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125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie

22. - 25.04.2008, Berlin

Die Taurocholat induzierte Pankreatitis der Maus – Ein Modell zur Untersuchung systemischer Komplikationen der nekrotisierenden Pankreatitis in gentechnisch veränderten Mäusen

Meeting Abstract

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  • corresponding author U.A. Wittel - Abteilung für Allgemein und Viszerlchirurgie, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg, Deutschland
  • U.T. Hopt - Abteilung für Allgemein und Viszerlchirurgie, Universitätsklinik Freiburg, Freiburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Chirurgie. 125. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Berlin, 22.-25.04.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. Doc08dgch9116

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/dgch2008/08dgch387.shtml

Published: April 16, 2008

© 2008 Wittel et al.
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Einleitung: Während für eine Vielzahl von Erkrankungen der Pathomechanismus mittels gentechnisch veränderten Tieren geklärt werden konnte, sind die pathophysiologischen Abläufe die zu Pankreatitis induzierten systemischen Komplikationen führen bis dato ungeklärt. Um diese Abläufe näher in gentechnisch veränderten Tieren untersuchen zu können ist es uns gelungen das häufig in der Ratte verwendete Modell der taurocholatinduzierten Pankreatitis auf Mäuse zu übertragen.

Material und Methoden: Natrium Taurocholat wurde nach Punktion des Gallen Pankreasgangs mittels einer 0,15mm Kanüle und temporärem Verschluss des proximalen Gallenganges retrograd in den Gallengang injiziert. Nach Ermittlung des optimale Injektionsvolumen und der optimalen Taurocholatkonzentration wurden die Pankreatitisschwere und die systemischen Komplikationen der Taurocholatpankreatitis mit denen der caeruleininduzierten Pankreatitis, dem am häufigsten verwendeten Pankreatitismodell der Maus verglichen.

Ergebnisse: Das optimale Injektionsvolumen lag bei 2 ml / kg Körpergewicht. Das Ausmaß von Pankreas und Fettgewebsnekrosen nahm mit zunehmender Taurocholatkonzentration zu (Azinuszellnekrosen: 2% 3,4 ± 0,4 Punkte; 4% 5,7±0,4 Punkte; p<0,001). Außer vereinzelten Leberzellnekrosen wurde innerhalb von 24 Stunden keine histologische Veränderung weiterer Organe beobachtet. Die 24 Stunden Letalität war abhängig von der Taurocholatkonzentration und betrug 10% bei 4 prozentiger Taurocholatlösung und 60% bei 5 prozentiger Taurocholatlösung, während bei 2 und 3 prozentiger Taurocholatlösung alle Tiere das Versuchsende erreichten. Die histologische Pankreasschädigung der Taurocholat induzierte Pankreatitis war im Vergleich zu Caeruleinpankreatitis deutlich schwerer (24 Stunden: Caerulein 5,8±0,2 Punkte; Taurocholatpankreatitis 14,8±0,8 Punkte; p<0,001). Die Amylase und Lipase Konzentrationen im Blut waren in Tieren mit Taurocholatpankreatitis im Vergleich zu Tieren mit Caeruleinpankreatitis erhöht (24 Stunden: Caerulein Amylase 123344±23 U/l; Taurocholat Amylase 123445±3423 U/l, p<0,001). Als Zeichen einer systemischen Immunaktivierung waren Entzündungsmediatoren wie Interleukin 6 im Plasma von mit Taurocholat behandelten Tieren im Vergleich zur Caeruleinpankreatitis erhöht (12 Stunden: Caerulein 2,6±6,1 pg/ml, Taurocholat 2168,8±941,7 pg/ml p<0,001). Ein pulmonales Kapillarleck mit einer Albuminerhöhung in der Bronchiallavageflüssigkeit konnte nur in Tieren mit Taurocholatpankreatitis detektiert werden (12 Stunden: Caerulein 97,1±22,8 µg/ml, Taurocholat 234,0±32,7 µg/ml; p<0,001). Die Myeloperoxidasekonzentration in Bronchiallavageflüssigkeit war nur in Tieren mit Tieren mit Taurocholatpankreatitis erhöht (6 Stunden: Caerulein 0,38±0,34 pg/ml, Taurocholat 11,29±3,12 pg/ml p<0,05).

Schlussfolgerung: Bei dem Modell der taurocholatinduzierten akuten Pankreatitis der Maus handelt es sich um ein zuverlässiges Modell mit gut reproduzierbarer schwerer akuter Pankreatitis. Sowohl die schwerere Pankreatitisausprägung und die tiefgreifenderen Veränderungen der Immunreaktion als auch die pulmonale Schädigung in Tieren mit Taurocholatpankreatitis zeigen, dass dieses Modell neben den bereits etablierten Modellen eine wertvolle Bereichung zur Untersuchung der systemischen Immunantwort in der schweren nekrotisierenden Pankreatitis in gentechnisch veränderten Tieren darstellt.