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64. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

23. - 24.05.2014, Rostock/Warnemünde

Perioperative okuläre Blutungskomplikationen bei Patienten mit primärer rhegmatogener Ablatio retinae – Welche Rolle spielt eine Antikoagulation?

Meeting Abstract

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  • Johannes Affeldt - Göttingen
  • N. Feltgen - Göttingen

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 64. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. Rostock-Warnemünde, 23.-24.05.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14vnda43

doi: 10.3205/14vnda43, urn:nbn:de:0183-14vnda432

Veröffentlicht: 20. Mai 2014

© 2014 Affeldt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Bei der vitreoretinalen Notfallversorgung wird das Blutungsrisiko von antikoagulierten Patienten im Vergleich zu Patienten ohne medikamentöse Antikoagulation als erhöht eingeschätzt. Es existieren aber bisher keine umfangreichen Untersuchungen, aus denen sich eine klare Empfehlung für Ablatiopatienten ableiten lässt. Der Operateur muss im Einzelfall das Risiko der Ablatioprogredienz, das Risiko der perioperativen Blutung bei wirksamer Antikoagulation und das thromboembolische Risiko bei Absetzen der gerinnungshemmenden Medikamente gegeneinander abwägen.

Methode: Monozentrische und retrospektive Analyse über einen Zeitraum von 5 Jahren (2008-2012) aller Patienten mit dem ICD Code H33.0 (Netzhautablösung mit Netzhautriss). Ausgewertet wurden: Gerinnungshemmung, perioperative Blutungskomplikationen und Operationsmethode. Pro Patient wurde nur ein Auge ausgewertet. Die statistische Auswertung erfolgte mit dem Chi-Quadrat- bzw. Fishers exaktem Test (Binär) und dem Wilcoxon-Mann-Whitney Test (Scores).

Ergebnisse: Die Daten von 870 Ablatiopatienten wurden analysiert. 516 (59%) waren männlich, das mittlere Alter betrug 61 Jahre. 686 (79%) Patienten hatten keine Gerinnungshemmer, 184 (21%) Patienten waren antikoaguliert (128: ASS; 46: Marcumar; 4: ASS + Clopidogrel; 3: Clopidogrel; 3: Heparin). 454 (52%) Patienten wurden eindellend versorgt, 294 (34%) mit alleiniger 20 gauge Vitrektomie und 122 (14%) mit einer Kombination beider Methoden. Im gesamten Kollektiv kam es bei 68 (8%) Patienten zu Blutungskomplikationen. In der Gruppe der Patienten ohne Gerinnungshemmer waren das 51 (7%) Fälle, in der Gruppe der antikoagulierten Patienten 17 (9%) Fälle, ein Gruppenunterschied konnte nicht festgestellt werden (p=0,44). Unabhängig von der Gerinnungshemmung kam es zu mehr Blutungskomplikationen in der Vitrektomiegruppe (n=36; 12%) im Vergleich zur Gruppe, die eindellend versorgt wurde (n=22; 5%), ein Zusammenhang mit der Antikoagulation konnte nicht gefunden werden (p<0,0001 ohne Antikoagulation und p=0,0004 mit Antikoagulation, jeweils eindellende Op versus Vitrektomie). Als Komplikationen wurde beschrieben: subretinale Blutung (n=47), Aderhautblutung (6), präretinale Blutung (4), Vorderkammerblutung (4), Glaskörperblutung (3), Bindehautblutung (4), Blutung aus der Sklerotomie (4), Retrobulbärhämatom (1).

Schlussfolgerung: Perioperative Blutungen sind bei der Akutversorgung von Patienten mit rhegmatogener Ablatio selten und scheinen nicht von dem Einsatz oder der Wahl der Antikoagulantien abzuhängen. Das Operationsverfahren hingegen beeinflusst die Komplikationsrate. Im Vergleich zu eindellenden Operationen wurden Blutungen häufiger bei der 20 gauge Vitrektomie beobachtet.