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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Über Angebote zur gesundheitswissenschaftlichen Informationskompetenz in einer neuen Bibliothek – Querfliegen und strategisch Planen: Das Konzept der hsg Bochum

Literature research training in health sciences in a new academic library – straight through and strategic planning: the concept of the “hsg Bochum”

Fachbeitrag

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  • Marina Betker - Hochschulbibliothek, Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland
  • corresponding author Annette Kustos - Hochschulbibliothek, Hochschule für Gesundheit, Bochum, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2014;14(1-2):Doc05

doi: 10.3205/mbi000302, urn:nbn:de:0183-mbi0003020

Published: August 28, 2014

© 2014 Betker et al.
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Zusammenfassung

Für die Fachkontexte der im Oktober 2009 neu gegründeten Hochschule für Gesundheit (hsg) – i.e. Pflege, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie und Hebammenkunde – bedurfte es so früh wie möglich einer Unterstützung der Studierenden und Lehrenden darin, Lern-, Lehr- und Forschungsliteratur im vielfältigen Angebot der Bibliothek inklusive der bereitgestellten externen Informationsquellen aufzufinden und damit professionell umzugehen. Ziel war Soforthilfe, insbesondere für die Pioniere (Erstsemester), sowie eine Implementierung strukturierter Angebote zur Informationskompetenz im Studiensystem. Schulungen und Beratung sollten so persönlich und für die jeweilige Fragestellung zielgerichtet wie möglich sein, aber mittelfristig immer effizienter werden. Erarbeitet wurde bisher eine Mischung von persönlicher Beratung und konsekutiven Bausteinen im Curriculum, die noch weiter stabilisiert und mit Unterrichtsmaterial, Organisationstools und auch E-Learning-Komponenten unterfüttert werden muss. Das Konzept wird im Folgenden dargestellt.

Schlüsselwörter: Informationskompetenz, Schulung, E-Learning, wissenschaftliches Arbeiten, Literaturrecherche, Literaturverwaltung, MEDPILOT, Gesundheitswissenschaften, Therapie, Assistenzmedizin, Pflege, evidenzbasierte Medizin, Medizinbibliothek, wissenschaftliche Spezialbibliothek, Forschungsbibliothek, Hochschule für Gesundheit, hsg, Gesundheitscampus Bochum

Abstract

The first state-funded University of Applied Sciences for the fields public health, therapeutics and occupational medicine, especially health care/nursing, physiotherapy, occupational therapy, speech and language therapy and midwifery, the “Hochschule für Gesundheit – hsg” was founded in October 2009. As soon as possible the academic library had to support students and teachers to find print and electronic resources for learning, teaching and research in the library portfolio of catalogs, databases and full texts including external repositories, and to organize it in a professional way. Designated target was help at once, especially for the pioneers (study beginners), but also establishing structured elements for an information literacy program within the curricula. Literature research trainings were aimed to be as personal and focused on the topic as possible but also to get more and more efficient. First result of the efforts is a mixture of personal advice and training and consecutive modules in curricula, which have to be stabilized with teaching material, organization tools and e-learning components.

Keywords: information literacy, literature research training, e-learning, academic conduct, literature research, literature organizing, MEDPILOT, health sciences, therapeutics, nursing, evidence based medicine, occupational medicine, academic health library, health research library, University of Applied Health Sciences Bochum, Health Campus Bochum


Historie und Grundgedanken der Angebote zur Informationskompetenz

Die Hochschule für Gesundheit – hsg – wurde als erste staatliche Hochschule für die Themenfelder öffentliche Gesundheitsversorgung, praktische Medizin, Pflege, Therapie im Oktober 2009 in Bochum gegründet. Ein wissenschaftliches Studium der Fächer Pflege, Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Hebammenkunde soll auf der Grundlage des Prinzips der evidenzbasierten Medizin Gesundheitsversorgung und therapeutische Behandlungen in Krankenhäusern, Praxen und in der häuslichen Betreuung professionalisieren. Ab Wintersemester 2014/2015 wird das Angebot voraussichtlich um zwei neue Studiengänge „Gesundheit und Diversity“ sowie „Gesundheitsorientierte Sozialraumgestaltung“ erweitert.

