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130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

30.04. - 03.05.2013, München

Spinnenseide für den Einsatz als Herniennetz – das ideale Biomaterial?

Meeting Abstract

  • Jörn W. Kuhbier - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Franziska Schäfer-Nolte - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Kathleen Hennecke - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Christina Allmeling - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Peter M. Vogt - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover
  • Kerstin Reimers - Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Hannover

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 30.04.-03.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13dgch576

doi: 10.3205/13dgch576, urn:nbn:de:0183-13dgch5769

Published: April 26, 2013

© 2013 Kuhbier et al.
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Einleitung: Ein ideales Herniennetz sollte eine langfristig beständige Belastbarkeit, eine hohe Bioverträglichkeit ohne starke Immunreaktion und einen entsprechenden Tragekomfort aufweisen.Ein vielversprechendes Material hierfür ist Spinnenseide aufgrund ihrer herausragenden mechanischen Eigenschaften bei hoher Biokompatibilität. In dieser Studie wurden handgewebte Spinnennetze in Ratten implantiert und an verschiedenen Zeitpunkten untersucht.

Material und Methoden: Spinnenseide wurde nativ aus Spinnen der Gattung Nephila gewonnen und auf Rahmen aus rostfreiem Stahldraht zu Netzen verwoben, als Vergleich dienten Ultrapro®- und Surgisis®-Netze. Die entsprechenden Netze wurden beidseitig auf die paravertebrale Faszie von Lewis-Ratten genäht, als Kontrollen dienten Sham-Operationen mit einer fortlaufenden Fasziennaht. Die Explantation erfolgte nach 4 Tagen und 14 Tagen, 4 Wochen sowie 4 und 8 Monaten, anschließend wurden biomechanische und histologische Analysen durchgeführt.

Diskussion: Makroskopisch zeigte sich in der Spinnenseide-Gruppe eine signifikant niedrigere Serombildung als in allen anderen Gruppen. Die Spinnenseide-Netze wiesen im Gegensatz zu Ultrapro® und Surgisis® im Zeitverlauf stabile Werte für die Reißfestigkeit bei gleichzeitig der höchsten Elastizität auf. Die Invasion von Immunzellen war bei der Spinnenseide am geringsten ausgeprägt, qualitativ am ehesten als Fremdkörper-Reaktion mit Langerhans’schen Riesenzellen. In den histologischen Färbungen zeigte sich eine zeitlich zunehmende Durchbauung mit qualitativ hochwertigem Narbengewebe in der Spinnenseide-Gruppe, während sich in den Kontrollen eine inhomogene Gewebestruktur, in der Surgisis®-Gruppe sogar eine deutliche Narbenkontraktur zeigte. Tabelle 1 [Tab. 1], Abbildung 1 [Abb. 1].

Schlussfolgerung: Die hier getesteten Spinnenseide-Netze zeigten für die Hernienchirurgie sehr günstige Ergebnisse, die Reißfestigkeit blieb durch die konsekutive Durchbauung mit hochwertigem Gewebe über 8 Monate stabil. Zudem kann von einer milden Entzündungsreaktion ausgegangen werden, die im Langzeitverlauf sogar noch geringer als für Nahtmaterial war; die Serombildung war ebenfalls am geringsten. Somit stellt Spinnenseide ein alternatives Biomaterial für die Hernienchirurgie dar, dass mit anderen Materialien, die bereits in klinischer Anwendung sind, konkurrieren kann. Durch die Elastizität und Flexibilität ist ein höherer Tragekomfort insbesondere in Bezug auf atmungsabhängige Schmerzen und damit ein Benefit bezüglich des Risikos postoperativer Pneumonien zu erwarten.