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131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

25.03. - 28.03.2014, Berlin

Stationäre Behandlung bei Komplikationen nach männlicher Beschneidung: Retrospektive Analyse eines deutschen Referenzzentrums

Meeting Abstract

  • Christoph Zöller - Medizinische Hochschule Hannover, Kinderchirurgie, Hannover
  • Georgina Fernandez - Medizinische Hochschule Hannover und Kinderkrankenhaus auf der Bult, Zentrum Kinderchirurgie, Hannover
  • Barbara Ludwikowski - Medizinische Hochschule Hannover und Kinderkrankenhaus auf der Bult, Zentrum Kinderchirurgie, Hannover
  • Claus Peteresen - Medizinische Hochschule Hannover und Kinderkrankenhaus auf der Bult, Zentrum Kinderchirurgie, Hannover
  • Benno Ure - Medizinische Hochschule Hannover und Kinderkrankenhaus auf der Bult, Zentrum Kinderchirurgie, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 25.-28.03.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14dgch256

doi: 10.3205/14dgch256, urn:nbn:de:0183-14dgch2565

Published: March 21, 2014

© 2014 Zöller et al.
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Einleitung: Die männliche Beschneidung ist ein Standardeingriff. Trotzdem birgt sie das Risiko von Komplikationen deren Ausmaß von geringfügig bis lebensbedrohlich reichen kann. So behandelten wir in unserer Klinik einen Patienten mit Penisamputation bei dem auswärtigen Versuch einer rituellen Beschneidung.

Es existiert in Deutschland eine lebhafte Debatte über die Legitimation der Zirkumzision aus religiösen Gründen, die juristische Auseinandersetzungen zur Folge hatte. Dennoch gibt es bislang keine Studien zu Komplikationen nach männlicher Beschneidung in Deutschland.

Material und Methoden: Retrospektive Analyse aller Patienten die von Januar 2005 bis August 2012 auf Grund einer Komplikation nach männlicher Zirkumzision stationär in unserer Klinik behandelt wurden. Die Patienten wurden zuvor entweder in unserem Zentrum aus medizinischer Indikation oder in anderen Institutionen aus medizinischen oder religiösen Gründen zirkumzidiert. Es wurde eine Einzugsgebietsanalyse durchgeführt. Die Daten wurden auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland extrapoliert.

Ergebnisse: 83 Patienten mit einem mittleren Alter von 6 Jahren [8 Tage bis 17,7 Jahre] wurden auf Grund von Komplikationen nach Zirkumzision stationär aufgenommen. Häufigste Komplikation war eine postoperative Blutung bei 37 Patienten (40%), gefolgt von Wundinfektionen bei 15 (16%) und Narbenbildung oder Verklebungen bei 9 (10%). Schwere Komplikationen waren Penisamputation (n=1), Minderdurchblutung der Glans (n=1), Urethralfistel (n=1) oder Meatusstenose mit Folgeoperation (n=4). 51 Komplikationen (55%) wurden konservativ behandelt, wohingegen bei 41 (45%) eine Operation erforderlich war. Beschneidungen aus religiösen Gründen wurden ausschließlich in auswärtigen Institutionen durchgeführt. Sie repräsentierten 11% (n=9) der stationären Aufnahmen. Anhand der durchgeführten statistischen Berechnungen beträgt die Mindestzahl der Kinder die in Deutschland pro Jahr bei Komplikation nach Beschneidung einen stationären Aufenthalt benötigen 400.

Schlussfolgerung: Die Komplikationsrate nach männlicher Zirkumzision ist relevant. Diese Tatsache sollte Eingang in die Debatte über die Legalisierung der Beschneidung aus religiösen Gründen finden.