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ZB MED ohne Zukunft! Oder doch: Zukunft für ZB MED? Pressemeldungen, Stellungnahmen und Webaktivitäten im Zusammenhang mit der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft vom 17. März 2016 für die Beendigung der gemeinsamen Förderung von Bund und Ländern für die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften
No future for ZB MED! Or maybe: a future for ZB MED? Press reports, statements and web activities relating to Leibniz Association senate’s recommendation of March 17th, 2016 to stop cofounding ZB MED – Leibniz Information Centre for Life Sciences by federal and state authorities
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Published: | September 23, 2016 |
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Zusammenfassung
In der Stellungnahme des Senats der Leibniz-Gemeinschaft vom 17. März 2016 wurde Bund und Ländern empfohlen, die Gemeinsame Förderung der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften zu beenden. Unmittelbar nach dieser Ankündigung veröffentlichten medizinische und bibliothekarische Institutionen Stellungnahmen, in denen der Fortbestand von ZB MED eingefordert wurde. Auch im Web wurden Aktivitäten gesetzt, insbesondere die Initiative #keepzbmed erhielt regen Zulauf und wurde von 9.607 Personen unterzeichnet. Die Debatte um ZB MED erreichte auch den Deutschen Bundestag.
Abstract
In its statement of March 17th, 2016 Leibnitz Association’s senate recommends to stop the co-funding of ZB MED – Leibniz Information Centre for Life Sciences. Immediately after this announcement public incitements endorsing the persistence of ZB MED were published by medical institutions and libraries. Also on the internet initiatives were taken especially by the action group #keepzbmed whose petition was signed by 9,607 people. The controversy also reached the German Bundestag.
1. Stellungnahme des Senats der Leibniz-Gemeinschaft
Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft werden von Bund und Ländern wegen ihrer überregionalen und eines gesamtstaatlichen wissenschaftspolitischen Interesses gemeinsam gefördert. Sie werden turnusmäßig, spätestens alle sieben Jahre, einer Überprüfung unterzogen, ob die Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung noch gegeben sind. Zu diesem Zweck wird vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine unabhängige Evaluierung durchgeführt, die die wesentliche Grundlage für die Überprüfung in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) darstellt. Vorbereitet wird die Stellungnahme des Senats vom Senatsausschuss Evaluierung, der für die Bewertung einer Einrichtung jeweils eine Bewertungsgruppe mit unabhängigen, fachlich einschlägigen Sachverständigen einsetzt.
In der 2011/2012 durchgeführten Evaluierung von ZB MED sprach der Senat der Leibniz-Gemeinschaft folgende Empfehlung aus:
„Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die ZB MED als Einrichtung, die in erheblichem Umfange wissenschaftliche Infrastrukturaufgaben wahrnimmt, auf der Grundlage der Ausführungsvereinbarung WGL weiter zu fördern.
Vor dem Hintergrund seiner Beurteilungen und Hinweise empfiehlt der Senat, die nächste Überprüfung der Fördervoraussetzungen durch Bund und Länder 2016 vorzusehen.“ [1]
Die für die neuerliche Evaluierung von ZB MED eingesetzte Bewertungsgruppe besuchte am 17. und 18. Juni 2015 die beiden Standorte in Köln und Bonn. Von ZB MED wurde bereits vorab eine Evaluierungsunterlage bereitgestellt, in der folgende Themenfelder detailliert dargestellt wurden:
- Struktur, Auftrag und Umfeld
- Gesamtkonzept und Profil
- Teilbereiche von ZB MED
- Kooperation und Vernetzung
- Personal- und Nachwuchsförderung
- Qualitätssicherung
Von der Bewertungsgruppe wurde im Anschluss an den Besuch ein Bewertungsbericht erstellt, der als Anlage B der „Stellungnahme zur Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln/Bonn (ZB MED) vom 14. März 2012“ veröffentlicht worden ist [2] und im Abschnitt „Zusammenfassung und zentrale Empfehlungen“ folgendes festhält:
„ZB MED wurde zuletzt 2012 evaluiert. Dabei wurde der Einrichtung erfolgreiche Arbeit innerhalb ihres traditionellen Geschäfts der Bestandsentwicklung und Volltextversorgung bescheinigt. Es wurde festgehalten, dass ZB MED auf der Grundlage seiner einzigartigen Bestände eine unverzichtbare Dienstleistungsfunktion für nahezu alle deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wahrnehme. Vor dem Hintergrund der anhaltenden dynamischen Entwicklungen im Bereich der Informationsversorgung und Wissenserschließung wurde jedoch eine überzeugende Strategie vermisst, mit der ZB MED den Wandel von einer klassischen Bibliothek hin zu einem modernen Fachinformationszentrum gestalte. Insbesondere wurde kritisiert, dass ZB MED noch nicht in hinreichendem Maße strategisch koordinierte angewandte Forschung und Methodenentwicklung betreibe, um auf dieser Grundlage moderne Fachinformationsdienste anzubieten. Die Bewertungsgruppe und der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfahlen, einen systematischen und ganzheitlichen Strategieprozess in Gang zu setzen, der zu einer deutlichen Profilierung von ZB MED sowohl auf dem Forschungs- und Entwicklungs- als auch auf dem Service- und Dienstleistungsbereich führen müsse. Weil zur Entwicklung eines solchen Konzepts große informationswissenschaftliche Kompetenz notwendig ist, sollten alle in diesem Bereich zur Verfügung stehenden internen und externen Ressourcen von Anfang an mit in den Strategieprozess einbezogen werden. Darüber hinaus sollte geprüft werden, wie die Leitung von ZB MED um informationswissenschaftliche Kompetenzen erweitert werden könne.
Daraufhin leitete die Einrichtung einen „Strategie- und Neuorganisationsprozess ZB MED“ ein, der für die Jahre 2012 bis 2014 verschiedene wichtige Maßnahmen vorsah. So wurde eine umfangreiche Markt- und Zielgruppenstudie durchgeführt. Im Anschluss an die Studie und zur Umsetzung von Empfehlungen der letzten Evaluierung entwickelte ZB MED erste Maßnahmen zur weitergehenden Profilierung seiner Dienstleistungsangebote. Zum einen wurden dabei die zwei bisher einzeln betriebenen Fachportale für Medizin und Gesundheit (MEDPILOT) sowie Ernährung, Agrarwissenschaft und Umwelt (GREENPILOT) unter dem neuen ZB MED-Suchportal für Lebenswissenschaften (LIVIVO) zusammengeführt, das seit April 2015 online zugänglich ist. Zum anderen wurde ein schlüssiges Konzept für ein Open-Access-Publikationsportal (PUBLISSO) entwickelt, das ebenfalls verschiedene Angebote von ZB MED bündelt.
Darüber hinaus führte eine neue standortübergreifende Organisationsstruktur zu einer deutlich verbesserten Integration des Bonner Fächerspektrums. ZB MED sollte diesen Weg fortsetzen und sein inhaltliches Profil unter der Überschrift „Lebenswissenschaften“ weiter schärfen. Eine weitere wichtige Empfehlung konnte umgesetzt werden, indem ZB MED zum 1. Januar 2014 von einer unselbständigen Einrichtung des Landes NRW in eine rechtsfähige Stiftung öffentlichen Rechts umgewandelt wurde. Es ist ein großer Verdienst der Leitung von ZB MED, dass sämtliche Beschäftigten in angemessener Weise in den Neuorganisationsprozess eingebunden wurden, so dass das gesamte Personal die inzwischen durchgeführten Veränderungen mitträgt und mit hoher Leistungsbereitschaft seinen Aufgaben nachgeht.
Jedoch gelang es bis zum Evaluierungsbesuch noch nicht, die Forschungskompetenz und informationswissenschaftliche Expertise an ZB MED zu erweitern. Zur Umsetzung dieser Empfehlung war im Rahmen des 2012 konzipierten „Strategie- und Neuorganisationsprozesses ZB MED“ vorgesehen worden, eine W2-Professur für Informatik bis Mai 2014 einzurichten und zu besetzen. Es wird begrüßt, dass Bund und Länder für die Professur sowie drei Promotionsstellen temporär zusätzliche Mittel zur Verfügung stellen. Nach vier Jahren werden die Stellen dann über den Regelhaushalt finanziert. Die Besetzung der Stelle konnte jedoch noch nicht umgesetzt werden. Wie die für ZB MED zuständigen Fachressorts während des Evaluierungsbesuches erläuterten, wurde zunächst die rechtliche Verselbständigung von ZB MED umgesetzt, um auf dieser Grundlage für die gemeinsame Berufung einen Kooperationsvertrag mit der Universität Bonn zu schließen, die man als Partner gewann. Inzwischen wurde eine Berufungskommission eingesetzt, auch ein Ausschreibungstext liegt vor. Es wird erwartet, dass das Verfahren nun zügig durchgeführt wird.
Dass es bisher nicht gelang, die informationswissenschaftliche Expertise an ZB MED zu erweitern hatte zur Folge, dass das Forschungskonzept noch nicht hinreichend formuliert werden konnte. Weil die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten die Basis für die strategische Ausrichtung und Weiterentwicklung der wissenschaftlichen Dienstleistungen bilden, bestehen auch in Bezug auf die Fachinformationsdienste noch wesentliche offene Fragen (siehe Empfehlungen unten). Erste Fortschritte sind zwar zu erkennen, diese müssen aber erheblich vertieft werden.
