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Bad Honnef-Symposium 2018

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

26. - 27.03.2018, Bonn

Resistenzsituation bei Pseudomonas aeruginosa: Stellenwert von Ceftolozan/Tazobactam

Meeting Abstract

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  • Michael Kresken - Antiinfectives Intelligence GmbH, Campus Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, Rheinbach; Rheinische Fachhochschule Köln gGmbH, Köln

Bad Honnef-Symposium 2018. Bonn, 26.-27.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18bhs08

doi: 10.3205/18bhs08, urn:nbn:de:0183-18bhs085

Published: March 27, 2018

© 2018 Kresken.
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Pseudomonas aeruginosa zählt zu den am häufigsten dokumentierten Erregern von nosokomialen Infektionen. Nach den Angaben der europäischen Punkt-Prävalenzstudie ist P. aeruginosa für etwa 17% der unteren Atemwegsinfektionen, jeweils 8% der postoperativen Wundinfektionen und Harnwegsinfektionen und ca. 6% der Blutstrominfektionen verantwortlich. Für die kalkulierte Therapie werden primär Pseudomonas-wirksame ß-Lactame empfohlen, entweder alleine oder in Kombination mit einem geeigneten Fluorchinolon bzw. Aminoglykosid. Der Erwerb von Resistenzmechanismen und die schnelle Resistenzentwicklung unterhalb der Therapie stellen jedoch Herausforderung an die Therapie dar.

Ceftolozan ist ein Cephalosporin der Gruppe 3c entsprechend der Einteilung der PEG mit einer um 2–3 Titerstufen besseren Aktivität gegen P. aeruginosa als Ceftazidim bzw. Cefepim. Ceftolozan wird fix mit dem ß-Lactamase-Inhibitor Tazobactam kombiniert. Neben P. aeruginosa werden Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae und zahlreiche andere Enterobakterien erfasst, inkl. der meisten ESBL-produzierenden Stämme. Ceftolozan/Tazobactam (C/T) besitzt jedoch keine Aktivität gegen KPC- und Metallo-ß-Lactamasen (MBL) produzierende Bakterien. Im Rahmen einer deutschlandweiten, multizentrischen Studie wurde die Verbreitung der Resistenz bei P.-aeruginosa-Isolaten gegen Carbapeneme und andere Standardantibiotika untersucht und die Empfindlichkeit der Isolate gegenüber C/T ermittelt.

Im Zeitraum Januar 2016 bis April 2017 wurden in 20 Laboratorien der medizinischen Mikrobiologie 985 P.-aeruginosa-Isolate konsekutiv gesammelt, die aus Untersuchungsmaterial von stationären Patienten mit Blutstrominfektionen, unteren Atemwegsinfektionen, intraabdominellen Infektionen sowie Harnwegsinfektionen angezüchtet worden waren. Die Empfindlichkeitsprüfungen wurden unter Verwendung der Mikrodilution gemäß dem Standard ISO 20776-1 in einem Zentrallabor durchgeführt. Die ermittelten MHK-Werte wurden mit Hilfe der EUCAST Grenzwerte (v. 8.0) interpretiert. Die Untersuchungen zur Abklärung des Verdachts auf Carbapenemasen (CP) erfolgten im NRZ für gramnegative Krankenhauserreger.

34% der gesammelten Isolate stammten von Patienten auf Intensivtherapiestationen. Die Empfindlichkeits- und Resistenzraten für wichtige Pseudomonas-wirksame Antibiotika sind in der Tabelle dargestellt. 704 der 985 Isolate (71,5%) waren gegen die beiden Carbapeneme Imipenem und Meropenem sensibel, 173 (17,6%) waren gegen mindestens ein Carbapenem resistent und 74 (7,5%) zeigten eine Resistenz gegen beide Carbapeneme. Bei 24 Isolaten (2,4%) wurde eine CP nachgewiesen. 23 Isolate produzierten eine CP und ein Isolat zwei CP. Die detektierten MBL waren VIM-1 (n=4), VIM-2 (n=12), VIM-11 (n=1), NDM (n=2), IMP-1 (n=1), and IMP-7 (n=2). Bei drei Isolaten fand sich eine GES-Variante. C/T war gegen 142 der 173 (82,1%) Carbapenem-resistenten Isolate und 140 der 149 (94%) Carbapenem-resistenten, nicht-CP-bildenden Isolate in vitro wirksam, aber nicht – wie erwartet – gegen die MBL-bildenden Isolate.

Insgesamt fand sich bei 2,4% der untersuchten P.-aeruginosa-Isolate eine CP als Resistenzmechanismus, während bei 15,1% der Isolate andere Mechanismen für die beobachtete Carbapenem-Resistenz verantwortlich sind. Vor diesem Hintergrund kann C/T als eine wertvolle Option für die Therapie von nosokomialen P.-aeruginosa-Infektionen betrachtet werden, besonders in Situationen, wo ein erhöhtes Risiko für Infektionen durch multiresistente Erreger besteht.

Die Studie wurde von der Fa. MSD Sharp & Dohme GmbH (Haar) finanziert.

Tabelle 1[Tab. 1]