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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Narbenhernienrate nach Ileostomarückoperation – Indikation für ein prophylaktisches Netz bei Rückoperation?

Meeting Abstract

  • Andreas Brandl - Universitätsklinik Innsbruck, Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Innsbruck, Österreich
  • Matthias Biebl - Charité Campus Virchow-Klinikum Berlin, Allgemein-, Visceral- und Transplantationschirurgie, Berlin, Deutschland
  • Eva Braunwarth - Universitätsklinik Innsbruck, Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Innsbruck, Österreich
  • Irmgard Kronberger - Universitätsklinik Innsbruck, Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Innsbruck, Österreich
  • Thomas Schmid - Universitätsklinik Innsbruck, Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Innsbruck, Österreich
  • Reinhold Kafka-Ritsch - Universitätsklinik Innsbruck, Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie, Innsbruck, Österreich

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch214

doi: 10.3205/15dgch214, urn:nbn:de:0183-15dgch2149

Published: April 24, 2015

© 2015 Brandl et al.
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Text

Einleitung: Narbenhernien nach Stomarückverlagerung sind häufig, beschrieben sind Inzidenzraten bis zu 40%. Narbenhernien können neben chronischen Schmerzen zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Darmverschluss oder Strangulation führen. Ziel dieser Studie ist es die Inzidenz von Narbenhernien nach Ileostomarückoperationen zu untersuchen und mögliche Risikofaktoren aufzudecken, um bei diesen Patienten eine prophylaktische Netzimplantation zu indizieren.

Material und Methoden: Diese retrospektive Datenanalyse umfasst 84 konsekutive Patienten, 45 (54%) davon männlich, bei denen im Zeitraum von Januar 2008 bis Dezember 2013 (medianes follow up 3,1 Jahre) eine Ileostomarückoperation in unserer Universitätsklinik durchgeführt wurde. Das Durchschnittsalter betrug 60 (20-89) Jahre, der BMI durchschnittlich 25,8 (17-48). 64 (76%) Patienten litten an einer malignen Grunderkrankung, 72 (84,7%) der Patienten hatten ein doppelläufiges Ileostoma.

Ergebnisse: Die Mortalität im Krankenhaus betrug 0% und insgesamt 10% im Beobachtungszeitraum. Die Rückoperation fand durchschnittlich nach 4,9 (0,3-22,8) Monaten statt. Zum Faszienverschluss wurde bei 69 (82,1%) Patienten ein resorbierbarer, bei 15 (17,9%) ein nicht resorbierbarer Faden verwendet.

13 (15%) der Patienten entwickelten 7,1 (2-12) Monate postoperativ eine Narbenhernie die bei 10 (77%) kleiner als 5cm und bei 3 (23%) Patienten zwischen 5 und 10cm groß war. Ein Patient musste aufgrund einer Einklemmung notfalloperiert werden. 7 (54%) Patienten unterzogen sich einer elektiven operativen Versorgung einer symptomatischen Hernie, welche bei 5 (71%) Patienten laparoskopisch durchgeführt wurde und in 6 (86%) Patienten mit dem Einbringen eines Netzes erfolgte. Der Patient nach direktem Faszienverschluss entwickelte 12 Monate postoperativ ein Rezidiv, das letztlich mit einer offenen Netzhernienversorgung therapiert wurde. Die Mortalität im Krankenhaus bei Narbenhernienversorgung betrug 0%.

In der univariaten Risikoanalyse zeigen sich das männliche Geschlecht (24% vs. 5%; p=0,01), sowie ein Übergewicht mit BMI > 25 (24% vs. 7%; p=0,03) als signifikante Faktoren für die Ausbildung einer Narbenhernie. Maligne Grunderkrankung (p=0,16), doppelläufiges Ileostoma (p=0,11), nicht resorbierbares Nahtmaterial (p=0,34) und Alter >75 Jahre (p=0,52) zeigten keinen Unterschied.

Schlussfolgerung: Die Rate an Narbenhernien nach Ileostomarückverlagerung war in unserer Studie mit 15% niedrig. Die operative Versorgung erfolgte in den meisten Fällen mit einer laparoskopischen Versorgung mit einem Netz. Aus Sicht unserer Daten sollte bei Männern mit einem BMI > 25 eine prophylaktische Verstärkung mit Netzplastik bei der Ileostomierückoperation diskutiert werden.