Die Hochschulbibliothek wurde in der ersten Zeit des Hochschulbetriebes durch eine engagierte Aushilfskraft betreut. Es gab dort mithilfe der Beschaffungsstelle in der Verwaltung und dem örtlichen Buchhandel aufgrund von Bestellwünschen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Grundlagenliteratur in Form gedruckter Lehr- und Fachbücher – ein überschaubares Angebot, das zunächst dazu dienen sollte, das Wichtigste des fachlichen Literaturbedarfes abzufangen. Seit 2011 ist die Leitung der Bibliothek hauptamtlich besetzt. Seitdem ist das Angebot an gedruckten Büchern und Fachzeitschriften, aber vor allem elektronischer Datenbanken und Literatur stetig angewachsen. Durch die räumliche Begrenztheit der Interimsunterbringung, die bis zum Umzug auf den Gesundheitscampus Bochum voraussichtlich im Frühjahr 2015 noch andauern wird, gab es für den gedruckten Bereich zunächst ein natürliches räumliches Limit, das durch Handapparate für die Wissenschaft und die Ausleihfreude der Studierenden virtuell noch etwas erweitert war [1], [2].

Zunächst wurde daher der Fokus auf die elektronische Literaturversorgung gesetzt: National-, Allianz-, Konsortial- und Individuallizenzen für Datenbanken, E-Books und insbesondere internationale Zeitschriften, die nur noch elektronisch angeboten werden, sind aufgebaut worden. Dazu gibt es Sprachkurse und ein Literaturverwaltungstool sowie Bilddatenbanken. Die Bibliothek verfolgt mit dem Aufbau dieses Angebots gleichzeitig das Ziel, bis zum Jahr 2015 das Portfolio zu evaluieren. Am Beginn eines neuen, gleichsam fachlich spezialisierten wie interdisziplinären Lehr- und Forschungsgebiets im Rahmen einer neu gegründeten Hochschule liegen selbstverständlich solche Daten sowohl bezogen auf einen vereinbarten Qualitätsstandard der Literaturversorgung wie über die tatsächliche, quantitative Nutzung nicht vor.

Die Problematik des Ansinnens lag allerdings in der Sache selbst: wie soll man in einer durch Aufbauarbeit geprägten, noch nicht in einem Normalbetrieb agierenden Hochschule, während der Selbststrukturierung der Lehre und der Bibliothek valide Informationen zur Qualität und Nutzung von Datenbanken etc. gewinnen. Die Bibliothek muss nutzerfreundliche Zugänge auf Ressourcen erst bauen, im Sinne der „usability“ die Performanz erst gestalten und viele der Benutzerinnen, Benutzer in Zusammenarbeit mit der Wissenschaft an die Fachquellen erst heranführen. Wer „seine“ Fachdatenbanken nicht kennt, weil er sie z.B. nicht schnell findet oder ein Dozent sie ihm auch nicht empfiehlt, oder noch sehr unbedarft im Umgang mit solchen Ressourcen ist, kann gar nicht nutzen.

Dem beigeordnet stand der meist punktuelle, dann aber vehement auftretende Bedarf von Studierenden: „Ich brauche mal eben Literatur zum Thema X“, „Wie komme ich an den Zeitschriftenartikel Y?“ oder Anforderungen von Lehrenden wie „...kommen Sie doch mal morgen in meine Vorlesung und erklären Sie die Nutzung der medizinischen Datenbanken, die wir haben“ (Zeitrahmen 15 Minuten), die sicherlich nicht aus Unverfrorenheit so formuliert wurden, sondern aus der Unkenntnis über die Komplexität des Portfolios. In der Tat entsteht mit zunehmendem Angebot der Bedarf an einer geleiteten Einführung und Professionalisierung im Umgang damit. Dies ist keinesfalls eine Erfindung von Bibliothekaren. Dies konnte insgesamt auch nicht die Aufgabe nur EINES Bibliothekars sein. Der Bedarf half deutlich, im Sommer 2012 eine speziell für den Bereich Informationskompetenz, Fachrecherche und E-Learning vorgesehene, für den Fachkontext gesundheitswissenschaftlicher Literatur qualifizierte Bibliothekarin einzustellen, die diese Themen nun konsequent mitgestaltet und umsetzt.