Bei der letzten Evaluierung war auch empfohlen worden, die Leitung von ZB MED im Falle einer Neubesetzung gemeinsam mit einer Hochschule zu besetzen. Eine ruhestandsbedingte Neubesetzung war seinerzeit frühestens ab Frühjahr 2018 zu erwarten gewesen. Inzwischen hat sich der Direktor jedoch entschieden, 2016 vorzeitig aus dem Dienst auszuscheiden. Die Bewertungsgruppe wurde während des Evaluierungsbesuchs darüber informiert, dass die Stelle wenige Tage später gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Universität Köln als W3-Professur für Informationserschließung, -aufbereitung und -versorgung in den Lebenswissenschaften ausgeschrieben werde. Im Unterschied zu der geplanten W2-Professur in Bonn wird die neue W3-Position nicht im Fach Informatik, sondern in der Medizin angesiedelt. Die Verantwortlichen müssen sicherstellen, dass für die neue Professur auch unter dieser Rahmenbedingung ein adäquates Umfeld geschaffen wird (siehe Empfehlung 7).
Im Folgenden werden die im Bewertungsbericht durch Fettdruck hervorgehobenen zentralen Hinweise zusammengefasst:
Gesamtkonzept und Profil (Kapitel 2)
- 1.
- Es ist erforderlich, die begonnenen Reformen an ZB MED weiterzuführen und zu einer übergeordneten Gesamtstrategie zusammenzuführen, die bei der letzten Evaluierung als erhebliches Desiderat identifiziert wurde. Sie muss neben einer Profilierung der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auch eine weitere Anpassung des Dienstleistungsangebotes an neue Informationsbedarfe und neue Formen der Informationsvermittlung vorsehen. Nach wie vor muss dazu die informationswissenschaftliche Expertise an ZB MED erweitert werden. ZB MED und seine Gremien möchten dies über die Besetzung einer W2-Professur und einer W3-Professur erreichen. Die Berufungsverfahren müssen nun zügig durchgeführt werden.
- 2.
- Bestandsentwicklung (PB 1a) und Volltextversorgung (PB 3) werden als „gut“ bewertet. Mit mehr als 100.000 Aufträgen im Jahr 2014 steht ZB MED an der Spitze der Lieferanten bei „subito - Dokumente aus Bibliotheken e. V.“. ZB MED muss sich jedoch besser darauf einstellen, dass die Nachfrage nach gedruckter Literatur seit Jahren kontinuierlich zurückgeht. Bei subito gab es 2014 einen Auftragsrückgang um fast 21% gegenüber 2013. Ziel muss es sein, alternative und innovative Lieferkanäle für elektronische Dokumente zu entwickeln. In diesem Zusammenhang muss sich ZB MED auch erheblich stärker als bisher mit Lizenzierungsfragen für digitale Inhalte befassen.
- 3.
- Mit Einführung des Open-Access-Publikationsportals PUBLISSO (PB 1b) und des Fachportals LIVIVO (PB 2) hat ZB MED eine erste Profilierung seiner Dienstleistungsangebote vorgenommen. Die Arbeiten zu PUBLISSO werden als „sehr gut“ bewertet. Mit Blick auf die technische Architektur wird auch der neue Discovery-Service LIVIVO als „sehr gut“ bewertet. Nach wie vor muss aber die strategische Positionierung von LIVIVO im nationalen und internationalen Umfeld geklärt werden. Aus der Markt- und Zielgruppenstudie wurden hierzu noch keine zufriedenstellenden Antworten abgeleitet. Insbesondere wird eine Untersuchung zum Mehrwert von LIVIVO gegenüber vergleichbaren Angeboten (z. B. Europe PubMed Central oder GoPubMed) vermisst (Umfang und Qualität des Contents, Suchkomfort, Treffermengen, Zugang zu Volltexten). Es fehlt eine Zwischenbilanz und Zielvorstellung, welchen Platz LIVIVO auf dem Fachinformationsmarkt in den Lebenswissenschaften vor dem Hintergrund der international marktführenden Stellung des Produkts PubMed inzwischen einnimmt bzw. in Zukunft einnehmen könnte. Um den Mehrwert von LIVIVO gegenüber anderen Portalen quantitativ belegen zu können, muss ZB MED das Nutzungsverhalten mit Nutzungsparameteren erfassen und Kennziffern zur Zielorientierung des Angebotes definieren und diese fortlaufend überprüfen. Dabei sollte das Nutzungsverhalten der adressierten Zielgruppen permanent und so detailliert wie nötig sichtbar gemacht werden.
- 4.
- ZB MED ist auf verschiedenen anderen Gebieten wie z. B. im Rahmen der Kooperation im Goportis-Verbund bei der digitalen Langzeitarchivierung (PB 1a) oder der Retrodigitalisierung (Digitale Sammlungen, PB 3) aktiv. Dabei werden interessante Ergebnisse erzielt, insgesamt müssen diese Aktivitäten aber im Rahmen der zu entwickelnden Gesamtstrategie priorisiert und weiterentwickelt werden. Auch dabei muss eine bessere Einordnung in das nationale Umfeld erfolgen.
- 5.
- Mit Einrichtung des PB 4 „Anwendungsorientierte Forschung und Innovation“ wurde ein organisatorischer Rahmen für die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten geschaffen, die erwartet werden, wenn die beiden vorgesehenen Professuren besetzt sind. Derzeit werden anwendungsorientierte Prototypentwicklungen im Rahmen einzelner Vorhaben bearbeitet. Dabei kann ZB MED auf einige interessante Projekte verweisen. Insgesamt ist es jedoch noch nicht gelungen, die informationswissenschaftlichen Forschungsleistungen gegenüber der letzten Evaluierung signifikant auszuweiten und zu verbessern. Nach Besetzung der zwei geplanten Professuren muss ohne Verzug ein tragfähiges Forschungskonzept entwickelt und umgesetzt werden. Als Folge sollte sich auch die Zahl der Publikationen erhöhen.
- 6.
- ZB MED muss Drittmitteleinnahmen für Vorhaben der angewandten Forschung und Methodenentwicklung erzielen. Dabei sollte es nach Besetzung der geplanten Professuren insbesondere auch möglich sein, die Einnahmen von der DFG, aber auch auf Ebene der EU zu erhöhen.
Kooperation und Vernetzung (Kapitel 4)
- 7.
- Im Unterschied zu der geplanten W2-Professur mit der Universität Bonn wird die W3-Professur für Informationserschließung, -aufbereitung und -versorgung in den Lebenswissenschaften an der Universität Köln nicht im Fach Informatik, sondern in der Medizin angesiedelt. Universität und ZB MED müssen sicherstellen, dass die Stelleninhaberin bzw. der Stelleninhaber ein adäquates Umfeld für die Umsetzung ihrer bzw. seiner wissenschaftlichen Arbeiten vorfindet. Dies bezieht sich u. a. auf Kooperationsmöglichkeiten innerhalb der Universität und die Möglichkeit zur Gewinnung von wissenschaftlichem Nachwuchs in der Informatik sowie die zugehörige Betreuung von einschlägigen studentischen Abschlussarbeiten und Promotionen.
- 8.
- Bei der letzten Evaluierung war empfohlen worden, die Kooperationen mit Hochschulen deutlich zu intensivieren, um die Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der angewandten Forschung zu vergrößern. In den Datenressourcen von ZB MED wurde eine vielversprechende Basis für innovative Arbeiten gesehen, die bis dahin jedoch kaum genutzt wurde. Dazu sollte eine regionale Kooperationsstrategie erarbeitet werden, auf deren Grundlage systematische Verbindungen zu den Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen in Großraum Köln/Bonn gepflegt werden könnten. Dies konnte bisher nur in Ansätzen umgesetzt werden. ZB MED fokussierte sich bei der Vertiefung der Kooperation weitgehend auf die Einrichtung der W2-Professur sowie der inzwischen ebenfalls geplanten W3-Professur. Es sollten daneben auch andere Möglichkeiten gefunden werden, ZB MED mit der vor allem informationswissenschaftlichen Forschung an den benachbarten Hochschulen zu vernetzen.
- 9.
- Um das Ziel zu erreichen, als zentraler Informationsdienstleister in den Lebenswissenschaften die nationale Literaturversorgung in den einschlägigen Fachbereichen flächendeckend sicherzustellen, muss ZB MED sich deutlich intensiver als bisher mit national agierenden Informationsinfrastrukturen (Bibliotheken, Verbünde, Konsortien, etc.) vernetzen und abstimmen. Zudem muss eine eindeutige Positionierung im internationalen Umfeld der lebenswissenschaftlichen Informationsdienstleister vorgenommen werden.
Personal- und Nachwuchsförderung (Kapitel 5)
- 10.
- Bei der letzten Evaluierung war empfohlen worden, die studentische Qualifikations- und Promotionsarbeiten in die Arbeiten von ZB MED systematisch zu integrieren. Dies konnte bisher nicht erreicht werden. ZB MED fokussierte sich weitgehend auf die Einrichtung der drei Promotionsstellen, die gemeinsam mit der W2-Professur geplant sind. Es sollten daneben aber auch andere Möglichkeiten genutzt werden, um den wissenschaftlichen Nachwuchs an den benachbarten Hochschulen zu erreichen.“ [2]
Zu diesem Bewertungsbericht wurde von ZB MED eine Stellungnahme erstellt, die als Anlage C der „Stellungnahme zur Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln/Bonn (ZB MED) vom 14. März 2012“ [2] veröffentlicht wurde. Auf diese Unterlagen bezugnehmend veröffentlichte der Senat der Leibniz-Gemeinschaft am 17. März 2016 seine „Stellungnahme zur Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln/Bonn (ZB MED) vom 14. März 2012“, in der folgendes Resümee gezogen wurde:
„Zusammenfassend ist festzuhalten, dass es der ZB MED in den vergangenen Jahren trotz einiger Teilerfolge nicht in dem notwendigen Maß gelungen ist, sich auf die erheblichen Veränderungen im Fachinformationswesen einzustellen. Das klassische Arbeitsfeld der ZB MED, das der Senat vor einigen Jahren noch als unverzichtbar für die bibliothekarische Versorgung in Deutschland ansah, verliert kontinuierlich an Bedeutung. Wie sich die ZB MED mit digitalen Angeboten auf dem nationalen oder internationalen Markt behaupten könnte, ist nicht geklärt.
