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Identifizierung tumorinitiierender Zellen im Pankreaskarzinom: Untersuchung zur Bedeutung des MDR-Gens ABCB5
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Published: | April 23, 2009 |
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Einleitung: Die Bedeutung tumorinitiierender Zellen bleibt vor allem für das mit einer schlechten Prognose assoziierte Pankreaskarzinom bis heute weitgehend ungeklärt. Ist diese Minorzellpopulation wesentlich verantwortlich für die weitere Tumorprogression, würde sich eine spezifisch darauf ausgerichtete Therapie als eine wertvolle Strategie gerade für das Pankreaskarzinom erweisen. Ziel der Studie war es, tumorinitiierende Zellen in humanen Pankreaskarzinomen des eigenen Patientenkollektivs zu identifizieren und zu charakterisieren, die zugleich mit dem eigens neu charakterisierten Multidrug-Resistenz (MDR)-Gen ABCB5 assoziiert sind.
Material und Methoden: In die Analyse wurden 51 Patienten mit Pankreaskarzinom (70 ± 4,2 Jahre) eingeschlossen. Die Patienten wurden einer regelmäßigen Tumornachsorge nach den Richtlinien der Bayerischen Tumorzentren unterzogen und hinsichtlich ihrer Tumorrekurrenz sowie tumorbedingtem Überleben untersucht. Aus Tumoren von Patienten einer Subgruppenanalyse (n=21) aus dem Operationszeitraum zwischen 01/2003 und 06/2005 wurden Gewebeproben während der Operation nach Einverständniserklärung frisch entnommen und auf Protein- und Genebene zur Expression von ABCB5 (Klon: 3C2) sowie Markern tumorinitiierender Zellen (CD133) weiter untersucht. Mittels FACS Analysen wurden detektierte Expressionen auf den Tumorzellen bestätigt und im in vivo-Tiermodell deren unterschiedliche Tumorgenität überprüft. Die erhobenen Daten wurden mit den klinischen (Chi-Quadrat-Mehrfeldertest, Kaplan Meier Verfahren) und histopathologischen Ergebnissen der klinikeigenen Datenbank zum Pankreaskarzinom korreliert.
Ergebnisse: Sowohl die Anzahl 3C2-positiver Tumorgewebeproben als auch die Zahl 3C2 exprimierender Zellen waren im Pankreaskarzinom gegenüber Normalgewebe und Gewebe aus chonischer Pankreatitis signifikant erhöht (UICC I-IV: n=15/21 (71,4%), wobei UICC I/II: n=6/10, durchschnittlich 10,6 ± 8,1% aller Tumorzellen; UICC III/IV: n=8/11 (72%), durchschnittlich 17,0 ± 5,0% aller Tumorzellen; p < 0,0001). Real Time PCR- und FACS-Ergebnisse desintegrierter Tumorzellen aus den Patienten bestätigten diese Ergebnisse. In vivo-Ergebnisse eines dazu etablierten Mausmodells zeigten darüber hinaus im Vergleich eine unterschiedliche Wachstumspotenz 3C2-positiver gegenüber negativen Tumorzellen auf, was auf die Bedeutung 3C2-positiver Zellen für die Tumorprogression hinweist.
Schlussfolgerung: Die Untersuchung zeigt erstmals für das Pankreaskarzinom die Bedeutung des neuen MDR-Transporters ABCB5 auf. Die stadienabhängige Zunahme der Expressionen auf Protein- und genetischer Ebene weisen auf eine mögliche Erklärung für eine Kreuzresistenz verschiedener Zytostatikagruppen hin. Durch Blockierung dieses Transporters ließe sich der Effekt adjuvanter Chemotherapiekonzepte verbessern. Trifft eine solche Antikörpertherapie, wie für das maligne Melanom bereits eigens aufgezeigt, zusätzlich auf Tumorzellen mit Tumorstammzellcharakter (CD133, 3C2), könnte sich deren tumorinhibierender Effekt prognostisch günstig auf das Überleben nach Pankreaskarzinom auswirken. Betroffene Patienten wären damit zukünftig einer individualisierten Tumortherapie zuzuführen.