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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Über (Aus)nutzung von Arztinformationssystemen

Meeting Abstract

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  • W.B. Lindemann - Cabinet Médical, Blaesheim, Frankreich

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam155

doi: 10.3205/15degam155, urn:nbn:de:0183-15degam1555

Published: August 26, 2015

© 2015 Lindemann.
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Hintergrund: Arztinformationssysteme prägen den Alltag des Allgemeinpraktikers und bieten viele Funktionen, die die Patientenversorgung verbessern und Zeit und Arbeitskraft einsparen, z.B. automatische Warnhinweise bei der Medikamentenverschreibung oder Musterrezepte und -dosierungen.

Studienfrage: Wie werden die Funktionen der Software „Axisanté 5“ in der hausärztlichen Praxis genutzt und was fördert oder hemmt die Nutzung?

Methoden: Seit 2013 finden in Frankreich erstmals Fortbildungen zu Arztinformationssystemen statt. Mit einem Fragebogens, den Teilnehmer der Schulungen ausfüllen, evaluiere ich die Nutzung von Axisanté 5. Die Antworten erfolgen als Likert-Skala, z.B. von „niemals“ bis „fast immer“. Die statistische Auswertung erfolgt mit SPSS 18, die angegebenen Signifikanzen sind Spearman’s rho.

Ergebnisse: Von den 212 bisher befragten Ärzten haben 47% haben keine Musterdosierungen und 43% keine Musterrezepte erstellt. Nur 26% haben mehr als 10 Musterrezepte erstellt, 16% mehr als 10 Musterdosierungen. 51% haben kein Standardbriefformular erstellt.

Allergien und Vorerkrankungen werden von 27% nie und von 26% (Allergien) bzw. 34% (Vorerkrankungen) „selten“ strukturiert erfasst. Auf automatische Warnhinweise der höchsten Stufe bei der Medikamentenverschreibung reagieren 15% „nie“ und 18% „selten“. 33% reagieren „immer“.

Wer Axisanté besser nutzt, verwendet häufiger Leitlinien (p<0.01). Wer Axisanté länger nutzt oder an Ausbildungsveranstaltungen teilgenommen hat, nutzt es besser (beide p<0.01).

Je mehr Patienten Kollegen pro Tag behandeln, desto besser nutzten sie Axisanté (p<0.01).

Bessere allgemeine Computerkenntnisse korrelieren mit besserer Nutzung von Axisanté und häufigerer Verwendung von Leitlinien (beide p<0.01).

Diskussion: Nach Autorenangabe ist [1] das erste publizierte Trainingsprogramm für ein Arztinformationssystem. Automatische Warnhinweise sind meist wenig relevant [2], [3] und nach Autorenangabe ist [3] die erste Studie überhaupt, diese effizienter zu gestalten, die beobachtete niedrige Reaktivität auf Warnhinweise also eher funktional sinnvoll.


Literatur

1.
Pantaleoni JL, Stevens LA, Mailes ES, et al. Successful physician training program for large scale implementation. Appl Clin Inf. 2015;6:80-95.
2.
Ammenwerth E, Aly AF, Bürkle T, et al. Memorandum on the use of information technology to improve medication safety. Methods Inf Med. 2014;53(5):336-43.
3.
Seidling HM, Klein U, Schaier M, Czock, et al. What, if all alerts were specific — Estimating the potential impact on alert burden. Int J Med Inf. 2014;83:285-91.