Es sind für den Senat keine besonderen, außerhalb der Verantwortung der ZB MED und ihrer Gremien liegenden Umstände zu erkennen, die begründen, warum ein überzeugendes kohärentes Gesamtkonzept für die Neupositionierung der ZB MED nach wie vor fehlt. Leitung und Aufsichtsgremium erläutern mit Blick auf die gemeinsamen Berufungen, dass zunächst die rechtliche Verselbständigung habe umgesetzt werden müssen, um weitere Fortschritte erzielen zu können. Der Senat erkennt an, dass die Veränderung der Rechtsform mit einem hohen Aufwand verbunden war. Dies kann jedoch nicht begründen, dass inhaltlich-strategische Verbesserungen nicht erreicht wurden.
Die beschriebenen Mängel führen zu einem gravierenden Rückstand in der Entwicklung der ZB MED gegenüber anderen Anbietern auf dem sich außerordentlich dynamisch entwickelnden Fachinformationsmarkt in den Lebenswissenschaften. Die ZB MED erfüllt daher nicht mehr die Anforderungen, die an eine Einrichtung von überregionaler Bedeutung und gesamtstaatlichem wissenschaftspolitischem Interesse zu stellen sind. Der Senat empfiehlt aber, die Bestände zu erhalten und auch weiterhin öffentlich zugänglich zu halten.“ [2]
Die Stellungnahme von ZB MED zum Bewertungsbericht wurde wie folgt eingeschätzt:
„Die ZB MED hat zum Bewertungsbericht Stellung genommen (Anlage C). Es wird anerkannt, dass die ZB MED Hinweise und Empfehlungen im Bewertungsbericht aufgreifen möchte. Die grundlegende Kritik des Senats an den zu geringen Verbesserungen in den vergangenen Jahren wird dadurch jedoch nicht aufgehoben.“ [2]
Abschließend wurde folgende Förderempfehlung ausgesprochen:
„Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung der ZB MED auf der Grundlage der Ausführungsvereinbarung WGL als Einrichtung der Forschung und der wissenschaftlichen Infrastruktur, die in erheblichem Umfang wissenschaftliche Infrastrukturaufgaben wahrnimmt, zu beenden.“ [2]
In einer Pressemitteilung wurde die Öffentlichkeit von der Leibniz-Gemeinschaft am 18. März 2016 über diese Entscheidung informiert:
„Die Förderung von drei Leibniz-Instituten soll fortgeführt werden. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen. Mit dem Leibniz-Institut für Gemüse- und Zierpflanzenbau soll eine dieser Einrichtungen allerdings bereits nach vier Jahren erneut überprüft werden. Darüber hinaus entspricht eine vierte Leibniz-Einrichtung nicht mehr den Qualitätsstandards: Für die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin in Köln und Bonn empfiehlt der Senat, die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern zu beenden.“ [3]
2. Aktivitäten von ZB MED
Über die Entscheidung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, die Beendigung der Bund-Länder-Förderung für ZB MED zu empfehlen, war von deren Direktor Ulrich Korwitz bereits am 17. März 2016 die bibliothekarische Öffentlichkeit via „MEDIBIB-L“, die Mailingliste der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB), informiert worden; diese Mitteilung wurde auch via „MEDINFO“, das Blog der AGMB, verbreitet:
„Liebe Kolleginnen und Kollegen, es fällt mir sehr schwer, Ihnen das Folgende mitzuteilen, aber es muss sein: Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat soeben beschlossen, Bund und Ländern zu empfehlen, ZB MED ab 2017 nicht mehr gemeinsam zu fördern. ZB MED als von Bund und Ländern geförderte Einrichtung wird damit in spätestens 3 ½ Jahren abgewickelt werden. Morgen ist die Pressemitteilung der Leibniz-Gemeinschaft verfügbar, in der Details stehen. Die Entscheidung trifft alle 119 Kolleginnen und Kollegen in ZB MED schwer. Wir werden die Situation zusammen mit dem Ministerium in Ruhe analysieren und mögliche Konsequenzen betrachten. Der Abwicklungsprozess streckt sich bis mindestens Ende 2018, wahrscheinlich sogar bis Ende 2019 hin. Es wird Alternativen zum jetzigen Status geben. Mit bestem Gruß, Korwitz.“ [4]
In einer Pressemeldung hat ZB MED zur Entscheidung der Leibniz-Gemeinschaft Stellung genommen; diese wurde am 18. März u.a. auf der Website von „BuB – Forum Bibliothek und Information“ veröffentlicht:
„In der Begründung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft wird verkannt, dass sich ZB MED mit digitalen Angeboten auf dem nationalen oder internationalen Markt behauptet.
Die Nachricht kommt für alle 119 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter völlig überraschend und ist unverständlich. Noch im Juni 2015 hatte eine Bewertungskommission ZB MED sehr gute und gute Arbeit attestiert und Anregungen zur Stärkung der Forschungsaktivitäten gegeben. In gemeinsamer Berufung mit der Universität zu Köln war 2015 eine W3-Professur zur Leitung von ZB MED ausgeschrieben worden; das Berufungsverfahren ist weit gediehen und mit der Ruferteilung war Mitte März 2016 zu rechnen. Gemeinsam mit der Universität Bonn war eine W2-Professur für Wissenserschließung zur Ausschreibung gelangt; eine Ruferteilung war für Mitte April vorgesehen. Dieser Ausbau der Forschungsaktivitäten wird durch die Empfehlung der Leibniz-Gemeinschaft gestoppt. Insofern ist die Begründung für die Schließung von ZB MED völlig unverständlich. In anderen Fällen hat man Instituten in gleicher Situation (Leitungswechsel) eine vierjährige Bewährungschance eingeräumt.
ZB MED stellt mit seinen vielfältigen Aktivitäten die überregionale Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften, vor allem der Medizin, sicher. Dies leistet ZB MED seit 43 Jahren mit großem Erfolg. 2.700 Zeitschriften befinden sich allein in ZB MED und sonst nirgendwo in Deutschland. Die Informationsversorgung wird sich mit der Abwicklung von ZB MED drastisch verschlechtern. Wie sich dies auf Wissenschaft, Forschung und Krankenversorgung auswirken wird, ist unabsehbar.
Das Schicksal von fruchtbaren Kooperationen mit wissenschaftlichen Gesellschaften und Forscherinnen und Forschern – ZB MED ist erfolgreicher Open-Access-Publikationspartner – ist offen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden mit ihren Publikationswünschen im Regen stehen gelassen.
Vor allem ist das berufliche Schicksal der 119 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ab 2017 ungewiss. Die meisten von ihnen werden vom Land NRW unterzubringen sein, leider gilt das aber nicht für alle.
Mit der Einstellung der Förderung von ZB MED wird die Wissenschaftslandschaft in Deutschland um eine bedeutende und anerkannte Einrichtung ärmer.“ [5]
Über die jüngste Entwicklung nach der Entscheidung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, insbesondere auch über Unterstützungsmaßnahmen aus der bibliothekarischen und medizinischen Fachöffentlichkeit, wurde in mehreren Blogbeiträgen von Juliane Tiedt [6], [7], [8], [9] und Ulrike Ostrzinski [10], [11], [12] im ZB MED-Blog informiert.
Eine Zusammenstellung von Publikationen, in denen die Entscheidung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft thematisiert worden ist, bietet der laufend aktualisierte Pressespiegel von ZB MED [13].
3. Aktivitäten der bibliothekarischen Fachöffentlichkeit
Zeitgleich mit dem Bekanntwerden der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft formierte sich in der bibliothekarischen Fachwelt Widerstand dagegen.
