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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Was beeinflusst Impfquoten? Verhalten der Impfquoten vor und nach der Warnung vor einem Vierfachimpfstoff gegen MMRV

Meeting Abstract

  • L. Sanftenberg - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • J. Schelling - Klinikum der Universität München, Institut für Allgemeinmedizin, München, Deutschland
  • H.-J. Schrörs - Institut für medizinische Information, Berlin, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam162

doi: 10.3205/15degam162, urn:nbn:de:0183-15degam1622

Published: August 26, 2015

© 2015 Sanftenberg et al.
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Hintergrund: Impfquoten unterliegen vielen Einflüssen, die möglichst in die Impfempfehlungen der Ärzte mit einbezogen werden sollten. 2011 wies die ständige Impfkommission (STIKO) darauf hin, dass die Fachinformation für den Mumps-Masern-Röteln-Varizellen (MMRV) Impfstoff geändert wurde, da nach Gabe des Vierfachimpfstoffs Fieberkrämpfe häufiger auftreten als bei getrennter Gabe des Dreifachimpfstoffs (MMR) und Varizellen (V). Seither empfiehlt die STIKO die engmaschige Überwachung von Kindern mit Krampfanfällen, sowie die getrennte Gabe als MMR+V bei der ersten Dosis.

Studienfrage: Im Rahmen dieser Studie wurde ermittelt, inwiefern sich durch die Intervention die Impfquoten von Kindern in den ersten 24 Lebensmonaten veränderten.

Methoden: In 35 ausgewählten Arztpraxen wurde der Impfstatus von Masern, Mumps, Röteln und Varizellen bei Kindern analysiert. Die Praxen waren repräsentativ auf sieben Nielsen Gebiete verteilt, wurden ausdrücklich auf zwei Impfdosen hingewiesen und waren Anwender des Impfplaners „Impf-doc“.

Ergebnisse: Insgesamt wurden die Daten von 28.982 Kindern analysiert. Systembedingt wiesen die Anwender von „Impf-doc“ um 10-15% höhere Impfquoten für MMRV auf. Nach der STIKO Intervention wurde der Vierfachimpfstoff um etwa 75% seltener eingesetzt als MMR+V. Ein Trend zum Abfall der Impfquoten ist nicht nachweisbar. Fehlende Impfungen wurden meist nach den ersten 24 Lebensmonaten komplettiert, und bis dahin ungeimpfte Kinder erhielten oft Nachholimpfungen. Eine Verschlechterung der Impfquoten gegen Varizellen von etwa einem Prozentpunkt trat auf, dieser Unterschied war aber nicht signifikant.

Diskussion: Ein signifikanter Anstieg nicht geimpfter Kinder konnte nicht nachgewiesen werden. Das veränderte Impfverhalten der Ärzte war jedoch auffällig. Der Einsatz des Vierfachimpfstoffes nahm deutlich ab, während kein Rückgang der Grundimmunisierung gegen Masern, Mumps, Röteln oder Varizellen auftrat. Der Vierfachimpfstoff (MMRV) wurde durch die Kombination MMR+V ersetzt. Ein positiver Einfluss auf die Impfquoten durch die Software „Impf-doc“ wird angenommen.