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49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

17. - 19.09.2015, Bozen, Italien

Wie beschreiben Hausärzte das, was sie als Intuition bezeichen? – Eine explorative Studie mit 3 qualitativen Zugängen

Meeting Abstract

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  • H.-H. Abholz - Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland
  • S. Wilm - Institut für Allgemeinmedizin, Düsseldorf, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 49. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Bozen, 17.-19.09.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15degam035

doi: 10.3205/15degam035, urn:nbn:de:0183-15degam0354

Published: August 26, 2015

© 2015 Abholz et al.
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Hintergrund: Im Praxisalltag sind nicht alle Entscheidungen rational erklärt. Intuition, Bauchgefühl, Erfahrung sind Hintergrund.

Studienfrage: Es gibt keine empirischen Daten zum Ausmaß/ Charakteristik von „Intuition“ bei der Entscheidungsfindung in deutschen Hausarztpraxen; im Ausland wenige.

Methoden: Explorative phänomenologische qualitative Studie mit triangulärem Ansatz bei identischem HA-Kollektiv: Systematisch gesammelte Protokolle mit HA-Erklärung, warum Intuitions-Fall (IF) vorliegt; Fokusgruppe; Falldarstellung jedes HA mit „typischen IF“. Purposive sample von 8 Lehrärzten. Inhaltsanalytische deduktive Auswertung durch unabhängige Auswerter, gefolgt von Konsensus-Prozess.

Ergebnisse: 71 Intuitions-Fälle unter 1847 konsekutiven Konsultationen. Zwischen den HA breite Schwankung in Häufigkeit sowie Charakteristik der IF. Bei allen drei Zugängen sowohl identische als auch deutlich unterschiedliche Charakterisierung von IF. Als IF wird bezeichnet, wenn keine rationale Erklärung für die letztendliche Entscheidung besteht oder wenn von üblichen Abläufen in einem Fall sowie ohne rationale Erklärung abgewichen wird. Fernerhin wird in den Protokollen Intuition als Lösung unter Angst vor Unsicherheit gesehen, wenn keine Rationale sichtbar ist oder widersprüchliche Lösungen nur nahelegt erscheinen. Es wird ein Aufkommen von beunruhigenden und/oder erleichternden Gefühlen angesprochen, wenn schließlich entschieden wird. IF ist einerseits – mehr in den Protokollen – nur „Platzhalter“ für Unerklärbares. Andererseits – in „typischen Fällen“ und der Fokus-Gruppe – ist IF sogar die Zusammenfassung für Mystisches, was den handelnden Arzt als Held in dramatischer Situation mit Eingebung erscheinen lässt.

Diskussion: Intuition bezeichnet vom Platzhalter für Entscheidungen, die wir nicht rational begründen können, oder für Entscheidungen, bei denen wir abweichen von dem, was „man macht“, über „gefundene Lösung“ bei Widersprüchlichkeiten in der Entscheidungsgrundlage bis hin zum heldenhaften Lösen einer dramatischen Situation über eine Eingebung zum richtigen Weg.