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27. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung (DAV 2009)

14.01. bis 17.01.2009, Leogang, Österreich

Glucocorticoide in der Verbrennungsmedizin

Meeting Abstract

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  • H. A. Adams - Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin; Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • P. M. Vogt - Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin; Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover
  • H. O. Rennekampff - Stabsstelle für Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin; Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Medizinische Hochschule Hannover

DAV 2009. 27. Jahrestagung der deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Verbrennungsbehandlung. Leogang, Österreich, 14.-17.01.2009. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2009. Doc09dav74

doi: 10.3205/09dav74, urn:nbn:de:0183-09dav746

Published: March 19, 2009

© 2009 Adams et al.
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Endokrine Stressantwort: Das duale Stresskonzept (J. P. Henry 1980) verbindet das von den Katecholaminen Adrenalin und Noradrenalin sowie dem Antidiuretischen Hormon (ADH) dominierte „fight or flight“ (W. B. Cannon 1911) mit dem „general adaptation syndrome“ (H. Selye 1936), das insbesondere in der Phase der Erschöpfung mit „loss of control“ von Cortisol dominiert wird [1]. Die Parallelen mit dem Krankheitsverlauf des Schwerbrandverletzten mit septischem Krankheitsbild sind offenkundig.

Neuere Studien: Zwei Studien betonen erneut die Bedeutung der Hypophysen-Nebennierenrinden- Achse. In der CORTICUS-Studie [2] hat die i.v.-Gabe von Hydrocortison (50 mg alle 6 h) die 28-Tage-Letalität von Patienten im septischen Schock nicht gesenkt und die Inzidenz von Neuinfektionen erhöht, obwohl die Dauer des Schocks verkürzt wurde. Die Gabe von Etomidat hat im Vergleich mit Patienten, die kein Etomidat erhielten, die Letalität signifikant erhöht. Ähnliche Befunde brachte eine Untersuchung an Kindern [3]; hier hat die einmalige Gabe von Etomidat die Letalität bei Meningokokken-Sepsis erhöht. Die Autoren der „Surviving Sepsis Campaign“ [4] empfehlen daher die Gabe von Hydrocortison (bis 300 mg/d) nur noch für erwachsene Patienten mit septischem Schock, die ungenügend auf die Infusions- und Vasopressortherapie reagieren (und den Verzicht auf den ACTH-Test).

Alte Probleme: Keine neuen Erkenntnisse liegen zur Indikation corticoidhaltiger Dosieraerosole bei Verdacht auf Rauchgasinhalation oder Inhalationstrauma vor. Die lokale Wirksamkeit inhalativer Corticoide ist – ebenso wie der protektive Effekt – fraglich und nicht gesichert, und die systemische Resorption mit ihren Nebenwirkungen ist wahrscheinlich.

Zusammenfassung: Die Zufuhr von Hydrocortison (bis 300 mg/d) ist nur noch im therapierefraktären septischen Schock des Schwerbrandverletzten indiziert.

Die Gabe von Etomidat ist wegen der anhaltenden Suppression der Cortisol-Synthese in der Nebennierenrinde sowohl zur Narkoseeinleitung als auch im Zusammenhang mit Verbandwechseln oder anderen Maßnahmen kontraindiziert. Bei Verdacht auf Rauchgasinhalation soll auf die prophylaktische Inhalation von Glucocorticoiden verzichtet und bei manifester pulmonaler Symptomatik die i.v.-Gabe erwogen werden.


Literatur

1.
Adams HA, Hempelmann G. [The endocrine stress reaction in anesthesia and surgery--origin and significance]. Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 1991;26(6):294-305.
2.
Sprung CL, Annane D, Keh D, Moreno R, Singer M, Freivogel K, Weiss YG, Benbenishty J, Kalenka A, Forst H, Laterre PF, Reinhart K, Cuthbertson BH, Payen D, Briegel J; CORTICUS Study Group. Hydrocortisone therapy for patients with septic shock. N Engl J Med. 2008;358(2):111-24.
3.
den Brinker M, Hokken-Koelega AC, Hazelzet JA, de Jong FH, Hop WC, Joosten KF. One single dose of etomidate negatively influences adrenocortical performance for at least 24h in children with meningococcal sepsis. Intensive Care Med. 2008;34(1):163-8.
4.
Dellinger RP, Levy MM, Carlet JM, Bion J, Parker MM, Jaeschke R, Reinhart K, Angus DC, Brun-Buisson C, Beale R, Calandra T, Dhainaut JF, Gerlach H, Harvey M, Marini JJ, Marshall J, Ranieri M, Ramsay G, Sevransky J, Thompson BT, Townsend S, Vender JS, Zimmerman JL, Vincent JL. Surviving Sepsis Campaign: international guidelines for management of severe sepsis and septic shock: 2008. Intensive Care Med. 2008;34(1):17-60.