Article
Multimodale Therapie kolorektaler Lebermetastasen: Was ist heute erreichbar?
Search Medline for
Authors
Published: | April 23, 2009 |
---|
Outline
Text
Einleitung: Die R0-Resektion ist die einzige, potentiell kurative Therapieoption für Patienten mit kolorektalen Lebermetastasen (KRK-LM) und führt zu 5-Jahres-Überlebensraten (5-JÜLR) bis 50%. Demgegenüber erreicht die alleinige Chemotherapie (CTx) auch bei Anwendung moderner Therapieschemata lediglich 5-JÜLR von bis zu 10%. Bei Patienten mit primär irresektablen KRK-LM kann durch präoperative 5FU-basierte CTx ± monoklonale Antikörper in einem hohen Prozentsatz eine sekundäre Resektabilität erreicht werden. Ziel dieser monozentrischen Untersuchung war, die Effektivität der multimodalen Therapie gegenüber der primären Resektion bei KRK-LM hinsichtlich der R0-Resektionsrate, des progressionsfreien (PFS) sowie des Gesamtüberlebens (OS) zu evaluieren.
Material und Methoden: Von 1/01 bis 9/08 wurden 165 Patienten mit KRK-LM (Primarius: 89x Kolon, 76x Rektum) operiert. Primär als irresektabel eingestufte Patienten erhielten eine präoperative 5FU-basierte CTx. Das PFS sowie das OS wurden mittels Kaplan-Meier-Methode und Log-Rank-Test (p<0.05) geprüft. Der bisherige Nachbeobachtungszeitraum beträgt 30 ± 22. Alle kurativ resezierten Patienten erhielten eine standardisierte Nachsorge.
Ergebnisse: Die Primärtumorstadien waren 3x UICC-I, 43x UICC-II, 41x UICC-III und 78x UICC-IV. Die KRK-LM traten im Median nach 13 Monaten auf. 68 Patienten erhielten bei primärer Irresektabilität eine präoperative CTx mit dem Ziel eine sekundäre Resektabilität nach Downsizing der KRK-LM zu erreichen (10x 5FU/FS, 36x 5FU/FS+Oxaliplatin, 14x 5FU/FS+CPT-11, 8x 5FU/FS mit Oxaliplatin/CPT-11, 8x CTx + EGFR-Antikörper, 9x CTx + VEGF-Antikörper). 47% der durchgeführten Resektionen waren Hemihepatektomien oder Trisegmentektomien; bei 30 Patienten wurde eine Pfortaderligatur zur Hypertrophieinduktion durchgeführt. Die operationsbedingte Mortalität lag bei 2%, die Morbidität bei 28%. Die R0-Resektionsrate lag bei 87% für die primär resezierten und bei 78% für die sekundär resezierten Patienten. Nach R0-Resektion erhielten 27 Patienten eine postoperative CTx und 47 Patienten eine Anti-CEA-Radioimmuntherapie mit 131I-labetuzumab. Die 5-JÜLR der R0-resezierten Patienten betrug 47%, die der R1/R2-resezierten Patienten 22%. Beim Vergleich der primär versus sekundär resezierten Patienten zeigte sich ein signifikanter Unterschied sowohl im mittleren progressionsfreien Überleben (26 Monate versus 8 Monate, p=0,02) als auch in der 5-Jahres-Überlebensrate (53% versus 33%, p=0,03). Das erste Metastasenrezidiv trat 38x intrahepatisch, 25x pulmonal, 7x kombiniert intrahepatisch/pulmonal und 9x an anderer Lokalisation auf. Von diesen Rezidiven waren 16 intrahepatische und 12 pulmonale Rezidive erneut R0-resektabel. Die Lokalisation des erneuten Rezidivs nach initialer KRK-LM Resektion (Leber versus Lunge) hatte weder auf das progressionsfreie Überleben (p=0,65) noch auf das Gesamtüberleben (p=0,24) einen signifikanten Einfluss.
Schlussfolgerung: In multimodalen Therapiekonzepten können R0-Resektionsraten von 87% bei primärer und 78% bei sekundärer Resektion erreicht werden, verbunden mit einer 5-JÜLR von 47% in unserem Gesamtkollektiv. Im Vergleich zur alleinigen Chemotherapie bietet auch die sekundäre Resektabilität einen signifikanten Überlebensvorteil (5-JÜLR 33 versus <10%). Entscheidend ist, dass heutzutage alle Patienten mit KRK-LM (primär und Rezidiv) innerhalb eines intensivierten und zugleich individualisierten onkologischen Therapiekonzeptes behandelt werden mit dem ausdrücklichen Ziel einer potentiell kurativen Lebermetastasenresektion.