobias Jaehn - Klinikum Nürnberg, Klinik für Plastische, Wiederherstellende und Handchirurgie, Zentrum für Schwerbrandverletzte, Nürnberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch288

doi: 10.3205/15dgch288, urn:nbn:de:0183-15dgch2887

Published: April 24, 2015

© 2015 Jaehn.
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Einleitung: Der Verbrennungsschorf (Eschar) kann sich hinsichtlich seines Erscheinungsbildes und Verhaltens unterscheiden, abhängig vom Entstehungsmechanismus und der seit dem Verbrennungstrauma vergangenen Zeit. Topische Behandlungsverfahren beeinflussen ebenfalls die Escharbildung. Ernsthafte und sogar lebensbedrohliche Komplikationen wie bakterielle Infektion und konsekutive Sepsis, welche mit dem Verbrennungsschorf in Zusammenhang stehen, können auftreten. Daher stellt die rasche und effiziente Nekrosektomie eine wichtige Säule in der modernen Verbrennungsbehandlung dar, um escharassoziierte Komplikationen zu vermeiden und die Wundheilung einzuleiten. Es besteht somit der Bedarf für ein schnelles, selektives und effektives nicht-invasives Verfahren, welches eine akkurate Einschätzung der Verbrennungstiefe ermöglicht und die Effizienz des chirurgischen Debridements mit der Nichtinvasivität eines nichtchirurgischen Verfahrens kombiniert und eine frühzeitige, vollständige und selektive Nekrosektomie unter Erhalt vitaler Dermis ermöglicht.

Material und Methoden: Im Zeitraum zwischen März und September 2014 behandelten wir 8 Patienten mit tiefdermalen Verbrennungen (Grad 2b bis 3) mittels enzymatischem Wunddebridement mittels NexoBrid®. Unsere Zielsetzung war es, die Effizienz und Selektivität der Methode sowohl klinisch wie auch histologisch zu beurteilen und erste Erfahrungen zu sammeln.

Ergebnisse: In allen Fällen lag bei tiefdermalen Verbrennungswunden klinisch und histologisch ein effektives, hochselektives Wunddebridement vor, ohne gesunde Dermis zu tangieren. Die Methode erfordert Erfahrung und eine Lernkurve in der Beurteilung der Verbrennungswunde nach enzymatischem Debridement. Die Implementierung in die klinische Routine ist zeit-und personalintensiv. Sie ist eine nützliche diagnostische Methode, um unterschiedliche Verbrennungstiefen, welche in einer Verbrennungswunde zeitgleich vorliegen, beurteilen zu können. Patientenselektion spielt eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche Behandlung. Patienten mit Komorbiditäten sollten kritisch hinsichtlich einer Eignung für die Anwendung dieser Methode beurteilt werden.

Schlussfolgerung: Das enzymatische Debridement von tiefdermalen Verbrennungswunden mittels Bromelain scheint ein innovatives Verfahren darzustellen, um eine schnelle, effektive und hochselektive Entfernung des Verbrennungsschorfes (Eschars) zu erreichen, ohne gesundes Gewebe zu verletzen und somit genügend wertvolle vitale Dermis erhalten zu können. Es existiert eine Lernkurve hinsichtlich Indikationsstellung, Beurteilung der Verbrennungswunde nach dem Debridement und der Festlegung des weiteren therapeutischen Vorgehens (Hauttransplantation, spontane Epithelisierung der Wunde). Die Methode könnte Vorteile bieten, insbesondere in anatomisch oder funktionell kritischen Arealen wie der Hand. Patientenselektion ist entscheidend für ein gutes Outcome und sollte sehr sorgfältig gegenüber dem klassisch chirurgischen Vorgehen abgewogen werden.