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Trauma im Alter. Auswertung aus dem Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU)
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Published: | March 21, 2014 |
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Einleitung: Im Zuge des demographischen Wandels kommt es zu einem Anstieg der geriatrischen Patienten, auch in der Traumatologie. Das Ziel dieser retrospektiven Studie ist die Analyse der Charakteristik des geriatischen Kollektivs innerhalb der Polytraumaverletzten Gruppe mit Unterschieden in den einzelnen Altersgruppen ab 60 Jahren untereinander.
Material und Methoden: Anhand des Traumaregisters der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) wurde ein Datensatz von 93.000 Patienten im Zeitraum von 2002 bis 2011 an teilnehmenden Kliniken in Deutschland, Schweiz, Österreich, Belgien und den Niederlanden retrospektiv verwendet. Als Einschlusskriterien wurden das Alter ab 18 Jahren, ein ISS von mindestens 9, die Online-Registrierung im Traumaregister sowie der ICU-Aufenthalt als die primäre Aufnahme oder Verlegung innerhalb von 24h festgelegt. Die Patienten mit einem Alter ab 60 Jahren wurden in Fünf- Jahresabschnitten separat ausgewertet. Als Vergleichsgruppe diente die Altersgruppe von 18 bis 59 Jahren. Neben dem Unfallhergang wurden Intubation, Volumen und Katecholamingabe, Organ- bzw. Multiorganversagen im Alter ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt konnten 41.444 Patienten aus einem Datensatz des Traumaregisters in die vorliegende Studie eingeschlossen werden. Der Anteil der Patienten ab 60 Jahren betrug 29,9% (n = 12.372). Die Anzahl der 60 bis 64-jährigen lag bei 2.318, 65 bis 69-jährige bei 2.511, 70 bis 74-jährige bei 2.449, 75 bis 79-jährige bei 2.058, 80 bis 84-jährige bei 1.686, 85 bis 89-jährige bei 961 und ab 90 Jahren bei 389. Der häufigste Unfallhergang der 18 bis 59- sowie der 60 bis 64-jährigen war der Verkehrsunfall. Ab 65 Jahren stellt der Sturz unter 3 Metern die Hauptursache für eine Einlieferung in ein Traumazentrum und intensivmedizinische Behandlung dar. Der prozentuale Anteil steigt beständig auf 58,7% bei den über 90-jährigen. Im Vergleichskollektiv sind Verletzungen ohne Schädelhirntrauma (SHT) mit 44,8% (n= 13.029) das häufigste Verletzungsmuster. Die Gruppe der Patienten ab 60 bis 89 Jahren zeigt ein stetiges Ansteigen der isolierten Schädelhirntraumata auf, welches erst in der Altersgruppe ab 90 Jahren wieder leicht abfällt. Die präklinische Volumengabe nimmt mit zunehmendem Alter ab, die Verwendung von Katecholaminen dagegen tendentiell zu. Das Risiko ein Organ- oder Multiorganversagen steigt ebenfalls im Alter an.
Schlussfolgerung: Der Anteil von geriatrischen und hochbetagten Patienten steigt bei Polytrauma stetig an. Veränderte Pathophysiologie im Alter stellt Unfallchirurgen und Intensivmediziner vor besondere Herausforderungen in der Behandlung der älteren Patienten.