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Iatrogene Milzverletzungen in der kolorektalen Karzinomchirurgie – Einfluss auf das frühpostoperative und onkologische Langzeit-Ergebnis
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Published: | March 21, 2014 |
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Einleitung: Die Folgen eines Milzverlustes im Rahmen der kolorektalen Karzinomchirurgie sind kaum untersucht, da die Splenektomie im Normalfall nicht zur Erweiterung der Radikalität durchgeführt wird. Es ist daher von großem Interesse, welche Folgen eine intraoperative Milzläsion, die eine Splenektomie oder eine Rekonstruktion der Milz erfordert, auf das frühpostoperative Ergebnis und das onkologische Langzeitüberleben hat.
Material und Methoden: Im Untersuchungszeitraum 01.01.2000 bis 31.12.2004 wurden die Daten einer prospektiven multizentrischen Beobachtungsstudie mit 45.265 Patienten, deren Tumor in kurativer oder palliativer Intention entfernt wurde, im Hinblick auf die frühpostoperativen Folgen aber auch auf die Beeinflussung der Überlebensraten durch die iatrogenen Milzverletzungen analysiert.
Ergebnisse: Bei 638 Patienten (1,4%) lag eine intraoperative Milzläsion vor. In über 80% tritt diese bei Tumorlokalisation im Linkskolon oder Rektum auf. In der logistischen Regression ist der entscheidende Risikofaktor für diese Organläsion die notwendige Mobilisation der linken Kolonflexur.
Bei 126 Patienten (0,3%) wurde splenektomiert, in 512 Fällen (1,1%) ist die Milz erhalten geblieben. Die Morbidität ist ohne Milzverletzung (36,0%) signifikant geringer als nach Splenektomie (47,6%) oder nach Mizreparation (48,6%). Operationspflichtige Anastomoseninsuffizienzen traten am häufigsten bei splenektomierten Patienten (7,9%) in Erscheinung. Unter Milzerhaltung ist die Insuffizienzrate signifikant geringer bei 3,3% (p=0,003). Bei einer Gesamt-Hospitalletalität von 3,1% ist diese bei erfolgter Splenektomie mit 11,9% deutlich erhöht. Nach Reparation mit Organherhalt beträgt sie 4,7% (p<0,0001) und ohne Milzverletzung 3,0%.
565 Patienten der Patienten mit Milzläsion willigten in die Erfassung ihrer Nachsorgedaten ein. Bei 564 Patienten mit einer iatrogenen Milzruptur konnten somit Nachsorgedaten erhoben werden. Das entspricht einer Follow-up-Rate (bei Einwilligung) von 99,8%. Das mediane Follow-up lag bei 50,2 Monaten.
Das mediane 5-Jahres-Gesamtüberleben lag in der Gruppe I (Milzläsion mit Splenektomie) bei 4,8 Jahren und in der Gruppe II (Milzläsion mit Organerhalt) bei 8,0 Jahren (p=0,009). Zwischen der Gruppe II (Milzläsion mit Milzerhalt) und Gruppe III (Kontrollgruppe ohne Milzläsion) bestand hinsichtlich des Langzeitüberlebens kein Unterschied (Abbildung 1 [Abb. 1]). In der multivariaten Cox-Regressionsanalyse wurde die iatrogene Milzläsion mit Splenektomie als unabhängiger Risikofaktor für ein schlechteres onkologisches Langzeitergebnis identifiziert.
Schlussfolgerung: Die iatrogene Milzläsion mit Splenektomie im Rahmen von kolorektalen Karzinomeingriffen stellt einen signifikanten Risikofaktor für ein schlechteres frühpostoperatives Ergebnis (höhere Morbidität, Letalität, Anastomosen-insuffizienzrate) aber auch für ein schlechteres Langzeitüberleben dar. Im Vergleich betrifft das insbesondere die splenektomierten Patienten gegenüber der Gruppe mit Organerhalt durch Reparation der verletzten Milz. Im Falle einer Milzläsion ist nach den vorliegenden Daten immer eine milzerhaltende Reparation zu versuchen.
Literatur
- 1.
- Steinert R, Depel M, Schmidt A, Ptok H, Meyer F, Wolff S, Otto R, Gastinger I. Iatrogene Milzverletzungen in der kolorektalen Karzinomchirurgie: Einfluss auf das onkologische Langzeitergebnis [Iatrogenic splenic injuries in surgery of colorectal carcinoma: Impact on the oncological long-term of outcome]. Chirurg. 2014 Feb 13.
- 2.
- Mettke R, Schmidt A, Wolff S, Koch A, Ptok H, Lippert H, Gastinger I. Milzverletzungen im Rahmen kolorektaler Karzinomchirurgie. Einfluss auf das fruhpostoperative Ergebnis [Spleen injuries during colorectal carcinoma surgery. Effect on the early postoperative result]. Chirurg. 2012 Sep;83(9):809-14. DOI: 10.1007/s00104-012-2277-y