In einem offenen Brief zum Thema „Zukunftsfähige Informationsinfrastrukturen für Medizin und Lebenswissenschaften – wer übernimmt die Verantwortung“ wandte sich der VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare am 6. Mai 2016 an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, an den Bundesminister für Gesundheit und an die Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur der Länder [14]. In dem Schreiben wird ausgeführt, dass nicht nur die Zukunft von ZB MED ungewiss ist, sondern auch die Weiterexistenz medizinischer Literaturdatenbanken, weil das DIMDI dieses Angebot einstellen wird und nunmehr offen ist, ob ZB MED diesen Aufgabenbereich übernehmen können wird. Ausgeführt werden neun Bereiche medizinischer Literatur- und Informationsversorgung, die auch künftig überregional zur Verfügung stehen müssen. Abschließend appelliert Konstanze Söllner, Vorsitzende des VDB, an die Entscheidungsträger:
„DIMDI und ZB MED bilden wertvolle überregionale Kernstrukturen für zukunftsfähige Informationsinfrastrukturen in der Medizin und den Lebenswissenschaften, die aufrechterhalten bleiben müssen. Um den aktuellen Herausforderungen des globalisierten Wissensmarktes erfolgreich begegnen zu können, werden die Funktionen von zukunftsfähigen Informationsinfrastrukturen deutlich über die bisher von DIMDI und ZB MED angebotenen Dienstleistungen hinausgehen müssen. Der drohende Wegfall der Dienstleistungen von DIMDI und ZB MED ist Anlass für unseren dringenden Appell, unter Beteiligung der föderalen Träger und der Wissenschaft einen Think Tank einzurichten, der mit konsequenter Integration in die internationalen Entwicklungen Leitlinien für die deutschen Informationsinfrastrukturen in der Medizin und den Lebenswissenschaften erstellt. Der VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare – bietet seine Mitwirkung an.“ [14]
In der „Stellungnahme der Sektion 4: Wissenschaftliche Bibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) zur geplanten Schließung der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften Köln/Bonn“ weist der Deutsche Bibliotheksverband auf die wichtige Rolle von ZB MED für das kooperative Informationssystem in Deutschland hin:
„Aus Sicht der Wissenschaftlichen Bibliotheken werden in diesen Empfehlungen zugunsten der erwarteten, aber erst eingeleiteten Forschungsperspektive der ZB MED deren infrastrukturelle Leistungen und Entwicklungen sowohl für die Breite wie für die Spitze der Informationsversorgung der Lebenswissenschaften in Deutschland deutlich unterschätzt.“ [15]
In der von Irmgard Siebert, Vorsitzende der Sektion 4, sowie Georg Nolte-Fischer und Manfred Walter, stellvertretende Vorsitzende der Sektion 4, verfassten Stellungnahme wird eine Fortführung von ZB MED unter neuer Trägerschaft sowie eine Sicherung ihrer Finanzierung eingefordert:
„Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2014 hat die ZB MED deutliche Serviceverbesserungen erreicht. Die dynamische Entwicklung zu einem nationalen (analogen und digitalen) Archiv und Informationszentrum für die Lebenswissenschaften würde bei Umsetzung der Empfehlung jäh abgebrochen, ohne dass geeignetere Entwicklungskonzepte und Trägerstrukturen bislang erkennbar sind. Wir weisen deshalb auf die absehbaren, irreparablen Versorgungsdefizite hin – die ZB MED verfügt z. B. über 8.000 Zeitschriften im nationalen Alleinbesitz und wickelt pro Jahr 85.000 Dokumentlieferungen ab – und signalisieren unsere Bereitschaft, mit der GWK oder dem von ihr eingesetzten Rat für Informationsinfrastrukturen Gespräche über die zukünftige Ausrichtung nationaler Informationsinfrastrukturen für Bildung und Lehre, Wissenschaft und Forschung und speziell über die ZB MED zu führen. Aus unserer Sicht ist es erforderlich, eine neue Trägerorganisation für die Fortführung der ZB MED zu finden und die aufgrund der empfohlenen Beendigung der Förderung bei der Leibniz-Gemeinschaft frei werdenden Mittel für die Finanzierung einzusetzen.“ [15]
Die aktuelle Entwicklung um die Zukunft von ZB MED wird auch laufend unter dem Schlagwort „ZB MED“ auf der Website des VDB thematisiert [16], [17], [18], [19], [20], [21], [22], [23], [24].
In einer im April 2016 veröffentlichten „Stellungnahme zur Entscheidung der Leibniz-Gemeinschaft gegen eine weitere Förderung von ZB MED“ hat der Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen (vbnw) die am 17. März 2016 veröffentlichte Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zur Beendigung der Bund-Länder-Förderung der Zentralbibliothek der Medizin „mit Erstaunen und Unverständnis zur Kenntnis genommen“ [25].
„Die Nachricht zur Abwicklung der ZB MED bzw. zur Beendigung der Bund-Länder- Förderung fällt unverständlicherweise gerade in einer Phase der Neuorientierung und kommt somit für alle 119 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter völlig überraschend, da deren berufliche Situation ab dem Jahr 2017 ungewiss ist. Aufgrund des nach wie vor hervorragenden Bestandes wird sich mit der Abwicklung der ZB MED auch die Informationsversorgung der lebenswissenschaftlichen Fächer drastisch verschlechtern. Wie sich dies dann in der Folge auf Wissenschaft, Forschung und Krankenversorgung auswirken wird, ist derzeit nicht abzuschätzen.
Der Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen appelliert deshalb an die Entscheidungsträger in Politik und Landesverwaltung, die ZB MED real und perspektivisch zu unterstützen und die geeigneten Maßnahmen im Sinne des Modernisierungskonzeptes für einen Fortbestand dieser wichtigen Bibliothek zu treffen.“ [25]
Auch die Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) hat im April 2016 in einer „Stellungnahme zur Entscheidung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft gegen eine weitere Förderung von ZB MED“ festgehalten, dass die Fortführung von ZB MED als übergeordnete Einrichtung unerlässlich ist, wobei sechs wesentliche Punkte angeführt werden:
- Breite Literaturversorgung, umfassende Archivbestände, Dokumentlieferung, elektronische Ressourcen (Zeitschriften und Bücher);
- Medizinbibliothekarische Kompetenz bei Lizenzverhandlungen mit internationalen Verlagen und gegenüber der DFG (National- und Allianzlizenzen);
- Inhaltliche Erschließung deutschsprachiger Zeitschriften und umfassender Zugang zu Medizinischer Literatur (CC MED, LIVIVO, Medizinische Datenbanken);
- Open Access und Forschungsdatenmanagement (German Medical Science (GMS), PUBLISSO);
- Neue Ansätze zur Unterstützung von Forschung und Lehre (Fachrepositorium Lebenswissenschaften, Living Handbooks, EyeMoviePedia, HemaView, Morphosaurus, Informationsnetz Hämatologie/Onkologie);
- Kompetente Beratung, Entwicklung von nachnutzbaren Angeboten zur Vermittlung von Informationskompetenz.
Das Dokument, das von Iris Reimann, der Vorsitzenden der AGMB, unterzeichnet ist, endet mit dem Hinweis auf die große Bedeutung von ZB MED für die medizinische Literatur- und Informationsversorgung in Deutschland, Österreich und der Schweiz:
„Die oben genannten wesentlichen Punkte unterstreichen, wie wichtig ZB MED für die Medizinbibliotheken und ihre Kundinnen und Kunden ist. Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz, in Österreich und in weiteren deutschsprachigen Ländern profitieren unsere Mitglieder von den oben skizzierten Angeboten. Ein Verlust hätte gravierende Auswirkungen auf unseren Berufsalltag und würde massiv die Sicherstellung der benötigten Literatur gefährden. Eine Abwicklung von ZB MED zöge eine drastische Verschlechterung der Informationsversorgung in den lebenswissenschaftlichen Fächern nach sich. Viele Dienstleistungen, die in Kooperation mit der AGMB und ihren Mitgliedern in den letzten Jahren unter hohem personellen Einsatz entwickelt wurden, hätten nicht die Chance, realisiert und in die praktische Anwendung überführt zu werden. Wir würden dies sehr bedauern.“ [26]
Auch MEDINFO, das Blog der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen, wurde genutzt, um über die aktuellen Entwicklungen und Initiativen im Zusammenhang mit der vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfohlenen Beendigung der Förderung von ZB MED zu informieren [27], [28], [29], [30], [31].
Des Weiteren wurden im News-Ticker der Bibliothekszeitschrift „b.i.t. online“ Meldungen über die aktuelle Entwicklung von ZB MED laufend veröffentlicht [32], [33], [34], [35].
4. Aktivitäten der bibliothekarischen Web-Community
Unter dem Titel „Keep ZB MED – gegen die Schliessung von ZB MED“ hat Rudolf Mumenthaler, Prof. an der HTW Chur, eine Initiative zur Erhaltung von ZB MED als überregionale Forschungsinfrastruktureinrichtung initiiert. Die Petition, die sich an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) gerichtet und über deren Entwicklung er laufend berichtet hat [36], [37], [38], [39], [40], wurde von 9.607 Personen unterzeichnet, die als Nutzerinnen und Nutzer der ZB MED in ihren Kommentaren festgehalten haben, welchen Stellenwert ZB MED für ihre Arbeit hat [41]. „Keep ZB MED“ hat mit dieser hohen Zahl an Unterstützungserklärungen wesentlich dazu beigetragen, die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren.
„Offene Petition zur Erhaltung von ZB MED als überregionale Forschungsinfrastruktureinrichtung: Wir fordern von der GWK eine Alternative zur finanziellen Förderung durch Bund und Länder für ZB MED. ZB MED ist für die lebenswissenschaftliche Forschung von zentraler Bedeutung!
Mit Bestürzung haben wir erfahren, dass der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Empfehlung für eine Beendigung der Förderung des Leibniz-Informationszentrums Lebenswissenschaften ZB MED (im Folgenden: ZB MED) aussprach. Der Senat nimmt dabei Bezug auf den Bericht der Evaluierungskommission und begründet damit seine Entscheidung. Wir haben diesen Bericht ebenfalls gelesen, können daraus jedoch keinesfalls einen Beschluss ableiten, die Förderung für ZB MED einzustellen und sie als überregionale Forschungsinfrastruktureinrichtung zu schliessen.
Umsetzung der neuen strategischen Ausrichtung von ZB MED läuft
Der durchaus kritische und differenzierte Bericht attestiert ZB MED grosse Fortschritte bei der Neuausrichtung ihrer Dienstleistungen und in der internen Organisation. Klaren Handlungsbedarf sehen die Experten bei der von der Leibniz-Gemeinschaft geforderten Ausrichtung auf Forschung. Es bedurfte einiger Vorabklärungen und Verhandlungen mit den Universitäten Köln und Bonn, weshalb die geplante W3-Professur, die gleichzeitig das Amt des Direktors von ZB MED bekleiden soll, erst im Juni 2015 an der Universität Köln ausgeschrieben werden konnte. Der Ruf an die Nr. 1 auf der Liste hätte jetzt erfolgen können. Die W2-Professur an der Universität Bonn wurde im August 2015 ausgeschrieben, doch hat sich hier die Einholung der externen Gutachten verzögert. Diese im Wissenschaftsbetrieb durchaus nachvollziehbare Verzögerung zum Anlass zu nehmen, ZB MED zu schliessen, finden wir ungerechtfertigt und unverständlich. Die Evaluierungskommission hat klar gefordert, das Verfahren voranzutreiben und dann mit der Professur auch eine Forschungsstrategie zu formulieren. Es ist für uns sehr wohl nachvollziehbar, dass man die Formulierung der Forschungsstrategie der künftigen Professur nicht vorwegnehmen wollte, auch um das Feld der Bewerbungen möglichst offen zu halten.
