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GMS Medizin — Bibliothek — Information.

Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

ISSN 1865-066X

Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin hat ihr Suchportal für Medizin und Gesundheitswesen um einen entscheidenden Schritt weiterentwickelt: Integration der Bibliothekskontofunktion in MEDPILOT

The German National Library of Medicine has extended the functions of the search portal for Medicine and Health by adding an important feature: the integration of the user accounts in MEDPILOT

Fachbeitrag

Search Medline for

  • author Kendra Hinnenthal - ZB MED – Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln/Bonn, Deutschland
  • Jana Pössel - ZB MED – Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln/Bonn, Deutschland
  • Dieter Schuh - ZB MED – Deutsche Zentralbibliothek für Medizin, Köln/Bonn, Deutschland

GMS Med Bibl Inf 2012;12(1-2):Doc13

doi: 10.3205/mbi000249, urn:nbn:de:0183-mbi0002491

Published: September 6, 2012

© 2012 Hinnenthal et al.
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Zusammenfassung

Um den Nutzern über nur einen Rechercheeinstieg in MEDPILOT auch Bestell- und Kontofunktionen des Kataloges Medizin. Gesundheit. bieten zu können, hat die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) diese Funktionen des OPAC komplett in MEDPILOT eingebunden. Der Artikel stellt die Zielsetzung, die organisatorische Umsetzung sowie die Evaluation durch eine Usability-Studie vor.

Schlüsselwörter: MEDPILOT, Suchportal, Suchmaschine, Katalog, Katalog für Medizin und Gesundheitswesen, Katalog-Integration, Konto, Kontofunktionen, OPAC, Verfügbarkeit, Web-Service, Usability

Abstract

In order to provide users fast access to the order- and account functions of the “Medicine. Health.” catalogue, the German National Library of Medicine has completely integrated these functions into the search portal MEDPILOT. This article presents the objectives, the implementation and its evaluation through a usability study.

Keywords: MEDPILOT, search portal, search engine, catalogue, Medicine and Health catalogue, integration, user account, functions of user account, OPAC, availability, web-service, usability


1 Ausgangslage: Zwei Benutzeroberflächen

Seit dem Jahr 2003 betreibt die ZB MED für die Fachgebiete Medizin und Gesundheitswesen das Suchportal MEDPILOT, zunächst auf der Basis einer Metasuche. 2010 wurde MEDPILOT um eine indexbasierte Suchmaschine mit linguistischer und semantischer Analyse, dem Morphosaurus, erweitert. Von Anfang an bot MEDPILOT ein integriertes Bestellsystem für Dokumentlieferungen.

Daneben existierte für die klassischen Bibliotheksnutzer weiterhin die Rechercheoberfläche des Kataloges, der OPAC Medizin. Gesundheit. des lokalen Bibliothekssystems SISIS SunRise. Zwar waren bereits von Anfang an die Titeldaten des Kataloges Medizin. Gesundheit. in MEDPILOT enthalten, es fehlten aber die Verfügbarkeitsinformationen sowie alle Kontofunktionen.


2 Ziel: Alles unter einem „Dach“

Um dem Nutzer alle OPAC-Funktionen in MEDPILOT zur Verfügung zu stellen, wurden diese in das Portal integriert.

Über MEDPILOT wird dem Nutzer somit ein zentraler Rechercheeinstieg für die Fächer Medizin und Gesundheitswesen geboten. Damit gewinnt MEDPILOT an Bekanntheit und als zentrales Angebot der ZB MED an Bedeutung.


3 Gewinn: Mehrwert für alle

Eine Zusammenführung der Oberflächen von MEDPILOT und OPAC hat sowohl für den MEDPILOT-Nutzer als auch den bisherigen OPAC-Nutzer Vorteile. Der MEDPILOT-Nutzer kann sowohl Verfügbarkeit als auch Kontofunktionen direkt erfassen und der „Sprung“ in den OPAC über Links entfällt. Der Ortsnutzer wiederum, der bislang die OPAC-Recherche bevorzugt hat, bekommt über MEDPILOT zusätzliche Angebote wie kostenfreie Online-Quellen und Volltext-Zugriffe sowie Bestellmöglichkeiten von kostenpflichtigen Dokumenten angeboten. Der Nutzer muss nun nicht mehr entscheiden, welches Angebot der Bibliothek für welchen Zweck ausgewählt werden muss.

