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Rehabilitation zentraler Sehstörungen und von Augenbewegungsstörungen
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Published: | November 24, 2017 |
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Neurologisch bedingte Störungen des visuellen Systems treten in einer neurologischen Rehabilitationsklinik ausserordentlich häufig auf. Sie beeinträchtigen nicht nur die Lebensqualität der betroffenen Patienten, sondern beeinflussen auch den Rehabilitationsverlauf und dessen Ergebnisse entscheidend. Bei etwa 40-60% der über 65jährigen Patienten mit zerebrovaskulären Erkrankungen und bei etwa 50% aller Patienten mit einem Schädel-Hirntrauma muss mit neurovisuellen Störungen gerechnet werden.
Die visuelle Rehabilitation neurologischer Patienten umfasst sehr unterschiedliche Krankheitsbilder und somit verschiedene Behandlungs- oder Trainingsansätze. Je nach cerebralem Läsionsort zeigen die Patienten Gesichtsfeldstörungen, Augenmotilitätsstörungen oder ein „cortical visual impairment“ (CVI). Hinzu kommen neurologische Defizite wie der visuelle Neglekt, die ebenfalls Auswirkungen auf die visuelle Explorationsverhalten der Patienten haben.
Einen Schwerpunkt stellen die homonymen Gesichtsfeldstörungen (Hemianopsie und Quadrantenanopsie) dar. Die Patienten erhalten ein Kompensationstraining, in dem sie effiziente Strategien erlernen, um den Gesichtsfeldausfall durch Blicksakkaden zu kompensieren und so ihren Alltag zu meistern. Dafür stehen zahlreiche Trainingsverfahren zur Verfügung, die dem Störungsbild und der Leistungsfähigkeit der betroffenen Patienten angepasst werden. Die Wirksamkeit des Sakkadentrainings wurde in einer kontrollierten Studie nachgewiesen.
Methoden zur Gesichtsfeldrestitution konnten einer wissenschaftlichen Überprüfung hingegen nicht standhalten und werden daher in der Rehabilitationsklinik Zihlschlacht nicht angewendet.
Augenbewegungsstörungen treten insbesondere nach Schädel-Hirntrauma oder nach Läsionen im Hirnstamm auf und verursachen entsprechende Doppelbilder. Wenn möglich wird eine Prismenkorrektur angepasst, um Binokularsehen zu ermöglichen. Sollten Schielwinkelgrösse – oder Inkomitanz dies verhindern, wird ein Auge okkludiert. Dabei zeigt sich, dass verschiedene nicht-ophthalmologische Berufsgruppen dieses Abdeckung zur Vermeidung von Doppelbildern immer wieder mit der Amblyopietherapie im Kindesalter verwechseln, so dass es zeitweilig zu einer suboptimalen Anwendung der Augenabdeckung kommt. Hier zeigt sich immer wieder, dass eine visuell-spezialisierte Fachperson das Team einer neurologischen Rehabiliationseinrichtung sinnvoll ergänzt.