Anerkennung der Dienstleistungen für Forschung
Wir sind nicht damit einverstanden, dass man Forschungsinfrastruktureinrichtungen mit den gleichen Maßstäben evaluiert wie Forschungsinstitute. Hier verkennt der Senat der Leibniz-Gemeinschaft die Aufgaben und Anforderungen an Wissenschaftliche Bibliotheken. Sie spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufbereitung und dem Verfügbarmachen wissenschaftlicher Information als Grundlage für wissenschaftliche Forschung. Ohne Bibliotheken würden Forschende noch stärker von kommerziellen Verlagen abhängig und erhalten je nach Forschungsstandort nur beschränkt Zugang zu aktueller Literatur, was ein grosser Nachteil für den Forschungsstandort wäre.
ZB MED engagiert sich wie andere Bibliotheken stark für Open Access, zum einen mit einer eigenen Publikationsplattform, zum anderen mit Beratungsdienstleistungen für Forschende und mit der Aufbereitung offener Inhalte für ihr Discovery-Tool Livivo. Sie leistet wichtige Dienstleistungen zur Unterstützung von Forschung, zum Beispiel mit der Vergabe von DOI oder der Speicherung und Langzeitarchivierung von Forschungsdaten. Und natürlich sammelt und erschliesst ZB MED weiterhin wissenschaftliche Literatur, über die sie als einzige Institution in Deutschland verfügt. Über Dokumentlieferdienste werden diese Inhalte sowie 2700 Fachzeitschriften, die ZB MED deutschlandweit im Alleinbesitz hält, allen Forschenden zugänglich gemacht, was gerade für Spezialdisziplinen von entscheidender Bedeutung ist, um mit der internationalen Forschung Schritt halten zu können.
Bedeutung für Wissenschaftsstandort Deutschland
Die Ergebnisse von Umfragen, u.a. einer umfassenden Marktstudie von ZB MED, belegen die Bedeutung dieser Dienstleistungen für den Wissenschafts- und Forschungsstandort Deutschland. Die Schliessung von ZB MED würde dazu führen, dass der nach wie vor bestehende Bedarf über eine andere Organisation abgedeckt werden müsste. Die Mitarbeitenden von ZB MED haben es mit ihrer grossen Veränderungsbereitschaft und ausserordentlichem Einsatz für die Neuausrichtung verdient, diesen Auftrag weiterhin erfüllen zu dürfen.
Die Unterzeichnenden fordern die GWK auf, sich für eine weitere Finanzierung von ZB MED als überregionale Forschungsinfrastruktureinrichtung einzusetzen. Wir sind dafür, ZB MED als Bibliothek, eventuell mit einem neuen Finanzierungsmodell, zu erhalten und so eine an den Kundenbedürfnissen orientierte Neuaufstellung von ZB MED zu ermöglichen.
Mit bestem Dank für Ihren Einsatz für Forschung und Wissenschaft“ [41]
Parallel zur Initiative „Keep ZB MED“ hat Dörte Böhner mit der Annotierten Linkliste #KeepZBMED in einer Web-adäquaten Form Informationen über die Entwicklungen und Initiativen im Kontext der Empfehlung des Senates der Leibniz-Gemeinschaft zusammengestellt und in fünf Teilen als annotierte Linkliste im Blog „Bibliothekarisch.de“ veröffentlicht [42], [43], [44], [45], [46]. Ausführlich und wiederholt wurde auch in „Open Password“ über die Entwicklung seit dem „Abwicklungsbeschluss“ von ZB MED und die „Selbstmobilisierung der Branche“ berichtet [47].
Informationen zur Entwicklung nach der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zur Einstellung der Förderung für ZB MED wurden in „INFOBIB“ beginnend mit 18. März 2016 veröffentlicht, wobei auch über die große Akzeptanz der Petition „#keepZBMED“ berichtet wurde [48], [49], [50], [51]. Des Weiteren wurde die Entwicklung rund um die ZB MED auch in „NETBIB WEBLOG“ thematiisert [52], [53].
5. Beiträge in der lokalen und überregionalen Presse
Die vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfohlene Abwicklung von ZB MED wurde auch in der lokalen Presse in Köln und Bonn aufgegriffen. So brachten „Kölnische Rundschau“ [54], [55], „Köln-Nachrichten“ [56], „Kölner Stadtanzeiger“ [57], [58] und „Generalanzeiger Bonn“ [59], [60], [61], [62] Beiträge über die möglichen Auswirkungen dieser Entscheidung. Des Weiteren wurde auch in überregionalen Medien, wie „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ [63], „TAZ“ [64] und „Der Spiegel“ [65] berichtet.
Auch standespolitische Zeitschriften und Online-Portale, wie die „Marburger Bund-Zeitung“ [66], „Gerechte Gesundheit“ [67], „DocCheck“ [68], „Apotheke-Adhoc“ [69], „FinanzNachrichten“ [70], „report-k“ [71] oder die Studentenzeitschrift „Unicum“ [72] brachten Informationen zu diesem Thema.
6. Aktivitäten der medizinischen Fachöffentlichkeit
Eine starke Unterstützung für ZB MED kam aus der medizinischen Fachöffentlichkeit. In einer Gemeinsamen Pressemitteilung vom 6. April 2016 mit dem Titel „DNEbM, HTA.de und DGSMP: Schließung der ZB Med gefährdet die Evidenz-basierte Medizin“ haben das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e.V. (DNEbM), der Verein zur Förderung der Technologiebewertung im Gesundheitswesen (HTA.de) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) festgehalten:
„Das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM), der Verein zur Förderung der Technologiebewertung im Gesundheitswesen (HTA.de) und die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) haben mit großem Befremden die Mitteilung zur Kenntnis genommen, dass der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfohlen hat, die finanzielle Förderung der Zentralbibliothek für Medizin in Köln und Bonn einzustellen – was faktisch das Aus für die Institution bedeuten würde. Dies wäre nicht nur ein herber Verlust für alle Institutionen und Personen, die sich in Deutschland der Umsetzung einer evidenzbasierten Gesundheitsversorgung verschrieben haben, sondern würde sogar den im SGB V verankerten gesetzlichen Auftrag zur Evidenzbasierung der Versorgung gefährden – stellt doch die ZB Med als größte deutsche Bibliothek im Medizinbereich die zentrale Infrastruktur für die Recherche nach und Beschaffung von medizinisch-wissenschaftlichen Informationen dar.“ [73]
Die Presseerklärung, über die auch im Informationsdienst Wissenschaft e.V. (idw) berichtet worden ist [74], schließt mit dem Appell:
„Vor diesem Hintergrund würden DNEbM, HTA.de und die DGSMP es sehr begrüßen, wenn der Beschluss, die Weiterfinanzierung der ZB Med zu stoppen noch einmal überdacht werden könnte oder andere Maßnahmen getroffen werden, um die schnelle und bezahlbare Verfügbarkeit von wissenschaftlicher Literatur in Deutschland als eine wesentliche Voraussetzung für evidenzbasierte Medizin sicherzustellen.“ [73]
Auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AMWF) hat in einer „Stellungnahme der AWMF zur Weiterfinanzierung von ZB MED“ auf die Empfehlung zur Beendigung der Förderung von ZB MED reagiert; diese wurde allen Mitgliedern der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern mit der Bitte übermittelt, den Empfehlungen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft nicht Folge zu leisten, sondern ZB MED als essentielle Forschungsinfrastruktureinrichtung dauerhaft zu erhalten. Besonders hingewiesen wurde auf die Problematik, Forschungsinfrastruktur anhand derselben Kriterien wie Forschungsinstitute zu evaluieren:
„Bei ZB MED handelt es sich aus Sicht der AWMF primär um eine überregionale Einrichtung der Forschungsinfrastruktur mit Dienstleistungscharakter für Wissenschaftler und Anwender aus Medizin und anderen Lebenswissenschaften und nur sekundär um ein Institut mit eigenständigen Forschungsaufgaben.“
„Der differenzierte Bericht der Evaluierungskommission attestierte ZB MED deutliche Fortschritte bei der Neuausrichtung ihrer Dienstleistungen. Handlungsbedarf sehen die Experten speziell bei der von der Leibniz-Gemeinschaft geforderten eigenständigen Forschung bei ZB MED. Durch die Ausschreibung von zwei Hochschullehrerstellen hat ZB MED einen wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht. Erst nach deren Besetzung und darauf aufbauenden Forschungsaktivitäten lässt sich beurteilen, ob die geforderte eigenständige Forschung etabliert werden konnte. Schon vorher zu empfehlen, die Förderung der Einrichtung ganz abzustellen, konterkariert diese Entwicklung. Es wäre logisch, das Resultat der personellen Veränderungen abzuwarten und dann erst eine weitergehende Entscheidung zu treffen, die dann neben der Evaluation der Forschungsstrategie auch den spezifischen Anforderungen an eine Infrastruktureinrichtung gerecht werden muss.“ [75]
In der Stellungnahme der AWMF wird auch explizit auf das Kooperationsprojekt von ZB MED mit AWMF und DIMDI hingewiesen:
„ZB MED hat sich in der jüngeren Vergangenheit nicht nur als klassische Bibliothek positioniert, sondern engagiert sich stark für wissenschaftliche Publikationen im Open Access, zum Beispiel mit einer eigenen Publikationsplattform in enger Zusammenarbeit mit der AWMF, deren Fachgesellschaften und dem DIMDI bei „German Medical Science“. [75]
Die Stellungnahme schließt mit einem Appell zur Weiterfinanzierung von ZB MED:
„Mit dem negativen Votum des Senats der Leibniz-Gemeinschaft zur weiteren Förderung von ZB MED ist nicht automatisch das Ende von ZB MED beschlossen. Eine rein regionale Weiterförderung aus Mitteln des Landes NRW oder der Universitäten Köln und Bonn könnte eine Weiterführung als überregionale Einrichtung aber nicht mehr sicherstellen. Die AWMF appelliert daher nachdrücklich an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern, in geeigneter Form eine Weiterförderung von ZB MED im bisherigen Umfang und über das Jahr 2019 hinaus sicherzustellen.“ [75]
Die oben genannte Stellungnahme wurde auch in „GMS Mitteilungen aus der AWMF“ [76] und im „Informationsdienst Wissenschaft e.V. (idw)“ [77] veröffentlicht.
