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Untersuchung des Einflusses der Störgeräuschrichtung auf das Sprachverstehen mit Richtmikrofonsystem
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Published: | September 3, 2020 |
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Die Hilfsmittelrichtlinie legt die Evaluierung einer Hörgeräteversorgung durch den Hörakustiker fest. Sie bestimmt den Schalldruckpegel der Sprache und des Störgeräusches der dafür verwendbaren Sprachverständlichkeitstests. Die Sprache soll immer aus 0° präsentiert werden. Die Richtung oder Richtungen des Störgeräusches sind jedoch in der Hilfsmittelrichtlinie nicht explizit vorgegeben. Um deren Einfluss abschätzen zu können, wurde die Abhängigkeit des Sprachverstehens von den Störgeräuschrichtungen, sowie die jeweilige Verbesserung des Signal-Rausch-Abstands (SNR) durch ein typischerweise in Hörgeräten verwendetes Richtmikrofon untersucht. Hierfür wurde eine virtuelle akustische Umgebung mit der Toolbox for Acoustic Scene Creation and Rendering (TASCAR) [1] erstellt. In der Kombination mit kopfbezogenen Übertragungsfunktionen (HRTFs) und dem Master Hearing Aid (MHA) wurde eine möglichst realitätsnahe Hörsituation über Kopfhörer simuliert. Die Messungen wurden mit jungen Probanden ohne Hörbeeinträchtigung durchgeführt. Das MHA beinhaltete für die Messungen nur eine Richtmikrofonimplementierung (Adaptive Differential Microphone, ADM). Das Störgeräusch wurden aus den in der Praxis häufig verwendete Richtungen 0°, 90°, 180°, der in DIN EN ISO 8253-3 spezifizierten Richtung +/- 45° sowie aus +/-135° und aus allen Richtungen gleichzeitig (diffus) präsentiert. Als Sprachtests wurden der Freiburger Einsilbertest (FBE) und der Oldenburger Satztest (OLSA) verwendet. Für den OLSA wurde für jede Kondition (sechs Störgeräuschrichtungen jeweils mit und ohne MHA) die Sprachverständlichkeitsschwelle ermittelt, bei der die Probanden ein Sprachverstehen von 50 % erreichten (SRT50). Beim FBE dagegen wurde für jede Kondition das prozentuale Sprachverstehen bei einem festen SNR ermittelt. Für beide Tests wurde außerdem die SNR-Verbesserung durch das MHA berechnet. Die Ergebnisse zeigten, dass unabhängig von der Verwendung des MHA die Störgeräuschrichtung einen Einfluss auf das Sprachverstehen hat. Ein Grund hierfür sind die richtungsabhängigen HRTFs. Die SRT-Werte verbesserten sich bei der Verwendung des MHA um maximal 15 dB. Die größten SNR-Verbesserungen wurden für die Richtungen 90°, 135° und 180° ermittelt. Die perzeptiven Verbesserungen im Sprachverstehen decken sich mit den richtungsabhängigen gemessenen SNR-Verbesserungen durch das Richtmikrofonsystems. Aufgrund dieser Ergebnisse wäre eine einheitliche Angabe der Störgeräuschrichtung in der Hilfsmittelrichtlinie zu empfehlen.
Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier: