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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

„Letzten Freitag war Chemo […] ich war gestern nur beim Hausarzt die wöchentliche Blutspende.“ Patienten mit unheilbarem Lungenkrebs in ambulanter Therapie. Eine qualitative Längsschnittstudie

Meeting Abstract

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  • H. Stanze - Medizinische Hochschule Hannover, Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • N. Schneider - Medizinische Hochschule Hannover, Allgemeinmedizin, Hannover, Deutschland
  • F. Nauck - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland
  • G. Marx - Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Palliativmedizin, Göttingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam174

doi: 10.3205/14degam174, urn:nbn:de:0183-14degam1748

Published: September 11, 2014

© 2014 Stanze et al.
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Hintergrund: Lungenkrebs zählt zu den häufigsten malignen Todesursachen und verursacht belastende Symptome, so dass allgemeine und spezielle Versorgungsansätze (u.a. Hausärzte, Onkologen, Palliativmediziner) erforderlich sind.

Fragestellung: Welche Bedürfnisse haben Lungenkrebspatienten und ihre Angehörigen im Krankheitsverlauf und inwiefern wird die Versorgung diesen gerecht? Der Schwerpunkt dieses Beitrages liegt auf dem Zeitraum während palliativ-onkologischer Therapien.

Methoden: Qualitative prospektive Längsschnittstudie über 12 Monate; jeweils 4 offene Leitfadeninterviews mit 17 Patienten und, soweit möglich, ihren Angehörigen; Analyse mit Grounded Theory.

Erste Ergebnisse: Die Ernsthaftigkeit der Erkrankung kann bei Patienten Handlungsohnmacht verursachen, woraus Informationspassivität und bedingungslose Akzeptanz aggressiver Therapien folgen können. In Bezug auf die Lungenkrebsbehandlung schreiben Patienten Hausärzten eine eher funktionale Rolle zu (z.B. Laborbestimmung), sodass dieser kaum bei Akut- oder Begleitsymptomen aufgesucht wird. Psychische Belastungen sind für Patienten und Angehörige hoch; psychoonkologische Angebote bestehen nur für Patienten. Die Belastungen durch die Erkrankung werden patientenseitig heruntergespielt, sodass Gesprächsangebote nicht wahrgenommen werden. Wenn Hausärzte in dieser Situation Psychopharmaka verschreiben, kann es bei Patienten Ängste auslösen (z.B. vor Abhängigkeit).

Diskussion: Aufgrund der oft langjährigen Beziehung können Hausärzte die multiprofessionelle Versorgung koordinieren und über verschiedene Behandlungsoptionen (psychosoziale, palliative) aufklären, allerdings scheinen Hausärzte aus Patientensicht während laufender onkologischer Therapie eine eher randständige Rolle einzunehmen. Die frühzeitige Integration von Palliativversorgung (,,early palliative care“ [1]) parallel zu onkologischen und hausärztlichen Ansätzen könnte dazu beitragen, die Betreuung von Patienten mit Lungenkrebs systematisch und abgestimmt auf die Bedürfnisse der Patienten und ihrer Angehörigen im Krankheitsverlauf zu optimieren.


Literatur

1.
Temel JS, et al. Early Palliative Care for Patients with Metastatic Non-Small-Cell Lung Cancer. N Engl J Med. 2010;363:733-42.