Auch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist öffentlich für einen Weiterbestand von ZB MED eingetreten. Am 22. April 2016 wurde ein „Offener Brief zur Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, die Förderung der ZB MED durch Bund und Länder zu beenden“ an Bundesminister Gröhe, Bundesministerin Wanka, Ministerin Schulze und die Mitglieder der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz adressiert, in dem die Bedeutung der Angebote und Services von ZB MED für das IQWiG dargestellt wird. Der „Offene Brief“ schließt mit einer Bitte um Weiterführung dieser unverzichtbaren Dienstleistungen:
„Wir bitten Sie daher dringend, dafür Sorge zu tragen, dass die zentrale medizinische Literaturversorgung erhalten bleibt. Derzeit ist keine andere Institution in Deutschland in der Lage, übergangslos diese Aufgabe zu übernehmen. Die Schließung der ZB MED würde daher die Arbeit vieler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gefährden.“ [78]
Auch in medizinischen Fachzeitschriften und Online-Plattformen wurde laufend über die drohende Einstellung der Finanzierung von ZB MED nach der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft berichtet. Unter dem Titel „Keine Finanzierung mehr für ZB MED“ brachte das „Deutsches Ärzteblatt“ am 8. April einen Beitrag [79]. In weiteren Mitteilungen wurde online über den Protest der Fachgesellschaften [80], [81] informiert. Unter dem Titel „Finanzierung der Zentralbibliothek Medizin bis 2019 gesichert“ folgte am 29. Juni 2016 ein weiterer Bericht, in dem die mögliche Perspektive für ZB MED kurz skizziert wurde:
„Eine sogenannte Auslauffinanzierung wird die Stiftung „Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED)“ bis zum Ende des Jahres 2019 erhalten. In diesem Zeitraum soll sich die Einrichtung neu aufstellen. Unterstützt wird sie dabei vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen und vom Bundesministerium für Gesundheit.“ [82]
Weitere kurze Beiträge über die Folgen, die eine Umsetzung der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft mit sich bringen würde, erschienen in „Ärzte Zeitung“, „Deutsche Apotheker Zeitung online“ [83], [84], „Berliner Ärzte“ [85], „Chirurgische Allgemeine“ [86], [87] „DAZ.online“ [88], [89], [90], [91], „DZW – Die Zahnarztwoche“ [92], [93], „Ernährungs Umschau“ [94], „Der Hautarzt“ [95], „Kardiotechnik – German Journal of Perfusion“ [96], „Journal Med“ [97], „LifeGen.de“ [98], „Pharmazeutische Zeitung online“ [99], [100], [101], „Der Schmerz“ [102] und „zm online“ [103], [104], [105], [106].
7. Aktivitäten auf parlamentarischer Ebene
Im Mai 2016 wurde die unsichere Zukunft von ZB MED auch im Deutschen Bundestag thematisiert. Anlässlich der „Debatte um die Zentralbibliothek Medizin“ erfolgte am 17. Mai 2016 eine „Kleine Anfrage der Abgeordneten Ralph Lenkert, Sigrid Hupach, Nicole Gohlke, Dr. Rosemarie Hein, Harald Petzold (Havelland), Kathrin Vogler und der Fraktion DIE LINKE“ an die Bundesregierung, die insgesamt 27 Fragen umfasste [107].
In der „Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ralph Lenkert, Sigrid Hupach, Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE“ vom 7. Juni 2016 wurde darauf hingewiesen, dass die GWK erst am 24. Juni 2016 über die Empfehlung des Senats entscheiden wird. Auch wenn deshalb etliche Fragen nicht beantwortet wurden, so finden sich doch einige interessante Aussagen in diesem Dokument. Zu Frage 7 „Würde ein Wegfall des Angebots der ZB MED zu einem Mehraufwand im Bereich der Ressortforschung führen (bitte begründen)? Wenn ja, in welchem Umfang?“ wird etwa festgehalten:
„Auch wenn die GWK der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft folgen und die ZB MED ab 2017 aus der gemeinsamen Bund-Länder-Förderung im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft ausscheiden sollte, unterstützt die Bundesregierung die Weiterentwicklung der ZB MED zu einem modernen Fachinformationszentrum im Rahmen der nach den Finanzierungsregeln der Leibniz-Gemeinschaft vorgesehenen dreijährigen sogenannten Abwicklungsfinanzierung. Die Bundesregierung würde es begrüßen, wenn dieser Prozess so erfolgreich beendet wird, dass für die ZB MED die Wiederaufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft nach erfolgreicher wissenschaftlicher Begutachtung unter Einhaltung der bestehenden Verfahrensregelungen beantragt werden kann.“ [108]
Bemerkenswert ist auch die Antwort auf Frage 5 „In welchem Umfang haben Ressortforschungseinrichtungen des Bundes Zugriff auf das Angebot der ZB MED genommen?“:
„Die Ressortforschungseinrichtungen des Bundes wie auch andere (universitäre wie außeruniversitäre) Forschungseinrichtungen nutzen das Angebot der ZB MED regelmäßig. Insbesondere seltene Bestände, wie die 2 715 laufenden Zeitschriften im nationalen Alleinbesitz der ZB MED, Leihmöglichkeiten von Büchern aus dem Ausland und die von der ZB MED angebotene Suchmaschine LIVIVO gehören zu den Angeboten der ZB MED in Deutschland, die auch von den Ressortforschungseinrichtungen des Bundes nachgefragt werden. Darüber hinaus werden auch die Angebote der ZB MED im Bereich „Open-Access-Publikationen“ und die ZB MED selbst in ihrer Funktion als Vergabestelle für eindeutige Identifikationsnummern für Publikationen (Digital Object Identifier) genutzt.“ [108]
Zu Frage 6 „Welche Einrichtungen sind dies?“ werden in der Antwort zahlreiche Einrichtungen aus dem Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Gesundheit (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Paul-Ehrlich-Institut, Robert Koch-Institut, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (Friedrich-Loeffler-Institut, Johann Heinrich von Thünen-Institut, Julius Kühn-Institut, Max Rubner-Institut, Bundesinstitut für Risikobewertung) und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Bundesamt für Strahlenschutz, Umweltbundesamt) angeführt [108].
Interessant sind auch die Ausführungen zu Frage 8 „Ist der Bundesregierung bekannt, welcher Anteil der Zugriffe auf das Angebot der ZB MED nicht aus dessen Sitzland Nordrhein-Westfalen stammen?“
„Der überwiegende Anteil der Zugriffe auf die Produkte der ZB MED im Jahr 2015 erfolgte aus Regionen außerhalb von Nordrhein-Westfalen. Auf das Suchportal LIVIVO erfolgten 59 Prozent der Zugriffe außerhalb von Nordrhein-Westfalen (= 1,69 Millionen Zugriffe). Dokumente wurden zu 72 Prozent an Stellen außerhalb von Nordrhein-Westfalen geliefert (= 104 256 gelieferte Artikel). Die Publikationsberatung erfolgt zu 100 Prozent an Personen außerhalb von Nordrhein-Westfalen (= 2 188 erreichte Personen).“ [108]
Bereits am 9. Mai 2016 war im Zusammenhang mit der am 1. Februar 2016 erfolgten Ankündigung des DIMDI, den Zugang zu Medizinischen Datenbanken weitgehend zu schließen, unter dem Titel „Drohende Verschlechterung des Zugangs zu medizinischem Wissen in Deutschland“ eine Anfrage der Fraktion DIE LINKE, bestehend aus 41 Teilfragen, an die Bundesregierung gerichtet worden. Obwohl der Schwerpunkt der Anfrage das DIMDI betroffen hat, bezogen sich mehrere Fragen bereits auf ZB MED und die jüngste Entwicklung im Zusammenhang mit der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft:
„32. Welche Informationen hat die Bundesregierung über Pläne, die ZB MED zu schließen?
33. Welche Rolle spielt die ZB MED nach Ansicht der Bundesregierung für den Zugang der breiten wie der Fachöffentlichkeit zu medizinischem Wissen?
34. In welchem Verhältnis steht nach Kenntnis der Bundesregierung die Funktion der ZB MED hier zu dem oben abgesprochenen Angebot des DIMDI?
35. Inwiefern kommen auf Universitäten, andere Forschungsinstitute sowie Einzelpersonen, die auf den Zugang zu wissenschaftlicher Literatur angewiesen sind, nach Kenntnis der Bundesregierung auch bei einer Schließung der ZB MED erheblich höhere Kosten zu?
