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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Neue Technologien der Datenerfassung zur Erhöhung des Situationsbewusstseins („Situational Awareness“) und der Patientensicherheit im chirurgischen OP: Übersicht eigener Vorarbeiten und Literaturrecherche

Meeting Abstract

  • Michael Kranzfelder - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Armin Schneider - Klinikum rechts der Isar, Forschungsgruppe MITI, München
  • Sonja Gillen - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Helmut Friess - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München
  • Hubertus Feussner - Klinikum rechts der Isar, Chirurgische Klinik und Poliklinik, München

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch480

doi: 10.3205/11dgch480, urn:nbn:de:0183-11dgch4800

Published: May 20, 2011

© 2011 Kranzfelder et al.
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Einleitung: Trotz ständiger Zunahme des technischen Fortschritts im chirurgischen OP sind Technologien zur Fehlervermeidung bisher nur in geringem Maße etabliert. Eine Vision ist die Entwicklung intelligenter OP Systeme, ähnlich dem Autopiloten in der Luftfahrt, die nicht nur eine intraoperative Datenerfassung ermöglichen, sondern durch eigenständige Datenanalyse den Verlauf der Operation interpretieren können („Situational Awareness = Situationsbewusstsein“). Ziel ist es, hierdurch Irregularitäten des OP-Verlaufs automatisch zu erkennen, um frühzeitig adäquate Gegenmaßnahmen ergreifen zu können und die Patientensicherheit zu erhöhen.

Material und Methoden: Neue Technologien zur Echtzeit Datenakquise wie Barcode Erkennung, Radio-Frequenz-Identifikation (RFID) oder Sprach- und Emotionserkennung stehen für diese Anforderung zur Verfügung. Basierend auf eigenen Vorarbeiten sowie einer Literaturrecherche (Medline 2000-2010) wurde untersucht, welche Technologien das größte Potential zur perioperativen Datenerfassung und Workflow- Analyse im chirurgischen OP haben und wo die Grenzen dieser Technologien liegen.

Ergebnisse: Eine kontinuierliche Erfassung peripherer OP Daten bzw. funktioneller Zustände (OP-Beleuchtung, Menge Saug/Spülvolumen, Tischneigung, intraabdomineller Druck, Einsatz Koagulations/Schneidstrom) ist durch sensorgestützte Datenakquise in Echtzeit möglich (Abbildung 1 [Abb. 1]). Barcode Erkennung ermöglicht zudem die automatische Instrumenten Identifikation. Hierdurch kann bei standardisierten Operationen zuverlässig der jeweilige Schritt des Eingriffs abgebildet und mögliche Abweichung vom Routineverlauf erkannt werden. Durch den Einsatz von RFID Technologie kann die räumlich Positionierung des OP-Teams in Echtzeit abgebildet werden. Etwaige Positionswechsel der Operateure, z.B. im Falle einer akuten Blutung, werden hierdurch erkannt. Die Erfassung der Emotion im chirurgischen OP ist bisher nur eingeschränkt möglich. Vielversprechend ist hier v.a. die Emotionserkennung über Sprache. Non-verbale Emotions-Erkennungsmuster (Mimik, Gestik, Augenmotilität) scheinen für den Einsatz im chirurgischen OP weniger geeignet.

Schlussfolgerung: Sensorgesteuerte perioperative Datenerfassung, Barcode Erkennung und RFID Technologie können das Situationsbewusstsein („Situational Awareness“) im chirurgischen OP erhöhen und zur Fehlervermeidung beitragen. Als Voraussetzung für eine Analyse und Interpretation des OP Verlaufs (Workflow Prädiktion) muss allerdings ein hochstandardisierter Eingriffe vorliegen, sowie eine umfassende Datenakquise gewährleistet sein.