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Intensivmedizinische Praxis der Verbrennungsbehandlung in Deutschland: Ergebnis einer Umfrage an deutschen Verbrennungszentren 2018
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Published: | January 8, 2019 |
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Einleitung: Die wissenschaftliche Evidenz hinsichtlich der Intensivtherapie bei brandverletzten Patienten ist gering. Studien sind häufig durch kleine Fallzahlen und einen hohen Anteil retrospektiver Analysen gekennzeichnet. Die Praxis der intensivmedizinischen Versorgung folgt häufig den Erfahrungen der einzelnen Zentren. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist eine Bestandsaufnahme ausgewählter, aktueller Therapieprinzipien in deutschen Verbrennungszentren.
Methodik: Im Rahmen des „23. Workshops für Anästhesie und Intensivmedizin“ im September 2018 in München wurde eine strukturierte Umfrage in deutschen Verbrennungszentren durchgeführt. Es beteiligten sich 11 Verbrennungszentren für Erwachsene in Deutschland. Diese Zentren repräsentieren 57 % der Intensivbetten für erwachsene Schwerbrandverletzte.
Ergebnisse: Die Infusionstherapie in der Initialphase erfolgt unter ausschließlicher Verwendung von Ringeracetat. Zur Anwendung kommen 6 unterschiedliche Formeln als Startpunkt für die kalkulierte Flüssigkeitstherapie in den ersten 24 Stunden mit teils erheblich variierenden Infusionsmengen. Der Zeitpunkt des Einsatzes kolloidaler Lösungen differiert deutlich und reicht vom sofortigen, kalkulierten Beginn bis hin zum vollständigen Verzicht innerhalb der ersten 24 Stunden. Die Diurese bleibt der wichtigste Zielparameter, ist aber in den einzelnen Zentren hinsichtlich der Menge uneinheitlich definiert (0,25 bis > 2 ml/kgKG/h). Die Ernährungstherapie erfolgt in fast allen Zentren primär enteral und frühzeitig. Die kalorischen Vorgaben variieren (25-40 kcal/kgKG/d). Je 8 von 11 Zentren führen eine metabolische Therapie mit Propranolol und Oxandrolone durch. In Bezug auf die Anwendung von Glutamin, Vitaminen und Spurenelementen gibt es unterschiedliche Therapieregime. In keinem der teilnehmenden Zentren wird eine prophylaktische Antibiotikatherapie durchgeführt. Die Praxis der mikrobiologischen Routineuntersuchungen differiert erheblich.
Schlussfolgerungen: Die Daten der Umfrage können als repräsentativ für die Praxis der Intensivmedizin angesehen werden. Trotz wesentlicher Übereinstimmungen zeigt sich in Teilgebieten eine hohe Variabilität bezüglich der Behandlungsstrategien. Durch weitere Erfassung und Diskussion der Behandlungsstandards sind konsentierte Therapiestrategien mit dem Ziel der Verbesserung der Patientenversorgung möglich.