36. Inwiefern ist die Überlegung innerhalb der Leibnitz-Gesellschaft zur Schließung der ZB MED geeignet, die Pläne bezüglich des DIMDI zu überdenken?
37. Inwiefern sieht die Bundesregierung die Notwendigkeit, auf die drohende Entscheidung zur Schließung der ZB MED Einfluss zu nehmen oder später darauf zu reagieren?
38. Welche Einflussmöglichkeiten bezüglich der möglichen Schließung der ZB MED hat die Bundesregierung, und wie wird sie von diesen Möglichkeiten Gebrauch machen?“ [109]
In der Antwort der Bundesregierung, am 7. Juni 2016 veröffentlicht, wurden die Fragen 32 und 33 „aufgrund des Sachzusammenhangs gemeinsam beantwortet“ (auch bei den Fragen 35 bis 38 wurde auf die Antwort zu den Fragen 32 und 33 verwiesen):
„Die Bundesregierung sieht die Sicherstellung der Informations- und Literaturversorgung für die Lebenswissenschaften mit modernen Informationsinfrastrukturen als wichtige gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern an. Die ZB MED ist eingebettet in die nationale Informationsversorgung in der Medizin, die durch eine Vielzahl von Einrichtungen auf Bundes- und Landesebene gewährleistet wird. Die ZB MED hat in ihren Fachbereichen den weltweit größten Bestand an Medien. Die Nachfrage der Nutzerinnen und Nutzer nach klassischen Bibliotheksleistungen, wie sie vor einigen Jahren noch zum unverzichtbaren Kern der ZB MED gehörte, sinkt jedoch seit Jahren kontinuierlich. Für Informationsinfrastrukturen wie die ZB MED ist es deshalb unverzichtbar, sich auf diese dynamischen Veränderungen einzustellen. Die Bundesregierung erachtet es deshalb als zielführend an, auf den erreichten Teilerfolgen für die Umgestaltung der ZB MED aufzubauen und die ZB MED zu einem modernen Fachinformationszentrum zu transformieren. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) wird am 24. Juni 2016 über die Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft, die gemeinsame Bund-Länder-Förderung der ZB MED in der Leibniz-Gemeinschaft zu beenden, entscheiden. Auch wenn die GWK dieser Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft folgen sollte, unterstützt die Bundesregierung die Weiterentwicklung der ZB MED zu einem modernen Fachinformationszentrum im Rahmen der nach den Finanzierungsregeln der Leibniz-Gemeinschaft vorgesehenen dreijährigen, sogenannten Abwicklungsfinanzierung (2017 bis einschließlich 2019). Die Bundesregierung würde es begrüßen, wenn dieser Prozess so erfolgreich beendet wird, dass für die ZB MED die Wiederaufnahme in die Leibniz-Gemeinschaft nach erfolgreicher wissenschaftlicher Begutachtung unter Einhaltung der bestehenden Verfahrensregelungen beantragt werden kann.“ [110]
8. Auflösungsbeschluss der GWK vom 24. Juni 2016
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am 24. Juni 2016, der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft vom 17. März 2016 folgend, beschlossen:
„Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften (ZB MED), Köln, erfüllt die Voraussetzungen für die gemeinsame Förderung von Bund und Ländern nicht mehr. Daher scheidet die ZB MED mit Ablauf des Jahres 2016 aus der gemeinsamen Förderung aus. Die GWK hat es begrüßt, dass das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen und das Bundesgesundheitsministerium sich gemeinsam darum bemühen wollen, den Erhalt der überregionalen Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften sicherzustellen.“ [111]
Hans Spada, Professor für Allgemeine Psychologie an der Universität Freiburg und Vorsitzender des Senatsausschusses für Evaluierung in der Leibniz-Gemeinschaft, hat in einem Interview nochmals die Gründe angesprochen, die ausschlaggebend dafür waren, dass die Fachbibliothek ZB MED in Köln ihren Status als Leibniz-Informationszentrum für Lebenswissenschaften auf Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft und auf Beschluss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) Ende des Jahres 2016 verlieren wird. Unter anderem führt er aus:
„Um mit dem veränderten Informationsverhalten und -bedürfnis der jüngeren Wissenschaftler und Studierendengeneration Schritt halten zu können, ist es jedoch zwingend erforderlich, im Bereich der Informationstechnologie zu forschen, den Weg zur Volldigitalisierung weiter zu beschreiten und neue Formate zu entwickeln. In der ZB MED wurde in den vergangenen Jahren aber kaum Forschung betrieben und es wurden auch keine Drittmittel für wissenschaftliche Projekte akquiriert.“ [112]
„Als Leibniz-Institution hat die ZB MED sich auch auf anderen Gebieten zu wenig um Kooperationen bemüht. Wie wichtig diese sind, zeigen zwei Beispiele: Es ist der ZB MED nicht gelungen, ihr Open-Access-Portal Publisso für einen größeren Kreis von Wissenschaftlern attraktiv zu machen. Nur wenige publizieren dort, weil es von den meisten Fachkollegen nicht als relevante Plattform wahrgenommen wird. Hier wäre es sinnvoll, umfassende Lösungen deutschland- oder sogar europaweit anzustreben. Auch im Bereich der Lizenzen, etwa für die Nutzung von Zeitschriften, wäre eine Zusammenarbeit essenziell. Denn nur große Zusammenschlüsse haben die Chance, günstige Bedingungen für die Verträge auszuhandeln.“ [112]
„Über Professuren wäre die ZB MED besser mit der angewandten Forschung verbunden und könnte dem wissenschaftlichen Nachwuchs einen Rahmen bieten. In diesem Fall sehe ich gute Möglichkeiten für eine moderne Ausrichtung und für neue, drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte. Da die Leitung dann auch in die Lehre eingebunden sein würde, könnten daraus wechselseitige positive Impulse erwachsen, auch was den wissenschaftlichen Nachwuchs anbelangt.“ [112]
Die ZB MED hat am 27. Juni 2016 in einer Pressemitteilung zum Thema „GWK beschließt Ende der Bund-Länder-Finanzierung von ZB MED. Auslauffinanzierung ermöglicht Transformationsprozess und Fortbestand“ über diese Entscheidung sowie die möglichen Folgen informiert:
„Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am 24. Juni beschlossen, dass die Bund-Länder-Förderung von ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften zum 31. Dezember 2016 beendet wird. Damit verbunden ist das Ausscheiden aus der Leibniz-Gemeinschaft. Zugleich begrüßt die GWK es, dass das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (MIWF NRW) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sich gemeinsam bemühen wollen, den Erhalt der überregionalen Informationsversorgung in den Lebenswissenschaften sicherzustellen.
Das Auslaufen der regulären Bund-Länder-Finanzierung zum Ende des Jahres 2016 ist nicht gleichbedeutend mit einer Schließung. Eine Auslauffinanzierung sichert den Erhalt der Stiftung „Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED)“ bis zum Ende des Jahres 2019. In diesem Zeitraum wird die Einrichtung sich neu aufstellen. Ziel ist es, im Anschluss an die Übergangszeit wieder in die reguläre Bund-Länder-Finanzierung aufgenommen zu werden. Dieser Prozess wird vom Land NRW, vertreten durch das MIWF, und dem Bundesgesundheitsministerium unterstützt. Dass die GWK diese Planungen begrüßt, kann als positives Signal gewertet werden.
Der Transformationsprozess von ZB MED hin zu einem modernen Fachinformationszentrum wird nun baldmöglichst eingeleitet. Ein wichtiger Teil des Prozesses ist die gemeinsame Berufung einer W3-Professur mit der Universität zu Köln sowie einer W2-Professur mit der Universität Bonn. Die W3-Professur übernimmt zudem die Leitung von ZB MED. Die Berufungsverfahren pausieren, seitdem im März der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfohlen hat, ZB MED nicht weiter von Bund und Ländern zu finanzieren. Dem Vernehmen nach sind die Universitäten jedoch bereit, die Verfahren jetzt wieder aufzunehmen. Die Verhandlungen dazu sind bereits angelaufen.
Nachdem im März bekannt wurde, dass die Finanzierung von ZB MED gefährdet ist, hat sich eine breite Protestwelle formiert. Die aus der Wissenschaftsgemeinschaft initiierte Online-Petition „#keepZBMED“ wurde von fast 10.000 Personen unterzeichnet und teilweise kommentiert. Zudem haben sich zahlreiche Fachverbände an MIWF und BMG gewandt, darunter zum Beispiel die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF*) oder der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). In Stellungnahmen, offenen Briefen oder ähnlichem forderten sie den Fortbestand der Einrichtung als wichtiger Informationsversorger in den Lebenswissenschaften. Der nun eingeschlagene Weg kann dies ermöglichen.“ [113]
Die Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) vom 24. Juni 2016, die Gemeinsame Förderung von Bund und Ländern für ZB MED mit Ablauf des Jahres 2016 einzustellen, wurde auch im Deutschen Bundestag thematisiert. Am 6. September 2016 erfolgte eine neuerliche „Kleine Anfrage der Abgeordneten Ralph Lenkert, Sigrid Hupach, Katja Kipping, Harald Petzold (Havelland), Dr. Petra Sitte, Kathrin Vogler, Harald Weinberg, Katrin Werner, Birgit Wöllert, Pia Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE“. zum Thema „Abwicklung der Zentralbibliothek Medizin“. Nochmals werden die wesentlichen Fragen zur Zukunft von ZB MED an die Bundesregierung herangetragen:
„Angesichts der Tatsache, dass bundesweit keine andere Einrichtung in dem Maße über die spezifische Fachliteratur verfügt, die die ZB MED bieten kann, und dem Umstand, dass derzeit weitere medizinische Informationsdienste (z. B. das DIMDI) geschlossen werden, stellt sich die Frage, ob eine Schließung im gesellschaftlichen Interesse liegt. Der Zugang zu medizinischem Wissen in Deutschland erscheint bedroht.
