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126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

28.04. - 01.05.2009, München

55 Patienten mit Verdacht auf ein mediastinales Nebenschilddrüsen-Adenom bei primärem Hyperparathyreoidismus – Komplexität der Diagnostik sowie Anforderungen an endokrin-thoraxchirurgische Erfahrung

Meeting Abstract

  • corresponding author D. Wirowski - Chirurgische Klinik I, Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Deutschland
  • B.J. Lammers - Chirurgische Klinik I, Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Deutschland
  • P. Pohl - Chirurgische Klinik I, Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Deutschland
  • K. Schwarz - Chirurgische Klinik I, Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Deutschland
  • P.E. Goretzki - Chirurgische Klinik I, Lukaskrankenhaus Neuss, Neuss, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 126. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. München, 28.04.-01.05.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dgch10733

doi: 10.3205/09dgch202, urn:nbn:de:0183-09dgch2026

Published: April 23, 2009

© 2009 Wirowski et al.
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Text

Einleitung: Mediastinale Nebenschilddrüsen-Adenome – insbesondere intrathorakal gelegene – stellen für den endokrinen Chirurgen eine diagnostische und therapeutische Herausforderung dar. In Kenntnis der ektopen Lagevarianten können die Ergebnisse der präoperativen Lokalisationsdiagnostik die Wahl des operativen Verfahrens beeinflussen.

Material und Methoden: Wir untersuchten retrospektiv die von 09/2001 bis 06/2008 behandelten Fälle intrathorakaler Nebenschilddrüsen-Adenome hinsichtlich präoperativer Lokalisationsdiagnostik, operativer Therapie und Outcome.

Ergebnisse: Bei 469 Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus fand sich in 53 Fällen (11%) ein mediastinales Epithelkörperchen.Von 37 Erstoperierten konnte bei 31 Patienten ein mediastinales Nebenschilddrüsen-Adenom von cervical exploriert werden, wobei sich dieses in 24 Fällen intrathymisch fand. Bei nahezu allen Patienten (29 von 31) wurde präoperativ eine Sonographie durchgeführt (richtige Lokalisation 20 / keine Lokalisation 7 / falsche Lokalisation 2). Eine Sestamibi-Szintigraphie konnte in 5 Fällen die Lokalisation bestätigen bzw. richtig darstellen (keine Lokalisation 3 / falsche Lokalisation 1). Nach erfolgloser cervicaler Exploration fand sich in einem Fall das Adenom nach erneuter Lokalisationsdiagnostik intrathorakal, jedoch verweigerte die Patientin eine erneute Operation. Bei zwei Patienten wurde nach szintigraphischer Lokalisation ein intrathymisches Epithelkörperchen-Adenom durch eine videoassistierte thorakoskopische Resektion entfernt. In einem Fall fand sich nach falscher Lokalisation in MRT und PTH-Etagen-Katheter sowie dadurch frustraner Thorakoskopie das Adenom schließlich cervical. Zwei Patienten mussten nach erfolgloser cervicaler Exploration sternotomiert werden, wobei die intrathorakale Lage in einem der Fälle schon durch einen PTH-Etagen-Katheter vermutet worden war. Bei 36 von 37 Patienten war die operative Therapie erfolgreich.Bei Re-Eingriffen auf Grund eines persistierenden primären Hyperparathyreoidismus wurden vermehrt CT (6 Fälle: richtige Lokalisation 3 / keine Lokalisation 3 / falsche Lokalisation 0) und MRT (7 Fälle; 3/1/3) sowie der PTH-Etagen-Katheter (11 Fälle: 7/1/3) präoperativ eingesetzt. 9 von 18 voroperierten Patienten wurden erneut von cervical her operiert. Nach positiver Lokalisation wurde in 5 Fällen das Nebenschilddrüsen-Adenom thorakoskopisch operiert, wobei einmal auf eine offene Operation durch Sternotomie umgestiegen werden musste. Bei 4 Patienten mit fehlender oder falscher präoperativer Lokalisation wurde eine Sternotomie durchgeführt, davon in 3 Fällen erfolgreich. Bei einem Patienten fand sich nach erneuter cervicaler Exploration das gesuchte Nebenschilddrüsen-Adenom intrathyroidal.

Schlussfolgerung: Bei mediastinalen Nebenschilddrüsen-Adenomen ist ein überlegter Einsatz der verschiedenen präoperativen Möglichkeiten der Lokalisationsdiagnostik von entscheidender Bedeutung. Intrathymisch gelegene Nebenschilddrüsen-Adenome können meist von cervical exploriert werden. Bei intrathorakaler Lage ist die videoassistierte thorakoskopische Resektion das Verfahren der Wahl. Insbesondere bei intrathorakaler Lage und Re-Eingriffen ist endokrin- und thoraxchirurgische Erfahrung erforderlich.