gms | German Medical Science

48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Determinanten für den Sterbeort – eine retrospektive Beobachtungsstudie in hausärztlichen Praxen

Meeting Abstract

Search Medline for

  • I. Gagyor - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Göttingen, Deutschland
  • A. Pierau - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Göttingen, Deutschland
  • J.-F. Chenot - Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Community Medicine, Abteilung Allgemeinmedizin, Greifswald, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam177

doi: 10.3205/14degam177, urn:nbn:de:0183-14degam1771

Published: September 11, 2014

© 2014 Gagyor et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Hintergrund: Die meisten Menschen wünschen sich zu Hause zu sterben. Das Sterben findet jedoch in einem hohen Anteil im Krankenhaus statt. Ziel unserer Studie war es, mit dem Sterbeort assoziierte Determinanten zu identifizieren.

Studienfrage: Welche Faktoren sind bei Patienten in der hausärztlichen Versorgung mit dem Sterbeort assoziiert?

Methoden: In einer retrospektiven Studie in 30 hausärztlichen Praxen wurden Daten von allen in den letzten 12 Monaten eines natürlichen Todes verstorbenen Patienten (≥18 Jahre) mithilfe eines selbst entwickelten Fragebogens gesammelt. Als Sterbeort ‚eigenes Heim‘ wurden alle Sterbeorte zusammengefasst, die nicht Krankenhaus oder Hospiz waren. Die Daten wurden deskriptiv ausgewertet, die Zusammenhänge univariat sowie in multivariaten Regressionsmodellen analysiert. Die Auswertung erfolgte mit dem Software-Packet Statistical Analysis System SAS 9.2.

Ergebnisse: Insgesamt wurden Daten von 451 Patienten in die Studie eingeschlossen. Das durchschnittliche Sterbealter betrug 78,5 Jahre (SD: 12,9; Median: 81; Range: 19-102), 55% der Patienten waren Frauen. Der Großteil der Patienten (60%) lebte zuletzt in der eigenen Wohnung. 22% Patienten verstarben zu Hause, 28% in einer Alten- und Pflegeeinrichtung, 41% im Krankenhaus und 6% im Hospiz oder auf einer Palliativstation. Prädiktoren für den Sterbeort ‚eigenes Heim’ waren der Wohnort im Alten-Pflegeheim (OR 3,0; CI 95% 2,0-4,5), der Grad der Pflegebedürftigkeit (Karnofsky Index <50%; 2,5; 1,5-4,0) sowie die Beteiligung von Angehörigen an der Pflege (5,6; 3,4-9,2). Keinen Einfluss auf den Sterbeort hatte das Vorliegen einer Patientenverfügung (1,1; 0,7-1,7). Verwirrtheit in den letzten Lebensmonaten (2,8; 1,8-4,4) oder Luftnot (2,5; 1,4-4,4) und Schmerzen (2,5; 1,4-4,4) in den letzten Lebensstunden waren Prädiktoren für den Sterbeort ‚Krankenhaus‘.

Diskussion: Die Wahrscheinlichkeit im ‚eigenen Heim‘ oder im Krankenhaus zu versterben wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Eine Stärkung der häuslichen Versorgung und ein verbessertes Symptommanagement könnten den Anteil von Patienten, die in der Häuslichkeit versterben möchten, erhöhen.


Literatur

1.
Jayaraman J, Joseph K. Determinants of place of death: a population-based retrospective cohort study. BMC Palliat Care. 2013;12:19.
2.
Claessen SJ, Francke AL, Echteld MA, Schweitzer BP, Donker GA, Deliens L. GPs’ recognition of death in the foreseeable future and diagnosis of a fatal condition: a national survey. BMC Fam Pract. 2013;14:104.
3.
Thönnes M, Jakoby N. Wo sterben Menschen? Zur Frage des Sterbens in Institutionen. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. 2011;5:336-9.