Wir fragen die Bundesregierung:
- 1.
- Haben die Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) die Annahme der Empfehlung des Senats der Leibniz-Gemeinschaft unterstützt, die Förderung für die ZB MED bis 2019 auslaufen zu lassen (bitte begründen)?
- 2.
- Welche Umstände und Entwicklungen in der ZB MED sieht die Bundesregierung als ausschlaggebend für ihre Entscheidung an, die Förderung der ZB MED bis 2019 auslaufen zu lassen?
- 3.
- Würde ein Wegfall des Angebots der ZB MED zu einem Mehraufwand im Bereich der Ressortforschung führen (bitte begründen)? Wenn ja, in welchem Umfang?
- 4.
- Wie beurteilt die Bundesregierung in diesem Kontext die Entscheidung, die Förderung der ZB MED bis 2019 auslaufen zu lassen?
- 5.
- Wie kann unter den Bedingungen der GKW-Entscheidung zur Schließung der ZB MED die von der Bundesregierung gewünschte Transformation der ZB MED zu einem „modernen Fachinformationszentrum“ wie auch „die Wiederaufnahme in die Leibnitz-Gemeinschaft“ (vgl. Antworten auf Fragen 4 und 7 auf Bundestagsdrucksache 18/8695) gelingen und welche Maßnahmen dazu werden ergriffen?
- 6.
- Sind aus Sicht der Bundesregierung Befürchtungen berechtigt, dass bestimmte Zeitschriften im Bestand der ZB MED, die in Deutschland außer von dieser von keiner Hochschule in öffentlicher Trägerschaft, Ressortforschungseinrichtung bzw. Forschungseinrichtung bzw. Forschungsorganisation, deren Grundfinanzierung maßgeblich von Bund und Ländern getragen wird, abonniert werden, künftig nicht mehr verfügbar sind?
- 7.
- Sieht die Bundesregierung langfristig eine Verschlechterung der Informationsversorgung in den Bereichen Medizin, Gesundheitswesen, Ernährungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften in Deutschland, sollte die ZB MED ab 2019 nicht mehr im Rahmen der Leibniz-Gemeinschaft weiter von Bund und Ländern gefördert werden (bitte begründen)? Welche Schlussfolgerungen zieht die Bundesregierung hieraus?
- 8.
- Unterstützt die Bundesregierung den Vorschlag des Senats, die Bestände der ZB MED zu erhalten sowie öffentlich zugänglich zu halten? Wenn, ja, wie soll dies ab 2019 geschehen? Mit wem wurde diesbezüglich bisher gesprochen?
- 9.
- Ist dies aus Sicht der Bundesregierung zum jetzigen Zeitpunkt langfristig gesichert (bitte begründen)?
- 10.
- Ist aus Sicht der Bundesregierung sichergestellt, dass ein Zugang zu den ausschließlich von der ZB MED bezogenen Zeitschriften auch über das Jahr 2019 hinaus gesichert ist?
- 11.
- Werden die vorhandenen Zeitschriftenbestände der ZB MED archiviert und öffentlich zugänglich gehalten? Ist dies aus Sicht der Bundesregierung auch über das Jahr 2019 hinaus gesichert?
- 12.
- Ist der Bundesregierung bekannt, von wem nach 2019 die Bestände und Datenbanken der ZB MED verwaltet werden?
- 13.
- Ist nach Kenntnis der Bundesregierung in diesem Rahmen eine Weiterentwicklung des Angebots der ZB MED geplant? Wenn ja, wie soll dies erfolgen?
- 14.
- Sieht die Bundesregierung die hierfür zur Verfügung stehenden Finanzmittel als ausreichend an (bitte begründen)?“ [114]
Die Antwort der Bundesregierung auf diese Anfrage stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des vorliegenden Textes noch aus.
Literatur
- 1.
- Senat der Leibniz-Gemeinschaft. Stellungnahme zur Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln / Bonn (ZB MED) vom 14. März 2012. Verfügbar unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Evaluierung/Senatsstellungnahme-ZB-MED-2012.pdf
- 2.
- Senat der Leibniz-Gemeinschaft. Stellungnahme zur Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften, Köln / Bonn (ZB MED) vom 17. März 2016. Verfügbar unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de/fileadmin/user_upload/downloads/Evaluierung/Senatsstellungnahmen/ZB_MED_-_Senatsstellungnahme_vom_17_03_2016_mit_Anlagen.pdf
- 3.
- Leibniz-Gemeinschaft. Leibniz-Einrichtungen in Dresden, Köln/Bonn, Großbeeren/Erfurt und Kühlungsborn evaluiert. Pressemitteilung. 18.03.2016. Verfügbar unter: http://www.leibniz-gemeinschaft.de/medien/presse/pressemitteilungen/details/article/leibniz_einrichtungen_in_dresden_koelnbonn_grossbeerenerfurt_und_kuehlungsborn_evaluiert_100002394/
- 4.
- Obst O. ZB Med Köln vor dem Aus: Abwicklung bis 2019. MEDINFO: Informationen aus Medizin, Bibliothek und Fachpresse. 18.03.2016. Verfügbar unter: http://medinfo.netbib.de/archives/2016/03/18/4727/
- 5.
- Schwarzer Tag für ZB MED. BuB – Forum Bibliothek und Information Nachrichten. 18.03.2016. Verfügbar unter: http://b-u-b.de/finanzierung-zb-med/
- 6.
- Tiedt J. Vielen Dank für die Unterstützung. ZB MED-Blog. 22.03.2016. Verfügbar unter: http://zbmedblog.de/?p=54
- 7.
- Tiedt J. Petition zum Erhalt von ZB MED. ZB MED-Blog. 23.03.2016. Verfügbar unter: http://zbmedblog.de/?p=65
- 8.
- Tiedt J. Wie geht es weiter. ZB MED-Blog. 24.03.2016. Verfügbar unter: http://zbmedblog.de/?p=67
- 9.
- Tiedt J. Aktueller Stand des Protests. ZB MED-Blog. 06.04.2016. Verfügbar unter: http://zbmedblog.de/?p=110
- 10.
- Ostrzinski U. #keepZBMED – Wie es nach Beendigung der Petition weitergeht. ZB Med-Blog. 02.05.2016. http://zbmedblog.de/?p=231
- 11.
- Ostrzinski U. Licht am Horizont – Update zu den Entwicklungen bei ZB MED. ZB MED-Blog. 02.06.2016. Verfügbar unter: http://zbmedblog.de/?p=278
- 12.
- Ostrzinski U. ZB MED begibt sich in einen Transformationsprozess. ZB MED-Blog. 28.06.2016. Verfügbar unter: http://zbmedblog.de/?p=323
- 13.
- ZB MED Pressespiegel. Verfügbar unter: http://www.zbmed.de/ueber-uns/presse/pressespiegel/
- 14.
- VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Zukunftsfähige Informationsinfrastrukturen für Medizin und Lebenswissenschaften – wer übernimmt die Verantwortung? Offener Brief des VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare an die Bundesministerin für Bildung und Forschung, den Bundesminister für Gesundheit und die Länderminister für Bildung, Wissenschaft und Kultur. 06.05.2016. Verfügbar unter: http://www.vdb-online.org/wordpress/wp-content/uploads/2016/05/Zukunftsf%C3%A4hige-Informationsinfrastrukturen-f%C3%BCr-Medizin-und-Lebenswissenschaften-Offener-Brief-des-VDB.pdf
- 15.
- Siebert I, Nolte-Fischer G, Walter M. Stellungnahme der Sektion 4: Wissenschaftliche Bibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv) zur geplanten Schließung der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften Köln/Bonn. 13.05.2016. Verfügbar unter: http://www.bibliotheksverband.de/fileadmin/user_upload/Sektionen/sektion4/Tagungen/2016_05_13_korr_Stellungnahme_ZB_MED.pdf
- 16.
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- 17.
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- Böhner D. Annotierte Linkliste #keepZBMED – Vierter Teil. Blog Bibliothekarisch.de. 02.05.2016. Verfügbar unter: http://blog.bibliothekarisch.de/blog/2016/05/02/annotierte-linkliste-keepzbmed-vierter-teil/
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- Zentralbibliothek Medizin: Regierung billigt Schließung. Pharmazeutische Zeitung online. 13.06.2016. Verfügbar unter: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=63814
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- ZB MED: Finanzierung läuft aus – Neuaufstellung beginnt. Pharmazeutische Zeitung online. 10.08.2016. Verfügbar unter: http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=64598
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- Bundestagsfraktion DIE LINKE. Kleine Anfrage der Abgeordneten Kathrin Vogler, Sabine Zimmermann (Zwickau), Nicole Gohlke, Dr. Rosemarie Hein, Katja Kipping, Ralph Lenkert, Dr. Petra Sitte, Azize Tank, Harald Weinberg, Birgit Wöllert, Pia Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE. Drohende Verschlechterung des Zugangs zu medizinischem Wissen in Deutschland. Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode. Drucksache 18/8518. 09.05.2016. Verfügbar unter: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/085/1808518.pdf
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- Bundesregierung. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Kathrin Vogler, Sabine Zimmermann (Zwickau), Nicole Gohlke, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE – Drucksache 18/8518. Drohende Verschlechterung des Zugangs zu medizinischem Wissen in Deutschland. Deutscher Bundestag, 18. Wahlperiode. Drucksache 18/8696. 07.06.2016. Verfügbar unter: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/086/1808696.pdf
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