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Interdisziplinäre Defektdeckung bei Sternumosteomyelitis mit gestielten und freien mikrochirurgischen Lappenplastiken
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Published: | April 26, 2013 |
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Einleitung: Die Defektdeckung bei der Sternumosteomyelitis nach kardiochirurgischen Eingriffen ist eine interdisziplinäre Herausforderung. Bei besonders ausgeprägten Fällen ist eine dauerhafte Abheilung nur durch plastisch-chirurgische Defektdeckung möglich. Neben regionalen Lappenplastiken treten hierbei zunehmend freie mikrochirurgische Lappenplastiken z. T. in Kombination mit gefäßchirurgischen arterio-venösen (AV)-Loops in den Fokus.
Material und Methoden: Von September 2009 - September 2012 wurden 9 Patienten (Durchschnittsalter 70 Jahre) mit ausgedehnter Sternumosteomyelitis nach vorausgegangenem kardiochirurgischen Eingriff operiert. Bei 8 Patienten war zuvor ein 2- oder 3-fach Bypass mit mind. jeweils 1 Mammaria interna angelegt worden, ein Patient hatte einen Aortenklappenersatz erhalten. Nach mehreren knöchernen Debridements und VAC-Therapie führten wir bei den ersten 4 Patienten gefäßgestielte Lappenplastiken durch (VRAM-Lappen, Pectoralis-Lappen oder beide in Kombination). Bei den folgenden 5 Patienten erfolgte ein freier mikrochirurgischen Lappentransfer (1x Rectus abdominis-, 3x Vastus lateralis-, 1x kombinierter Latissimus dorsi + Parascapular - Lappen). Bei 4 dieser Patienten war die vorherige gefäßchirurgische Anlage eines AV-Loops erforderlich, um eine entspr. Anschlussmöglichkeit zu schaffen.
Ergebnisse: Bei allen Patienten konnte eine stabile Defektdeckung ohne Lappenverlust erzielt werden. Bei einem Patienten wurde eine Revision bei Infektrezidiv mit zusätzlicher Pectoralislappenplastik, bei einem Patienten mit kombiniertem Latissimus- und Parascapularlappen zusätzlich eine Spalthautransplantation notwendig, ein Patient benötigte für den Entnahmedefekt am Abdomen eine Spalthautgegentransplantation. Die OP-Zeit lag bei durchschnittlich 263 min für alle und 301 min für die freien mikrochirurgischen Lappeneingriffe (bzw. 437 min inkl. AV Loop-Anlage).
Schlussfolgerung: Je nach Ausdehnung des Lappen-pflichtigen Hautweichteildefekts, Verfügbarkeit von regionalen Lappenplastiken, Vor-OPs und noch vorhandener A. mammaria interna stellt die Verwendung eines freien, mikrochirurgischen Gewebetransfers eine sinnvolle Alternative zu den bewährten gestielten Lappenplastiken dar. Auch vor dem Hintergrund der Hebemorbidität der Atemhilfsmuskeln sowie der nach Mammaria interna-Entnahme u.U. durchblutungskompromittierten Bauchdecke ist hierfür die freie Vastus lateralis-Lappenplastik eine attraktive Option. Im Rahmen längerfristiger Nachuntersuchungen bzgl. Stabilität der Defektrekonstruktion und Hebemorbidität sollte der Stellenwert der gefäßgestielten versus freien Lappenplastiken zukünftig weiter evaluiert werden.