gms | German Medical Science

Hintergrund: Bei Vorderkammerlinsen (VKL) gab es seit den 1980er-Jahren keine nennenswerten Innovationen. Die primäre Option ist weiterhin eine starre PMMA-Linse (Kelman Multiflex 2, Alcon Fort Worth, USA), die durch einen 5,0-mm-Zugang implantiert werden kann. Anhand von drei Fallberichten stellen wir eine neue, maßgefertigte VKL für die Behandlung der Aphakie vor.

Methoden: Die einstückige und faltbare, dreiarmige VKL aus hydrophilem Acrylat der Morcher GmbH (Design Kermani) hat einen haptischen Gesamtdurchmesser von 13,0 mm und eine sphärische Optik von 5,0 mm. Die Haptiken sind um 10° von der Optik abgewinkelt, um den Durchfluss des Kammerwassers zu erleichtern. Eine Iridektomie ist nicht erforderlich. „One-size-fits-all“ ist gegeben.

Fälle:

1.

Angeborene Katarakt und in Folge der Lensektomie fortbestehende unilaterrale Aphakie

2.

Aphakie durch eine komplizierte Kataraktoperation mit unzureichender Kapselunterstützung.

3.

Eine Aphakie aufgrund einer späten Entfernung eines dislozierten IOL-Kapselsack-Komplexes. Alle Implantationen erfolgten durch einen 2,5 mm breiten, selbstverschließenden, perilimbalen Zugang.

Ergebnisse: Die Nachuntersuchungen nach 1 Tag, 1 Woche, 3 Monaten und 12 Monaten zeigten reizfreie Verhältnisse bei gut zentrierten VKL. Bei Fall 1 war die Anzahl der Endothelzellen (ECC) unverändert (verbessert). Die Fälle 2 und 3 zeigten bis zu 6 Monaten einen moderaten (OP-bedingten) Rückgang der ECC, der sich danach stabilisierte. Alle Fälle erreichten nach 12 Monaten eine bestkorrigierte (Sı1,0D) Sehschärfe von 0,8 oder besser. Der Augeninnendruck blieb, außer in einem Fall mit einer passageren Druckerhöhung, durchgehend im Normbereich (12–21 mmHg).

Schlussfolgerung: Die dreiarmige Morcher-VKL (Design Kermani) bietet eine vielversprechende Option für die Behandlung von Aphakie unterschiedlichster Genese. Das Verfahren ist einfach, effizient und reversibel. Das Monitoring ist unproblematisch. Der Nachweis einer nachhaltigen Verträglichkeit (CE) muss im Rahmen klinischer Studien erbracht werden. Bis dahin kann die neue VKL als individuelle Sonderanfertigung rezeptiert, bestellt und implantiert werden, wenn sich keine zugelassene und erprobte Alternative anbietet.