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Effekte der Hörgeräteversorgung im Alltag und ihre Messung
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Published: | September 3, 2020 |
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In der Versorgung mit Hörhilfen werden mitunter Fragebögen eingesetzt, um die subjektive Einschätzung der Hörfähigkeiten und deren Änderung zu erfassen. Dieses Vorgehen wird zunehmend kritisch betrachtet, weil die individuellen Alltagsbedingungen in den standardisierten Inventaren unzureichend abgebildet sind und Gedächtniseffekte die Bewertungen verzerren können. Ecological Momentary Assessment (EMA) ist ein Versuch, diese Schwächen mit Hilfe mobiler Digitaltechnik zu überwinden.
Im Projekt Individual Hearing Aid Benefit in Real Life wurde das Smartphone-basierte EMA-System olMEGA eingesetzt, um alltägliche Hörsituationen zu protokollieren und deren Wahrnehmung in Bezug u.a. auf Sprachverstehen, Lokalisationsfähigkeit und die erlebte Beeinträchtigung auf Kategorialskalen zu bewerten.
Insgesamt 16 gering- und mittelgradig schwerhörende Personen verwendeten dieses EMA-System jeweils für 3-4 volle Tage vor Beginn der Erst- bzw. Nachversorgung und nach Abschluss einer individuell bemessenen Hörgeräte-Eingewöhnungsphase. Aus den EMA-Bewertungen jedes Studienteilnehmers wurde Cohens d berechnet, um die Stärke des Effekts einer Hörgeräte(neu)versorgung auf individueller Ebene zu beurteilen.
Bei beträchtlichen individuellen Unterschieden lag die Stärke der Effekte unter den 13 Erstversorgungen häufig im niedrigen oder mittleren Bereich und vereinzelt im hohen Bereich, während unter den drei Studienteilnehmern mit Nachversorgung keine oder nur geringe Effekte beobachtet wurden. Diese Form der Bewertung verlangt die Annahme, dass die Merkmale und Häufigkeiten der Alltagsszenarien vor und nach der Versorgung annähernd vergleichbar sind. Eine Annahme, die nur für einen Teil der Studienteilnehmer akzeptiert werden kann, weil bereits eine grobe Gruppierung nach dem Typ des Schallsignals oder den Common Sound Scenarios [1] deutliche Unterschiede erkennen lässt. Dieser Beitrag betrachtet die individuellen Effekte der Hörgeräte(neu)versorgung auf die Selbstbewertung in Alltagssituationen und die Schwierigkeiten, die mit einer Gesamtinterpretation von EMA-Daten verbunden sind.
Eine Langfassung des Beitrags erhalten Sie hier:
Literatur
- 1.
- Wolters F, Smeds K, Schmidt E, Christensen EK, Norup C. Common Sound Scenarios: A Context-Driven Categorization of Everyday Sound Environments for Application in Hearing-Device Research [published correction appears in J Am Acad Audiol. 2017 Nov/Dec;28(10 ):961]. J Am Acad Audiol. 2016;27(7):527-540. DOI: 10.3766/jaaa.15105