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48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

18. - 20.09.2014, Hamburg

Ist Multimorbidität mit einem höheren Mortalitätsrisiko verbunden oder erklärt sich die Überlebenswahrscheinlichkeit bereits aus den einzelnen Krankheiten?

Meeting Abstract

  • I. Schäfer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • G. Schön - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie, Hamburg, Deutschland
  • H. van Den Bussche - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • M. Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 48. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Hamburg, 18.-20.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14degam172

doi: 10.3205/14degam172, urn:nbn:de:0183-14degam1726

Published: September 11, 2014

© 2014 Schäfer et al.
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Hintergrund: Multimorbidität ist ein häufiges Phänomen unter älteren Patienten in der Hausarztpraxis, für das in mehreren Studien ein erhöhtes Mortalitätsrisiko gefunden wurde. Dabei blieb jedoch bislang unklar, ob das höhere Mortalitätsrisiko in nennenswertem Umfang aufgrund von Wechselwirkungen zwischen den Erkrankungen zustande kommt oder ob sich die erhöhte Mortalitätsrate bereits im Wesentlichen aus den einzelnen Krankheiten erklärt.

Studienfrage: Lassen sich bei älteren Patienten Krankheitskombinationen identifizieren, die mit einer höheren Mortalitätsrate verbunden sind als sich aufgrund der einzelnen Krankheiten vermuten ließe?

Methoden: Analysiert wird der ambulante Datensatz der Gmünder-Ersatzkasse aus den Jahren 2004 bis 2009. Es werden 123.224 Patienten im Alter von 65 Jahren und höher eingeschlossen. Die Morbidität wird anhand einer Liste von 46 chronischen Krankheiten abgebildet. Mortalitätsraten werden mit Kaplan-Meier-Schätzern dargestellt. Die statistische Auswertung umfasst krankheitsbezogene Entscheidungsbäume (CART-Analyse), bei denen mittels eines Permutationstests die 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit als Trennkriterium verwendet wird.

Ergebnisse: Die Diagnosen mit den niedrigsten 5-Jahres-Überlebensraten sind Demenz (41%), Parkinson (54%) und Herzinsuffizienz (60%). Auf der Ebene der Diagnosekombinationen sind Demenz kombiniert mit Harninkontinenz (20%), Herzinsuffizienz mit Niereninsuffizienz (50%), sowie Herzinsuffizienz mit Diabetes (55%) mit einer besonders geringen Überlebensrate assoziiert.

Diskussion: Bestimmte Kombinationen von Erkrankungen sind mit einer geringeren Überlebensrate verbunden als die Einzelkrankheiten, daher scheinen Wechselwirkungen zwischen Krankheiten einen Einfluss auf die Mortalität zu nehmen. Allerdings sind von wenigen Ausnahmen abgesehen die Mortalitätsraten nur leicht erhöht, so dass sich die Mortalität zum größten Teil bereits aus den Einzelkrankheiten zu erklären scheint. Multimorbidität selbst scheint also nur einen geringen Einfluss auf die Mortalitätsraten zu nehmen.