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132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2015, München

Limitierte Ösophagusresektion nach Merendino versus Abdomino-rechtsthorakale Resektion nach Ivor-Lewis beim Barrett-Frühkarzinom des Ösophagus – eine Matched-pairs-Analyse

Meeting Abstract

  • Markus Mann - Sana Klinikum Offenbach, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Offenbach, Deutschland
  • Thomas Haist - Sana Klinikum Offenbach, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Offenbach, Deutschland
  • Christina Oetzmann von Sochaczewski - Chris Hani Baragwanath Academic Hospital, Pediatric Surgery, Johannesburg, ZA
  • Michael Pauthner - Sana Klinikum Offenbach, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Offenbach, Deutschland
  • Dietmar Lorenz - Sana Klinikum Offenbach, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Offenbach, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 132. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15dgch108

doi: 10.3205/15dgch108, urn:nbn:de:0183-15dgch1087

Published: April 24, 2015

© 2015 Mann et al.
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Text

Einleitung: Das Barrett-Frühkarzinom ist definiert als Adenokarzinom mit Infiltration der Mukosa oder der Submukosa unabhängig vom Lymphknotenbefall.

In der Behandlung des Frühkarzinoms nimmt die endoskopische Resektion einen zunehmend wichtigeren Part im Behandlungsalgorhythmus ein. Wir konnten in unserer Gruppe verlässliche Kriterien definieren, die eine lymphogene Metastasierung wahrscheinlich, und somit eine operative Resektion mit entsprechender Lymphadenektomie notwendig machen. Die abdominothorakale Resektion mit Zweifeld-Lyphadenektomie (ATR) und hochthorakaler Schlauchmagen-Anastomose (Ivor-Lewis) stellt den Goldstandard dar. Die onkologisch modifizierte Merendino-Resektion mit limitierter Lymphadenektomie (MER) ist eine Alternative, es stellt sich aber die Frage, ob diese in Bezug auf die Morbidität und Mortalität gegenüber dem Goldstandard vorteilhaft und ob das onkologische Langzeitergebnis vergleichbar ist. Diese Fragen wurde mit Hilfe einer Matched-Pairs Analyse unseres eigenen Patientengutes untersucht.

Material und Methoden: In unserem Zentrum wurden zwischen Juli 2000 und Dez. 2013 einhundertneunundachzig Patienten wegen eines frühen Barrett-Karzinoms operiert, davon erhielten 30 eine MER.

Alle Patienten wurden in ein jährliches Nachsorgeprogramm aufgenommen, dazu waren alle ösophagusresezierten Patienten in einer Datenbank (Microsoft Access) erfasst. Für die Analyse wurden 30 Patienten nach MER 30 Pat. nach ATR nach folgenden Parametern zugeordnet: Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, ASA Risiko-Klassifikation, Tumorinfiltrationstiefe und Lymphknotenbefall.

Ergebnisse: Sowohl die Operationsdauer (255 min vs 302 min; p = 0.044), als auch die Krankenhausverweildauer (16,4 tg vs 22,4 tg; p=0,023) waren in der MER-Gruppe signifikant kürzer. Die perioperative Morbidität und Mortalität nach Clavien zeigte dagegen keine signifikanten Unterschiede, insbesondere waren in beide Gruppen die Pneumonie-Inzidenzen vergleichbar.

Nach MER-Operation zeigte sich eine signifikant niedrigere Anzahl an entnommenen Lymphknoten (21 vs 31 LK; p<0,01). Dies hatte jedoch in unserem Krankengut keinen Einfluss auf das Gesamt- oder rezidivfreie Überleben, das in beiden Gruppen vergleichbar war.

Schlussfolgerung: Es zeigte sich überraschenderweise kein Vorteil für die MER- OP in Bezug auf die perioperative Morbidität bzw. Mortalität. Trotzdem spricht die längere Krankenhausverweildauer nach ATR für eine insgesamt langsamere Rekonvaleszenz als Ausdruck des komplexeren 2-Höhleneingriffs. Die geringere Radikalität der MER-OP in Bezug auf die Lymphadenektomie spiegelte sich nicht in den onkologischen Langzeitergebnissen – diese waren für beide Techniken vergleichbar. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass sich in beiden Gruppen nur je 5 lymphknotenpositive Patienten befanden, so dass unsere Studie für diese Fragestellung unterpowert war.

Unter dem Gesichtspunkt, das risikoarme, frühe Barrett-Karzinome zunehmend endoskopisch therapiert und somit die Risiko-Karzinome operiert werden, scheint uns die geringere onkologische Radikalität der MER-OP trotz der kürzeren Krankenhausverweildauer nicht gerechtfertigt. Dies um so mehr, als sich in Bezug auf die Morbidität kein Vorteil für die limitierte Resektion nachweisen ließ.