Für die ZB MED konzentriert sich die Entwicklung der Benutzeroberfläche ausschließlich auf das Portal. Die Darstellung und Verknüpfung der Katalogdaten, die auf Bibliothekssystemebene der Entwicklung des Herstellers unterworfen waren, lassen sich flexibel gestalten. Einen weiteren Mehrwert bieten die Verknüpfungsmöglichkeiten über mehrere Datenquellen.


4 Durchführung: Sukzessive Verbesserungen

In einem Zeitraum von knapp zwei Jahren wurden sukzessive Verbesserungen der Suche, Trefferliste und Verfügbarkeit sowie die Implementierung der Kontofunktionen in MEDPILOT vorgenommen.

4.1 Suche

In der ersten Phase wurden Suchfunktionen aus dem OPAC in MEDPILOT übertragen. In Abstimmung mit der Benutzungsabteilung lag das Hauptaugenmerk dabei auf PubMed-ähnlichen Suchfunktionalitäten, verbessert durch den Komfort, den Nutzer bei ihren bisherigen Recherchen in OPAC und MEDPILOT gewöhnt waren. So wurde z.B. die Recherche nach Zeitschriftentitelabkürzungen oder speziellen Dokumenttypen (inklusive MEDLINE Publication Types) ermöglicht und zusätzlich die Suchmöglichkeiten nach ISBN/ISSN und der PMID verbessert.

4.2 Trefferanzeige/Verfügbarkeit

In der zweiten Phase wurde die Trefferanzeige angepasst, insbesondere was die Darstellung von Zeitschriften anbelangt. Als besonderer Service sind Artikel aus Datenquellen wie „MEDLINE“ oder „Current Contents“ mit Angaben zur Zeitschrift aus dem ZB MED Bestand angereichert und verlinkt. Nutzer haben so die Möglichkeit, an interessante MEDLINE-Artikel – im besten Fall kostenfrei – direkt über die ZB MED zu gelangen. Über die Zeitschriftenheftanzeige ist der Nutzer zudem immer über aktuelle Hefteingänge in der ZB MED informiert.

Als weitere Verbesserung im Vergleich zur OPAC-Oberfläche ist in diesem Zusammenhang die Verlinkung zwischen verschiedenen Ausgaben eines Werkes zu nennen. Wenn das Datenmaterial entsprechend ausgestattet ist, kann in MEDPILOT direkt von einer parallelen Ausgabe zu einer anderen gesprungen werden (deutsche/englische Ausgabe eines Werks, Druck-/Online-Ausgabe).

Auch die Trefferliste wurde überarbeitet. Wichtige Funktionen sind nun direkt aus der Trefferliste heraus aufrufbar: Coverabbildungen, Zugang zu Inhaltsverzeichnissen oder zum Volltext sowie die lokale Verfügbarkeit. Bei Titeln des Katalogs Medizin. Gesundheit. findet sich der aktuelle Ausleihstatus der ersten 3 Exemplare direkt in der Trefferliste. Eine intelligente Sortierung sorgt dabei dafür, dass die „besten“ Exemplare oben stehen. Funktionen wie „Vormerken“ oder „Aus dem Magazin der ZB MED bereitstellen lassen“ stehen ebenfalls ohne Umwege zur Verfügung.

4.3 Kontofunktionen

Im letzten Schritt wurden die Kontofunktionen implementiert. Eine besondere Herausforderung war dabei die Verbindung des für die Dokumentlieferung genutzten MEDPILOT-Kontos mit dem Bibliotheksnutzerkonto. Die Nutzer können sich nun mit den Zugangsdaten ihres Bibliothekskontos bei MEDPILOT kurzregistrieren bzw., falls sie schon ein MEDPILOT-Konto haben, dieses für die Nutzung des Bibliothekskontos freischalten. Die weiteren Zugriffe auf das Bibliothekskonto erfolgen für den Nutzer dann weitgehend im Hintergrund.

Die Zusammenführung beider Services zu einem Account ermöglicht es dem Nutzer, alle Vorgänge von kostenpflichtigen Dokumentbestellungen bis ausgeliehenen oder vorgemerkten Medien auf einen Blick in seinem Konto zu erfassen. Bei Änderungen von Adressdaten in MEDPILOT werden diese automatisch in das lokale Bibliothekssystem weitergegeben. Genauso werden Datenänderungen im Ausleihclient des Bibliothekssystems automatisch an MEDPILOT weitergegeben.

