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Frühjahrstagung der Sektion Antimykotische Chemotherapie 2016

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie (PEG e. V.)

22. - 23.04.2016, Bonn

Paracoccidioidomykose in Österreich

Meeting Abstract

  • corresponding author Gernot Wagner - Universitätsklinikum St. Pölten, Klinische Abteilung für Innere Medizin 2, St. Pölten, Österreich
  • Axel Eckhardt - Universitätsklinikum St. Pölten, Klinische Abteilung für Innere Medizin 2, St. Pölten, Österreich
  • Ulrich Sagel - Universitätsklinikum St. Pölten, Klinisches Institut für Hygiene und Mikrobiologie, St. Pölten, Österreich
  • Friedrich Wrba - Medizinische Universität Wien, Klinisches Institut für Pathologie, Wien, Österreich
  • Karl Dam - Universitätsklinikum St. Pölten, Klinische Abteilung für Innere Medizin 2, St. Pölten, Österreich
  • Birgit Willinger - Medizinische Universität Wien, Klinische Abteilung für Klinische Mikrobiologie, Wien, Österreich

Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG). Frühjahrstagung der Sektion Antimykotische Chemotherapie 2016. Bonn, 22.-23.04.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sac14

doi: 10.3205/16sac14, urn:nbn:de:0183-16sac147

Veröffentlicht: 20. April 2016

© 2016 Wagner et al.
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Gliederung

Text

Soweit uns bekannt ist, wurde bisher in Österreich erst ein importierter Fall einer Paracoccidioidomykose dokumentiert [1]. Unabhängig davon berichten wir über einen weiteren Fall. Ein 62-jähriger Pensionist wurde an unserer Abteilung aufgrund von allgemeiner Schwäche, linkseitigen Brust- und Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Nachtschweiß sowie Husten stationär aufgenommen. Anamnestisch war eine Lungentuberkulose mit wiederholten Reaktivierungen zu erheben. Eine genaue Reiseanamnese ergab, dass der Patient vor mehr als 10 Jahren in einer ländlichen Gegend in Peru lebte. Die CT zeigte postspezifische Veränderungen der Lunge sowie deutlich vergrößerte Nebennieren beidseits. In der MRT des Schädels fand sich temporo-parietal eine singuläre Läsion. Weiter ergab die PET eine gesteigert metabolische Aktivität in den vergrößerten Nebennieren sowie einen hypermetabolen zervikalen Lymphknoten. Zusammenfassend bestand der hochgradige Verdacht auf eine neuerliche Reaktivierung der Tuberkulose mit Dissemination in beide Nebennieren und primärer Nebennierenrindeninsuffizienz. Aus dem Sputum war jedoch sowohl mit Ziehl-Neelsen Färbung auch als mit PCR und Kultur Mycobacterium tuberculosis nicht nachweisbar. Es wurde nun entschieden eine CT gezielte Biopsie der linken Nebenniere sowie eine chirurgische Entfernung eines zervikalen Lymphknotens durchzuführen. Die Histologie der Nebennierenbiopsie zeigte Granulome mit zentraler Nekrose, jedoch fand sich auch ein Hinweis auf Pilze. Paracoccidioides brasiliensis konnte mittels Mikroskopie, Kultur und molekularer Sequenzanalyse aus Pilzisolaten nachgewiesen werden. Es wurde die Diagnose einer chronischen Paracoccidioidomykose mit Dissemination gestellt. Eine antimykotische Therapie mit liposomalem Amphothericin B wurde eingeleitet. In weiterer Folge wurde diese durch eine orale Therapie, initial mit Itraconazol und anschließend mit Posaconazol ersetzt. Im Verlauf kam es zu einer klinischen und radiologischen Besserung.

Dieser Fall unterstreicht sowohl die klinischen als auch histologischen Ähnlichkeiten der Paracoccidioidomykose und Tuberkulose. Bei Patienten, die nach Süd- oder Mittelamerika gereist sind oder dort gelebt haben, sollten systemische Mykosen als Differentialdiagnose mitberücksichtigt werden.


Literatur

1.
Mayr A, Kirchmair M, Rainer J, Rossi R, Kreczy A, Tintelnot K, Dierich MP, Lass-Flörl C. Chronic paracoccidioidomycosis in a female patient in Austria. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 2004 Dec;23(12):916-9. DOI: 10.1007/s10096-004-1239-9 Externer Link