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Pathophysiologie des Innenohres bei Morbus Menière und Diffusion von Gentamicin im Innenohr
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Published: | October 23, 2009 |
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Die gegenwärtigen und historischen Therapieverfahren des Morbus Menière umfassen eine Vielzahl von Methoden, welche auf unterschiedlichen pathophysiologischen Modellen beruhen. In dem Vortrag werden ausgewählte Hypothesen zur Pathophysiologie des Morbus Menière und die darauf aufbauenden Therapieverfahren diskutiert. In einem zweiten Teil werden die pharmakokinetischen Grundlagen der lokalen Gentamicintherapie bei M. Menière und die Ergebnisse einer quantitativen Metaanalyse zum Hörverlust bei lokaler Gentamicintherapie dargestellt.
Unter den Hypothesen zur Pathophysiologie des Morbus Menière hat sich seine enge Verbindung zum Endolymphhydrops fest etabliert. Die Ätiologie eines Hydrops ist am ehesten in einer lokalen Störung der Ionenhomöostase des Innenohres zu suchen, für welche verschiedene Entstehungsmöglichkeiten existieren. Auf der Basis aktueller tierexperimenteller Studien wird dem Sinus endolymphaticus eine zentrale Rolle für das Erkennen eines abnormalen Endolymphvolumens zugesprochen. Durch den Sinus endolymphaticus kann der Endolymphtransport in den Ductus endolymphaticus begrenzt werden, wenn das Endolymphvolumen gering ist und umgekehrt mehr Endolymphe in den Ductus endolymphaticus transportiert werden, wenn das Endolymphvolumen hoch ist. Damit scheint der Sinus endolymphaticus als zentrale Struktur im Sinne eines Detektors für ein abnormales Endolymphvolumen an der Regulation und Kontrolle des Endolymphvolumens beteiligt.
Die intratympanale Gentamicinapplikation hat sich als sichere und relativ effektive Methode zur Behandlung der Schwindelsymptomatik beim Morbus Menière etabliert.
Aktuelle Erkenntnisse zur Pharmakokinetik im Innenohr zeigen, dass lokal an die Rundfenstermembran appliziertes Gentamicin gut über die laterale Wand in die Scala vestibuli und damit in das Vestibulum gelangen. Dabei entstehen bei der lokalen Gentamicinapplikation longitudinale Konzentrationsgradienten mit hohen Medikamentenspiegeln in der Basis, während im Gegensatz dazu bei der systemischen Gentamicinapplikation umgekehrte Konzentrationsgradienten, mit höheren Medikamentenspiegeln in den apikalen Anteilen der Cochlea entstehen.
Die Konsequenzen für die unerwünschten Nebenwirkungen einer Gentamicintherapie für das Hören werden anhand einer aktuellen quantitativen Metaanlyse zum Hörverlust nach lokalker Gentamicntherapie bei Morbus Menière diskutiert.