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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Optimale Narben hängen von der Schnittrichtung, nicht von der Nahttechnik ab!

Meeting Abstract

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  • Gottfried Lemperle - bisher: University of California, San Diego, Division of Plastic Surgery, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch141

doi: 10.3205/15dgch141, urn:nbn:de:0183-15dgch1412

Published: April 24, 2015

© 2015 Lemperle.
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Einleitung: Chirurgische Inzisionen sollen in Richtung der Spannungslinien der Haut erfolgen. Diese waren jedoch weitgehend ein abstrakter Begriff und nur im Gesicht und am Bauch in Richtung der Hauptfaltlinien klar definiert. Fuer Thorax, Ruecken, Gesaess und Extremitaeten gab es bisher keine exakten Richtlinien. Striae distensae der Haut aufgrund von Schwangerschaft, Cushing oder hormoneller Umstellungen verlaufen alle in gleichen, vorbestimmten Richtungen, d.h. immer kontraer, d.h. rechtwinklig zu den Spannungslinien der Haut.

Material und Methoden: Wir haben 213 Abbildungen von Striae auf Schablonen mit Koerper-Umrissen uebertragen und so die optimalen Richtungen chirurgischer Inzisionen bestimmt. In weiteren 267 Bildern von chirurgischen Narben wurde aufgrund der Breite die „richtige oder falsche Richtung“ bewertet.

Ergebnisse: Langer beschrieb 1861 die Spaltlinien der Haut, dachte aber als Pathologe nicht an chirurgische Inzisionen, der Dermatologe Pinkus beschrieb 1927 die Hauptfaltrichtungen der Haut; erst Kraissl empfahl 1951 Inzisions-Richtungen rechtwinklig zum darunter liegenden Muskelzug. Borges kopierte 1962 Pinkus’ und Kraissl’s Vorstellungen und empfahl die „relaxed skin tension lines” als Inzisions-Richtungen. Alle vier beschrieben eher virtuelle Linien, die den wahren Spannungslinien der Haut, wie sie durch die Richtung der Striae bewiesen werden, nur in bestimmten Koerperarealen entsprechen.

Schlussfolgerung: Unsere Inzisions-Richtlinien fuer den ganzen Koerper sollen hyper-und hypotrophe Narbenbildungen nach chirurgischen Inzisionen besonders bei jungen Patientinnen vermeiden helfen. Wir geben Allgemein-Chirurgen und Orthopaeden Empfehlungen fuer Operations-Inzisionen mit aehnlich direkten Zugaengen zu Brust- und Bauchhoehle, Gelenke und Knochenbruechen, wenn aesthetisch unauffaellige Operationsnarben gewuenscht werden. Narbenkorrekturen, Schwenklappen und Z-Plastiken sollten sich ebenfalls an diesen neuen Spannungslinien und Hauptfaltlinien der Haut orientieren.