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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

65. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Hessen

20. - 21.05.2016, Bad Nauheim

Akutes Skrotum als Komplikation einer E.Coli-Sepsis beim Frühgeborenen – Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker C. Van Quekelberghe - Clementine Kinderhospital, Frankfurt am Main, Deutschland
  • C. Rietschel - Clementine Kinderhospital, Frankfurt am Main, Deutschland
  • S. Grasshoff-Derr - Bürgerhospital, Frankfurt am Main, Deutschland
  • K. Latta - Clementine Kinderhospital, Frankfurt am Main, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 65. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Hessen. Bad Nauheim, 20.-21.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sgkjP24

doi: 10.3205/16sgkj29, urn:nbn:de:0183-16sgkj297

Veröffentlicht: 6. Mai 2016

© 2016 Van Quekelberghe et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In der neonatalen Periode ist das akute Skrotum selten. In jedem Fall muss eine Hodentorsion schnellstens ausgeschlossen werden. Eine der wichtigsten Differentialdiagnosen ist die Epididymo-Orchitis (EO), es gibt jedoch nur wenige beschriebene neonatale Fälle. Weitere Ursachen einer Skrotalschwellung oder eines akuten Skrotums beim Neugeborenen sind die Hydrocele, der Leistenbruch und das Hodenhämatom.

Fallbericht: Ein männliches Frühgeborenes der 34. SSW entwickelt am 3. Lebenstag eine Sepsis, die umgehend mit Ampicillin und Cefotaxim IV behandelt wird. Die Blutkultur zeigte Wachstum eines multisensiblen E.Coli. Der Urin erwies sich als unauffällig. Am 4. Behandlungstag trat eine schmerzhafte Schwellung und Rötung des rechten Hodensackes auf. Mittels Farb-Doppler-Sonographie (FDS) wurde eine Hodentorsion ausgeschlossen, sonographisch zeigte sich eine Schwellung der Tunica vaginalis, initial eindeutig ohne Abszedierung. Der Ultraschall der Harnwege war unauffällig.

Bei zunehmender Schwellung und Rötung des Skrotums wurde am 6. Behandlungstag bei V. a. Abszedierung eine chirurgische Exploration des rechten Hodensackes durchgeführt. Der Hoden stellte sich fest aber rosig dar, seröse Flüssigkeit wurde drainiert, die Kultur blieb steril, eine EO wurde somit bestätigt. Die Antibiotika-Therapie wurde über 14 Tage fortgesetzt, die Ausheilung war komplett.

Diskussion: E.coli gilt als häufigster Gram-negativer Erreger bei neonataler Infektion. Nach unseren Kenntnissen gibt es in der Literatur zwar nur 2 Fälle neonataler E. coli Sepsis, die zu einer EO führten und einen Fall, der zu einem Skrotalabszess führte; trotzdem sollte die EO als seltene Komplikation der neonatalen Infektion in Betracht gezogen werden.

Im Gegensatz zu den berichteten Fällen war in unserem Fall die Skrotalschwellung nicht das erste Symptom sondern trat erst nach 4 Behandlungstagen auf. Wir nehmen an, dass sich die Bakterien früh verbreitet haben, die skrotale Entzündungsreaktion aber erst verzögert auftrat.

Die häufigste Ursache von EO bei älteren Patienten ist der Rückfluss von Urin in die Samenleiter, aber hämatogene Streuung oder Aussaat von der Bauchhöhle bei NEC oder Appendizitis durch einen offenen Processus vaginalis wurden auch berichtet.

Bei der körperlichen Untersuchung ist es schwierig die EO von einer Hodentorsion abzugrenzen, aber die Farb-Doppler-Sonographie ist in der Lage erhöhte Durchblutung oder Gewebsschwellung bei EO zu zeigen, wie bei unserem Patienten.