Ziel war dreierlei: einmal persönlich und thematisch zielgerichtet Studierende und Lehrende in die Systeme einführen, insbesondere den ersten und zweiten Studierendenjahrgang, die als Pioniere die größten Hürden zu nehmen hatten, sowie dann die Bachelorarbeitsanwärter. Auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten alleine oder im Team die Bibliotheksquellen kennenlernen können und dies aus zweierlei Gründen: für die eigene Nutzung sowie für die Kommunikation an die Studierenden. Die Schulungsbibliothekarin sprang hierfür sozusagen wie im Querflug durch die verschiedenen Semester, Fächer und Nutzungsanlässe, ob Klausur, Praktikum, Vorlesung oder wissenschaftliche Textarbeit.

Zum Zweiten, und das war für die Implementierung der Angebote und die Nachhaltigkeit dieser Arbeit äußerst wichtig, sollten Vorlesungen und Übungen zur Bibliotheksbenutzung, fachlichen Literaturrecherche, Literaturverwaltung und zum akademischen Umgang mit Literaturquellen (Bewertung, Zitieren, Vermeidung von Plagiarismus, wissenschaftliches Arbeiten) in die Curricula (!) und nicht nur als „Sonderangebot“ nebenher laufen und damit das bekannte Add-On-Dasein fristen, das unter der ohnehin schon hohen Belastung der Hochschulmitglieder nur sporadisch wahrgenommen wird. Unterstützt oder nachbereitet von Kleingruppenschulungen oder persönlicher Beratung neben dem Lehrangebot sollten feste Bausteine im Studiensystem verankert sein. Dieses Konzept wird von der Bibliotheksleitung und der zuständigen Bibliothekarin unerbittlich weiter verfolgt.

Zum Dritten sollte die Nutzung der Quellen – durch Bekanntheit und Sicherheit im Umgang damit in einen besseren Nutzungskontext gestellt – erhöht und nach und nach evaluierbar werden. Es ist bereits zu Früchten dieser Anstrengungen gekommen: die Nutzung IST stark angestiegen, Bestellungen auf Aufsatzkopien gingen zurück, weil man die elektronischen Volltexte besser fand und es beginnt sich bzgl. Nutzungsanalyse allmählich die Spreu vom Weizen zu trennen. Wer gut erklärte Fachquellen nicht nutzt, braucht entweder diese Fachquelle inhaltlich nicht, oder sie ist eventuell technisch zu kompliziert etc. Allerdings werden natürlich auch stärker strukturierte Evaluationsmaßnahmen ergriffen, die hier aufgrund der eigentlichen Themenstellung nicht im Einzelnen dargestellt werden sollen. Die schönste Frucht ist mithin die Feststellung von Lehrenden, die Studierenden würden bessere Quellen benutzen und qualitativ hochwertigere Beiträge erarbeiten. Dies sind zwar Einzelaussagen, aber man hört das in der Regel im Bibliotheksalltag nicht oft und darum darf es erfreuen.

Was die Informationskompetenzangebote selbst betrifft, ist bisheriges Ergebnis nun ein strategisch angelegtes, praktisches Beratungs- und Schulungsangebot, das über das E-Learning-System der Hochschule, Moodle, beworben, erklärt und soweit schon möglich mit Material unterfüttert wird.


Konzept und Praxis im Einzelnen

Ein Baustein des entstandenen Schulungsprogrammes der Bibliothek ist das Angebot eines sogenannten „Personal-Library-Trainings“. Hierbei handelt es sich um individuelle Beratungstermine, die zwischen der Bibliothek und den Studierenden oder Mitarbeitern der Hochschule vereinbart werden können. Die thematische Ausrichtung der Beratung wird von den Interessierten selbst festgelegt. So hilft die Bibliothek bei Fragen zum Umgang mit speziellen Datenbanken, zur Bildung von Recherchestrategien, zur Dokumentation von Rechercheergebnissen, zur Beschaffung von Volltexten, zum richtigen Zitieren und zum Umgang mit Literaturverwaltungsprogrammen. Es existiert kein zeitlicher Rahmen für eine Beratung im Sinne einer „Sprechstunde“. Die Termine werden ganz individuell auf Anfrage per E-Mail, Telefon oder persönlich vereinbart. Außerdem steht die Bürotür der entsprechenden Ansprechpartner überwiegend offen, so dass Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fast jederzeit die Möglichkeit haben, kurze Fragen direkt ohne Termin abzuklären. Beratungen für 1–3 Personen werden im eigenen Mitarbeiterbüro durchgeführt. Im Falle einer Anfrage ab 4 Personen finden Schulungen im DV-Pool der Hochschule statt. Dieser muss bisher dafür vorher reserviert werden. Um das Angebot unter den Studierenden bekannt zu machen, wurden in der Bibliothek Poster aufgehängt, Informationen in den fachbereichsspezifischen Newsletter und im bibliothekseigenen Moodlekurs platziert. Sämtliche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden über ein Poster in ihrem Postfach über das Angebot informiert. Außerdem bekommt fast jede(r) neue Mitarbeiterin/Mitarbeiter, soweit die Bibliothek über den Stellenantritt informiert ist, eine Begrüßungs-E-Mail, in der sie/er zu einer individuellen Bibliothekseinführung eingeladen wird. Diese Einladung wird nahezu von allen neuen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihren ersten Arbeitswochen wahrgenommen. In diesen Einführungen erfahren sie alle Details zur Benutzung der physischen und elektronischen Bibliothek und über das Schulungsprogramm. Das wichtigste Marketinginstrument ist jedoch die Mundpropaganda. Zufriedene Studierende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfehlen die Beratungstermine der Bibliothek an ihre Kommilitonen und Kollegen weiter. Es wurden auch schon Studierende aufgrund der Empfehlung durch ihre Dozenten in die Bibliothek geschickt.

