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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Defektdeckung bei Sternumosteomyelitis – freie oder gestielte regionale Lappenplastik?

Meeting Abstract

  • Hazem Al-Shobash - Klinikum Bielefeld Mitte, Plastische Chirurgie, Bielefeld, Deutschland
  • Steffen Schirmer - Klinikum Bielefeld Mitte, Plastische Chirurgie, Bielefeld, Deutschland
  • Hisham Fansa - Klinikum Bielefeld Mitte, Plastische Chirurgie, Bielefeld, Deutschland
  • Onno Frerichs - Klinikum Bielefeld Mitte, Plastische Chirurgie, Bielefeld, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch240

doi: 10.3205/15dgch240, urn:nbn:de:0183-15dgch2402

Published: April 24, 2015

© 2015 Al-Shobash et al.
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Text

Einleitung: Die Sternumosteomyelititis ist eine gefürchtete Komplikation von Sternotomien, wie sie im Rahmen von kardiochirurgischen Eingriffen durchgeführt werden. Die hohe Morbidität und Mortalität der betroffenen Patienten bedingen, dass eine adäquate und zügige Versorgung im Sinne eines Débridements und anschließender Defektdeckung von größtem Interesse ist. Bei der Defektdeckung kann der Operateur nicht nur auf bewährte gestielte regionale Lappenplastiken, sondern auch auf freie mikrovaskuläre Lappenplastiken zurückgreifen.

Material und Methoden: Es erfolgte die retrospektive Auswertung der Patientendaten über 3 ½ Jahre (01/11-08/14) in einem Kollektiv von 38 Patienten mit Sternumosteomyelitis im Z.n. Sternotomie. Nach dem Débridement schloss sich die Defektdeckung mittels Lappenplastik an; hierbei wurden Revisionsbedürftigkeit, OP-Dauer und stationäre Verweildauer untersucht. Die Defektdeckung erfolgte bei 9 Patienten mittels freiem und bei 30 Patienten mittels gestieltem regionalen Lappen, wobei bei einem der Patienten die Defektdeckung zuerst mittels gestieltem regionalen Lappen und im Verlauf aufgrund von Komplikationen (Fistelbildung) mittels freier Lappenplastik durchgeführt wurde. Als regionale Lappenplastik kamen Muskellappen (M. pectoralis major (N=13), M. rectus abdominis (N=6), M. latissimus dorsi (N=5), Kombination M.rectus abdominis und M.pectoralis major (N=3)), der perforatorbasierte fasziokutane VY-Lappen vom Oberbauch (N=2) sowie die Kombination aus Muskel- (M. rectus abdominis) und fasziokutanem Lappen (N=1) zum Einsatz. Zur Defektdeckung mittels freier Lappenplastik wurden der ALT-Lappen (Anterior Lateral Thigh; N=3), der Rectus femoris-Lappen (N=4) sowie der Rectus abdominis-Lappen (N=2) verwendet.

Ergebnisse: Im Kollektiv der 9 Patienten, deren Defektdeckung mittels freiem Lappen erfolgte, betrug die mittlere Defektgröße 12,9x7,6 cm; bei den 30 durchgeführten gestielten regionalen Lappenplastiken waren es 12,8x6,3 cm. Die Operationsdauer zur Durchführung der freien Lappenplastiken war im Mittel 26 Minuten länger (181 min) als bei den regionalen gestielten Lappen (155 min). Die Anzahl der zum Teil mehrfachen Revisions-Operationen aufgrund von Wundheilungsstörungen, Dehiszenzen, Fisteln, Seromen oder Hämatomen war bei den regionalen gestielten Lappen (N=33, AR=1,1) bedeutend höher als bei den freien Lappen (N=5, AR=0,56). Die Dauer des stationären Aufenthaltes war bei den Patienten mit Defektdeckung durch einen freien Lappen mit im Mittel 31 Tagen deutlich kürzer als bei denen mit Defektdeckung durch einen regionalen gestielten Lappen (im Mittel 41 Tage).

Schlussfolgerung: Schlussfolgernd lässt sich trotz der kleinen Fallzahl erkennen, dass bei vergleichbarer Defektgröße die freie Lappenplastik sowohl hinsichtlich Morbidität der Patienten als auch aus ökonomischer Sicht im Vergleich zur gestielten regionalen Lappenplastik klar im Vorteil zu sein scheint. Trotz längerer OP-Zeit bei freier Lappenplastik ist die Anzahl nötiger Revisionsoperationen und die stationäre Verweildauer dieser Patienten deutlich geringer als bei Patienten mit Defektdeckung durch eine regionale gestielte Lappenplastik. Grundlage für diese Ergebnisse ist die Behandlung in einem Zentrum, welches sich nicht nur durch erfahrene Mikrochirurgen, sondern auch durch eine optimale perioperative Antikoagulation und postoperative Intensivbetreuung auszeichnet.