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128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

03.05. - 06.05.2011, München

Letale Mesenterialischämie nach EVAR mit CO2-Angiografie

Meeting Abstract

  • Stefan Ludewig - Universtitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein,- Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Thomas Krönert - Universtitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein,- Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Jürgen Zanow - Universtitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein,- Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena
  • Utz Settmacher - Universtitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein,- Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 128. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 03.-06.05.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11dgch233

doi: 10.3205/11dgch233, urn:nbn:de:0183-11dgch2331

Published: May 20, 2011

© 2011 Ludewig et al.
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Text

Einleitung: CO2- Angiografie gilt als sichere Alternative zur Angiografie mit jodhaltigen Kontrastmitteln bei Patienten mit Niereninsuffizienz. Sie findet auch bei der Implantation von Stentgrafts Anwendung. Bisher wurde nur über sehr wenige schwere Komplikationen im Zusammenhang mit CO2- Angiografien berichtet. Unser Fallbericht schildert den rasch letalen Verlauf nach Implantation eines abdominellen Stentgrafts.

Material und Methoden: Bei einem 81jährigen Patienten mit Niereninsuffizienz wurde wegen eines infrarenalen Aortenaneurysmas ein aortobiilicaler Stentgraft (Endurant, Fa. Medtronic) implantiert. Intraoperativ erfolgte die Gefäßdarstellung mit 500ml CO2, welches in mehreren Boli zu maximal 100ml injiziiert wurde. Die Operationsdauer betrug 105min, die Durchleuchtungszeit 27 min. Die Darstellung der vaskulären Anatomie war sehr gut.

Ergebnisse: Kurz postoperativ waren eine Marmorierung des rechten Beines und rechten Unterbauches sowie gluteale Schmerzen auffällig. Die Revision der rechten A.femoralis communis mit Angiografie ergab offene Becken- und Beinarterien. 12 Stunden nach Erstoperation befand sich der Patient im septischen Schock mit hohem Volumen- und Katecholaminbedarf, Oligurie und Beatmungspflicht. Nach vorübergehender Stabilisierung stiegen 48h nach der Erstoperation Lactat, Volumen- und Katecholaminbedarf erneut stark an. Bei der Laparotomie fand sich eine Ischämie des gesamten Dünn- und Dickdarmes bei offenen viszeralen Gefäßstämmen. Der Tod trat ca.72h nach der Stentgraftimplantation ein. Die Sektion bestätigte die komplette Mesenterialischämie ohne Gefäßverschlüsse sowie Leber- und Milzinfarkte. Aortale Atherombeete zeigten Aufbrüche.

Schlussfolgerung: Infolge CO2- unterstützter Stentgraftapplikation kam es zu ausgedehnten mikroembolischen Ischämien im mesenterialen, iliacalen und peripheren Stromgebiet. Für diese seltene Komplikation werden zwei Mechanismen diskutiert: das Vapor-lock- Phänomen in aufwärts gerichteten Arterien (mit passagerer Unterbrechung des Blutflusses) und das Aufbrechen von Plaques (mit Cholesterinembolien) durch die Gasinjektion unter hohem Druck. Im geschilderten Fall scheint diese Ursache wahrscheinlicher. Eine arterielle CO2- Angiografie gilt bisher bei supradiaphragmalen Arterien und schwere COPD als kontraindiziert. Unseres Erachtens sollte die Indikation auch bei schwerer aortaler Arteriosklerose kritisch gestellt werden.