Zu den Schulungen, die fakultativ an bestimmten durch die Bibliothek vorgegebenen Terminen durchgeführt werden, gehört die Veranstaltung zum Umgang mit dem Literaturverwaltungsprogramm EndNote. Die Hochschule verfügt seit knapp 1½ Jahren über eine Campuslizenz, welche von Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Studierenden genutzt werden kann. Seitdem werden während des laufenden Semesters etwa alle 14 Tage zweistündige Schulungen für bis zu 15 Studierende pro Veranstaltung im DV-Pool der Hochschule angeboten, so dass auch jede(r) Teilnehmerin/Teilnehmer die Übungen an einem eigenen Rechner durchführen kann. Die Termine werden über die Newsletter, Moodle, Aushänge und Facebook bekanntgegeben und sind gut besucht. Findet sich eine Kleingruppe ab 4 Personen zusammen, die auch Interesse an dem Programm hat, jedoch an keinem der vorgegebenen Terminen Zeit findet, werden auch hier individuelle Termine vergeben. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ebenfalls Interesse an einer EndNote-Einführung bekunden, werden auf Wunsch einzeln im ihrem eigenen oder im Büro der Ansprechpartner in der Bibliothek geschult. Studierende, die nach einem Besuch einer solchen Schulung weiterhin kleinere Fragen zum Programm haben, wenden sich per E-Mail an die Bibliothek oder melden sich im Nachhinein zusätzlich für eine individuelle Beratung an.

Curricular ist die Bibliothek mit verschiedenen Lehrveranstaltungen in das 1.,3. und 7. bzw. 8. Fachsemester eingebunden.

Fachsemester 1

Im ersten Fachsemester ist die Bibliothek mit 3 Veranstaltungen innerhalb des für alle Studierenden verbindlichen Moduls „Wissenschaftliches Arbeiten“ vertreten. Bereits in der Orientierungswoche zu Beginn des 1. Fachsemesters lernen die Studienanfänger die Bibliothek kennen. Etwa 200 Studierende werden von 2 Bibliothekaren parallel in einer 90-minütigen Veranstaltung in die Bibliotheksbenutzung eingeführt. Die Einführung gliedert sich in einen etwa 45-minütigen Vortrag über die Nutzungsmodalitäten und die Einordnung der Bibliothek in den Kontext des wissenschaftlichen Arbeitens. Die Studierenden werden anschließend in Gruppen aufgeteilt und durchlaufen 2 Stationen. Zum einen lernen sie innerhalb von 20 Minuten im DV-Pool die wichtigsten Funktionen des Lernmanagementsystems Moodle kennen. Dies ist notwendig, da man bisher auf alle elektronischen Ressourcen der Bibliothek nicht über eine Webseite, sondern über einen bibliotheksspezifischen Moodlekurs zugreifen muss. Da Moodle auch von den Fachbereichen als Lernplattform eingesetzt wird und die Studierenden dadurch ohnehin auf die Plattform zugreifen, ist die Bibliothek auch virtuell integriert. Die Vorstellung des Portals übernimmt freundlicherweise der E-Learningkoordinator der Hochschule. Danach werden sie durch das Lösen von kurzen Aufgaben durch die aktivierende Methode der „learning library“ [3] dazu animiert, die Bibliothek selbstständig kennenzulernen. So ist das Ziel, fehlende bibliographische Angaben eines Fachartikels zu ergänzen, in dem zuerst einmal der Aufstellungsort der gedruckten Zeitschriften gefunden, dann das richtige Heft und der gesuchte Artikel identifiziert werden müssen. Es gibt vorher keine weiteren Anleitungen, jedoch kann das Bibliothekspersonal befragt werden.