Die OPAC-Funktionen greifen über eine selbst definierte Web-Service-Schnittstelle auf das Lokalsystem zu. Dazu waren keine Änderungen am Lokalsystem notwendig. Der auf Apache/ModPerl basierende Web-Service wurde von Mitarbeitern der ZB MED in Perl entwickelt. Unterstützung seitens OCLC wurde nicht benötigt.

Während der Implementierung wurden laufend eine interne Evaluierung der Neuerungen durch Beschäftigte der Benutzungsabteilung vorgenommen und Verbesserungsvorschläge eingearbeitet.

4.4 Usability-Studie

Vor dem Online-Gang der Kontofunktionen wurde zusätzlich eine Usability-Studie durchgeführt, um die Benutzungsfreundlichkeit zu überprüfen und eine einfache und schnelle Bedienung der neuen Funktionen zu gewährleisten. Die Studie wurde mit 13 Testpersonen durchgeführt, die ein Studium der Medizin an der Universität zu Köln absolvieren. Die neuen Funktionen wurden dabei durchweg positiv wahrgenommen und als stimmig bewertet. Kleinere Fehler, die dabei aufgedeckt wurden, konnten sofort behoben werden, z.B. wurden missverständliche Statusmeldungen bei der Kontoverlängerungsfunktion verbessert. Kritik gab es vor allem am allgemeinen Layout, das an manchen Stellen zu überladen wirkt. Gleichzeitig wurde aber von den Testpersonen die breite Auswahl an Fachliteratur und Zusatzinformationen wie Cover, Abstracts und Links zu Inhaltsverzeichnissen in der Kurztrefferliste als besonders positiv hervorgehoben. Es zeigt sich, dass die Ausgewogenheit zwischen Angebot und der dazu führenden Unübersichtlichkeit des Layouts eine besondere Herausforderung darstellt. Weitere konkrete Angaben zur Usability-Studie folgen, sobald die detaillierte Auswertung stattgefunden hat.

4.5 Öffentlichkeitsarbeit

Die Neuerungen im Bereich Suche, Trefferliste und Verfügbarkeit wurden nach und nach in MEDPILOT freigeschaltet und allen Beschäftigten in der ZB MED auf sogenannten Teamtagen, die der Information über Arbeitsbereiche und Neuerungen im Haus dienen, präsentiert. Vor dem Online-Gang wurden besonders die Beschäftigten in der Benutzungsabteilung intensiv geschult.

Zu Semesterbeginn sind die Schulungen der Studierenden nun nicht mehr nur auf den OPAC ausgerichtet, sondern bestehen aus einer Einführung in MEDPILOT mit dem Schwerpunkt Katalognutzung. Im Zuge dessen wurde das Wort OPAC abgeschafft und durch die Formulierung „Katalog Medizin. Gesundheit.“ ersetzt.

Über die ZB MED-Website und bei Neuanmeldung werden die Nutzer über die Neuerungen informiert (MEDPILOT-Flyer: http://www.zbmed.de/fileadmin/user_upload/Flyer/MEDPILOT_Flyer/MP-Katalog_Flyer.pdf).


5 Stand und Ausblick: Positiver Auftakt

Die Kontofunktionen des Katalogs Medizin. Gesundheit. wurden am 2. Juli freigeschaltet. Seitdem konnte eine Steigerung der Anmeldezahlen um fast das Fünffache (Juni auf Juli 2012 von 136 Anmeldungen/Monat auf ca. 647 Anmeldungen/Monat) festgestellt werden. Mehr als 600 Kunden (entspricht 10% der aktiven Bibliotheksnutzer) nutzen bereits die Bibliotheksfunktionen in MEDPILOT. Durch die Auswertung der Usability-Studie werden fortlaufend Verbesserungen der Oberfläche in MEDPILOT inklusive der Kontofunktionen vorgenommen. Weitere Usability-Studien, z.B. zur Verbesserung des allgemeinen Layouts, werden folgen.

Feedback und Verbesserungsvorschläge sind uns jederzeit willkommen, um MEDPILOT als zentrales Suchportal für die Fächer Medizin und Gesundheitswesen weiterzuentwickeln!


Anmerkung

Interessenkonflikte

Die Autoren erklären, dass sie keine Interessenkonflikte in Zusammenhang mit diesem Artikel haben.