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Partizipative Entscheidungsfindung (PEF) als Schlüsselelement sektorenübergreifender Versorgungsqualität: PEF, Behandlungsergebnisse und die Rolle der Hausarztpraxis
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Published: | August 26, 2015 |
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Hintergrund: PEF ist ein Schlüsselelement zur Umsetzung evidenz-basierter Medizin: Patienten müssen darin vertrauen können, dass sie vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden medizinischen und technologischen Verfahren vom ihrem Arzt professionell und individuell beraten werden. Doch oftmals ist eine Behandlungsentscheidung erforderlich, die in eine sektorenübergreifende Versorgungskette eingebettet ist. Die Probleme dabei sind bekannt: Informationsdefizite, Kontinuitätsbrüche und Verantwortungszuschreibungen. Wie aber erleben und beurteilen Patienten in diesem Setting die PEF?
Studienfrage: Gibt es aus Patientensicht Unterschiede in der Beurteilung der PEF für einen medizinischen Eingriff in Abhängigkeit vom mitentscheidenden Arzt (Hausarzt, niedergelassener Facharzt, Klinikarzt)?
Methoden: In einer retrospektiven Beobachtungsstudie wurden auf Basis eines nicht-repräsentativen Samples mittels schriftlichen Patientenbefragungen PEF (Instrument PEF-FB-9, Summenwert: 0–100) und Behandlungserfahrungen/-ergebnisse (Instrument PEACS 1.0) erhoben. Unterschiedshypothesen wurden statistisch durch eine Varianzanalyse (ANOVA) geprüft.
Ergebnisse: Insgesamt wurden N=383 Patientenfragebögen in die Analyse eingeschlossen. Unterschiede bei der Beurteilung von PEF (Mittelwert:69,6; 95% CI:66,65/72,20) in den unterschiedlichen Arztgruppen sind auf Basis der ANOVA statistisch signifikant (p<0,05). Hausärzte haben im Vergleich den höchsten Mittelwert (Max:78,2; Min:66,0).
Diskussion: Die Ergebnisse sprechen dafür, dass der Grad der PEF aus Patientensicht vergleichsweise höher ist, wenn PEF zwischen Patient und Hausarzt erfolgt. Die Studie hat explorativen Charakter, die Generalisierbarkeit ist limitiert. Unter Berücksichtigung des Primary Care Ansatzes schließen etliche Fragen an: Wie muss PEF in sektorenübergreifenden Settings strukturell gestaltet werden, damit Zufriedenheit, Behandlungsergebnisse und Kontinuität sichergestellt werden? Welche Rolle spielt dabei die Hausarztpraxis und welchen Beitrag können Qualitätssicherung und neue Informationstechnologien leisten?
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