Zwei Wochen nach dieser ersten Einführung findet eine weitere Lehrveranstaltung statt, in der es vor allem um das Kennenlernen und Unterscheiden verschiedener Publikationstypen und das Finden von gedruckten und elektronischen Zeitschriften und Büchern geht. Leider kann diese Veranstaltung aufgrund der großen Personenanzahl nicht im DV-Pool durchgeführt werden. Allerdings werden die Studierenden im Vorfeld gebeten, soweit vorhanden, eigene Laptops mitzubringen, so dass sie Neugelerntes an Ort und Stelle ausprobieren können – nichts ist langweiliger und sinnloser als ein Frontalvortrag über Rechercheinstrumente. Eine dritte Veranstaltung folgt dann etwa 2½ Monate später. In dieser Zeit sind die Studierenden bereits damit beschäftigt, ihre ersten Hausarbeiten zu schreiben. Hier müssen teilweise schon Studien oder Statistiken für die Erstellung eines Posters gefunden werden. Deshalb gibt die Bibliothek in dieser Phase einen Überblick über Datenbanken, die zu diesem Zeitpunkt bereits hilfreich sein könnten (wie z.B. die Datenbank Statista). Außerdem lernen sie die Grundlagen der Anatomie und Physiologie. An dieser Stelle sind die Bilddatenbanken der Bibliothek sinnvoll. Vor allem aber wird ihnen MEDPILOT als virtuelle Fachbibliothek der Medizin vorgestellt, in der unter einer einheitlichen Oberfläche Artikel, Bücher, Dissertationen usw. aus verschiedenen Recherchequellen zu finden sind.

Nach diesen drei Veranstaltungen ist die Bibliothek für viele der Studienanfänger ein integrativer Bestandteil ihres Studiums. Sie kennen gängige Rechercheinstrumente, nutzen die Bibliothek als Lernort und als Schulungs- und Beratungseinrichtung.

Fachsemester 3

Das Modul „Evidenzbasierte Forschung und Praxis“ ist obligatorischer Bestandteil im Curriculum aller Studiengänge im 3. Fachsemester. Um das Modul erfolgreich abzuschließen, ist von jedem Studierenden ein Review anhand eines selbstgewählten Themas anzufertigen. Nachdem die Studierenden eine klinische Fragestellung entwickelt haben, besteht der nächste Schritt in der systematischen Recherche von klinischen Studien. Diese werden im Anschluss von ihnen bewertet und verglichen. Die Lehre für den methodischen Teil des Reviews wird für jeden Studienbereich spezifisch von der Bibliothek übernommen. So wurden also für die entsprechenden Studiengänge Ergotherapie, Hebammenkunde, Pflege, Physiotherapie und Logopädie 90–180-minütige Seminare konzipiert, die in kleinen Gruppen bis 20 Personen in Form von Übungen im DV-Pool durchgeführt werden. Inhaltlich werden die fachspezifischen und evidenzbasierten Datenbanken näher vorgestellt und anhand von fachbezogenen klinischen Fragestellungen Recherchen durchgeführt, mit dem Ziel unter der Anwendung bestimmter Recherchestrategien klinische Studien zu ermitteln. Auch die Dokumentation der Ergebnisse wird grob angesprochen. Dies ist aber zusammen mit der Bewertung der Studien und der Entwicklung von Fragestellungen Bestandteil anderer Seminare, welche von den fachlichen Dozenten durchgeführt werden. Da das Recherchieren eine Komponente der Modulprüfung ist, nehmen die Studierenden überwiegend mit Interesse an den Seminaren teil. Auch nach den Veranstaltungen gibt es relativ viele Anmeldungen für individuelle Beratungen. Die Studierenden kommen dann mit ihrem eigenen Thema in die Bibliothek, um sich bestimmte Funktionen in einer Datenbank näher erklären zu lassen oder um Tipps für die Recherchestrategie zu bekommen.

Fachsemester 7 bzw. 8

Die Studierenden der Therapie- und Pflegestudiengänge schließen nach 7 bzw. 8 Fachsemestern mit dem Verfassen einer Bachelorarbeit ihr Studium ab. Hier ist die Bibliothek mit 2 Veranstaltungen in das Kolloquium eingebunden. Es werden noch einmal extra für die Studierenden in der Bachelorphase drei Termine zur Literaturrecherche und drei Termine für den Umgang mit dem Literaturverwaltungsprogramm EndNote fakultativ angeboten. Hier stehen vor allem die Fragen der Studierenden zu bestimmten Themen im Vordergrund.

Auch für andere Zielgruppen hat die Bibliothek bereits Schulungen durchgeführt, wenn dies ausdrücklich von der Verwaltung oder den wissenschaftlichen Mitarbeitern gewünscht wurde. So gibt es in der Hochschule des Öfteren Veranstaltungen für die Praxisanleiter der Einrichtungen, in denen die Studierenden ihre Praktika absolvieren. In den nächsten Wochen ist auch eine Einführung in die Bibliotheksbenutzung für die Mentorinnen und Mentoren im Rahmen des neuen Mentoring-Programms der Hochschule geplant.

Ab dem Wintersemester 2014/15 startet ein berufsbegleitender Studiengang an der Hochschule für Gesundheit. Um Studierende zu erreichen, die nur selten physisch an der Hochschule sind, müssen neue Schulungsangebote entwickelt werden. Dies könnten z.B. feste Termine im Rahmen der Präsenzzeiten oder Webinare sein. So könnten über ein sogenanntes virtuelles Klassenzimmer Schulungen für Kleingruppen und auch Einzelberatungen realisiert werden.


Ausblick

Es ist immer schwierig, gleichzeitig „sofort!“ zu unterstützen und strukturelle Grundlagen für ein organisiertes, effizientes und effektives Handeln zu schaffen, insbesondere wenn dieses Problem in mehreren Themenbereichen vorliegt. Die Bibliothek der hsg hat z.B. im Bereich Bibliothekssystem, Verbundkatalogisierung, Discovery, RFID, Lizenzverwaltung, Controlling, Bibliotheksbau und Dienstleistungsmanagement mehrere solcher Baustellen. Es ist daher insgesamt positiv zu sehen, dass bereits ein gut strukturiertes IK-Schulungssystem vorliegt. Den Studiengangsplanern der Hochschule sowie engagierten Lehrenden ist es zu verdanken, dass das Angebot eingebaut und angenommen wurde. Man hat die Bibliothek hier nicht als störend oder nebenher empfunden, sondern als wichtigen Partner bei der Bewältigung der täglichen Lehr- und Lernarbeit. Dies muss die Bibliothek wachhalten, auch für die neuen Studiengänge aufbauen sowie für bereits von der Hochschule angedachte Masterstudiengänge verfeinern.

Was noch fehlt, ist ein variantenreicher „Materialtopf“ für Schulungen und Übungen. Außerdem ist die „3. Dimension“, das E-Learning gestützte Schulen noch in den Kinderschuhen. Tutorials, Chat o.a. und Veranstaltungsplanung könnten erstellt und über Moodle organisiert werden. Hier ist der nächste Schritt zu gehen. Zur Erstellung von Lehrfilmen und Tutorials wurde eine spezialisierte Software beschafft – es kann losgehen.


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autorinnen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.


Literatur

1.
Kustos A. Die neue Hochschulbibliothek für Gesundheitswissenschaften der Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum. GMS Med Bibl Inf. 2012;12(3):Doc21. DOI: 10.3205/mbi000257 External link
2.
Kustos A. Die neue Hochschulbibliothek für Gesundheitswissenschaften der Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum – Zwischenbericht einer strategisch angelegten Planung. GMS Med Bibl Inf. 2013;13(1-2):Doc09. DOI: 10.3205/mbi000273 External link
3.
Rockenbach S. Neugier und Zweifel – Informationskompetenz anders! [Vortrag]. 3. Internationale Fachtagung „Die lernende Bibliothek/La biblioteca apprende“; 25.–27. Sep 2007; Salzburg. URN: urn:nbn:de:hebis:34-2007100519309 External link